Suisse Open Gstaad 2011 |
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Gstaad 2007 |
27. Juli 2011 |
Credit Agricole Suisse Open Gstaad
Ich finde Freilose für topgesetzte Spieler
ungerecht. In Gstaad erhalten die bestklassierten Vier dieses Privileg. Doch
bleiben wir realistisch: Ohne diese Freilose fiele es noch schwerer, Zugpferde
in Berner Oberland zu lotsen. Ich gehe mir die Matches dann einfach erst ab der
zweiten Runde anschauen und dann hat sich das Problem auch wieder erledigt.
Unter
neuem Hauptsponsor haben die Organisatoren in diesem Jahr einen guten Job
gemacht. Soweit wie für ein Sandplatzturnier der 250er-Kategorie mit
Konkurrenzturnieren im kroatischen Umag auf Sand und in Los Angeles auf
Hartplatz möglich waren namhafte Spieler in Gstaad. Vor allem kamen in diesem
Jahr auch alle und sagten nicht im letzten Moment ab.
Wenn man sich die Turniersieger der letzten Jahre auf Bild 2 ansieht, dann sind
das allen Unkenrufen zum Trotz bekannte Namen, die sich keineswegs verstecken
müssen. In diesem Jahr waren mit Almagro, Wawrinka, Youzhny, Verdasco und Lopez
gleich fünf Top 25-Spieler am Start. Der Cut für die Aufnahme ins Hauptfeld
spielt in Gstaad nicht so eine Rolle. Er lag bei Rang 107. Doch einige
Zuschauermagneten vorne raus sind wichtiger als die Spielerbreite. Im letzten
Jahr waren es vier Top 25-Spieler, aber mit Youzhny, Almagro, Bellucci und
Montanes weniger klingend. Der Cut lag 2010 bei Rang 106. Im Jahr 2009 waren nur
Wawrinka und Kohlschreiber von den Top 25 gekommen und der Cut lag bei 107. Wie
gesagt: Der Jahrgang 2011 in Gstaad war ein Guter!
Im nächsten Jahr könnte es prekär werden, da Gstaad durch die Straffung des
Turnierkalenders aufgrund der Olympischen Spiele in London temporär in der
selben Woche ausgetragen wird wie das höher dotierte Turnier der 500er-Kategorie
in Hamburg und das 250er-Turnier in Atlanta. Praktisch alle Aushängeschilder des
diesjährigen Turniers waren in der Vorwoche in Hamburg engagiert gewesen. Ich
bin sehr gespannt, wie sich diese Herausforderung meistern lässt. Aufgrund
meines Partizipationsscheins am Turnier in Gstaad und der jährlichen Dividende
von vier Tickets werde ich das auch im nächsten Jahr am Mittwoch mitverfolgen.
Tour de Suisse
Als ob der Weg nach Gstaad nicht weit genug
wäre, wählte ich mit dem Hinweg via Brünig und dem Rückweg über den Col de
Pillon zwei Alternativrouten. Diese brachten Abwechslung und faszinierende elf
Kantone (TG, ZH, ZG, LU, NW, OW, BE, VD, FR, SO, AG) mit sich. Den Rückweg
traten wir aufgrund des fast schon traditionellen Regens bereits um 17 Uhr an.
Einzel | ||||
1. Runde | 2. Runde | Viertelfinale | Halbfinale | Finale |
Matthias Bachinger - Pablo Andujar (7) 6:1 6:4 |
Julien Benneteau - Matthias Bachinger 6:4 6:4 |
Marcel Granollers (8) - Fernando Verdasco (4) 6:4 3:6 6:3 |
||
Denis Istomin - Martin Fischer (Q) 6:3 3:6 6:4 |
Mikhail Youzhny (3) - Denis Istomin 6:3 6:2 |
Mikhail Youzhny (3) - Andreas Haider-Maurer 6:4 5:7 6:4 |
Marcel Granollers (8) - Mikhail Youzhny (3) 6:3 3:6 6:2 |
|
Mikhail Youzhny (3) - bye . |
||||
Marcel Granollers (8) - Stephane Bohli (W) 6:1 6:0 |
Marcel Granollers (8) - Igor Andreev 6:1 6:3 |
Marcel Granollers (8) - Stanislas Wawrinka (2) 6:3 6:2 |
||
Igor Andreev - Mischa Zverev 6:3 6:2 |
Matthias Bachinger -
Pablo Andujar
Durch den kleinen Umweg über den Brünigpass sowie
einem missglückten Versuch die Westumfahrung mit einer zügigeren
Stadtdurchquerung Zürichs zu ersetzen und der früheren Spielansetzung in Gstaad
aufgrund des befürchteten Regens später am Tag, war die erste Partie des Tages
bei unserem Eintreffen bereits beinahe vorüber. Da ich den folgenden Matches
aber ohnehin Priorität einräumte, war dies nicht so gravierend. Genau ein Game
konnten wir noch miterleben. Die Herren Bachinger und Andujar zeigten im letzten
Game mit mehreren Match- und Breakbällen aber noch minutenlang ihr Können. Die
deutsche Nummer 89 der Welt feierte einen verdienten Überraschungssieg. Er
bezwang die spanische Nummer 47 der Welt und Finalisten von Stuttgart von vor
zwei Wochen noch bevor dieser richtig ins Spiel finden konnte.
Mikhail Youzhny -
Denis Istomin
In den letzten fünf Jahren Dauergast und insgesamt
und sechsten Mal in Gstaad gehört der Russe von der Weltranglistenposition her
meistens zu den Turnierfavoriten. Auch die Halbfinalqualifikation in der
Vorwoche in Hamburg wies auf eine gute Form hin. Bisher hat Youzhny im Berner
Oberland aber nie überzeugt und erst fünf Siege bei genau so vielen Niederlagen
auf dem Konto. In diesem Jahr kamen zwei weitere Matchgewinne und eine
Niederlage hinzu. Seine Vorstellung gegen Istomin war richtig gut. Er behielt
die Zügel fest in der eigenen Hand und konnte mit sicherem Spiel auf die Fehler
des Usbeken warten oder aber wenn nötig selber Akzente setzen. Mittlerweile auch
bereits 29-jährig und vor kurzem erstmals Vater geworden ist so ein Auftritt bei
einem 250er-Turnier in Gstaad für den Russen der harte Touralltag bei dem es
schlichtweg ums Geldverdienen geht. Als Tennisprofi lebt man für die Grand
Slam-Turniere und vielleicht noch ein kleineres Heimturnier. Über das Jahr
verteilt sind diese Gelegenheiten rar. Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist die
Motivation auch während der restlichen Zeit hoch zu halten.
Marcel Granollers -
Igor Andreev
Auch wenn hier nur die Weltranglistennummern 45
(Granollers) und 78 (Andreev) aufeinandertrafen, so hatte ich an diese Partie
die höchsten Erwartungen vom gebotenen Tagesprogramm. Bei seinen bisherigen
sechs Teilnahmen an den Suisse Open erreichte Andreev zweimal das Finale,
zweimal das Halbfinale und einmal das Viertelfinale. Granollers ist erst zum
zweiten Mal in Gstaad. Im letzten Jahr unterlag er in der ersten Runde dem
späteren Turniersieger Almagro.
Bei beiden Spielern ist die Rückhand speziell. Bei Granollers, weil er sie sehr
nahe am Körper spielt (Bild 5). Das sieht beim Spanier schon fast so aus, als
hätte er zu kurze Arme. Bei Andreev ist das Spezielle an der Rückhand, dass er
sie im Normalfall gar nie spielt. Er deckt mit seiner Vorhand wenn immer möglich
den ganzen Platz ab. Seine extremen Top Spin-Schläge gewinnen in der dünnen Luft
von Gstaad durch den hohen Absprung zusätzlich an Effektivität. Doch der
Verlobte von Maria Kirilenko verlor den ersten Satz deutlich. Im zweiten Satz
hofften wir auf eine ausgeglichenere Partie. Doch bei 2:1 kam der Regen und nach
einigem Warten und zweimaliger beinaher Wiederaufnahme der Partie hatten wir vom
unberechenbaren Nass genug und traten den Heimweg an. Insgesamt hatten wir an
diesem Tag nicht viel Tennis gesehen. Doch das was wir gesehen hatten, war
qualitativ richtig gut.
Mit weiteren Siegen über Wawrinka, Youzhny und Verdasco hat Granollers auf dem
Weg zum Titel alles weggeräumt!
Nachtrag September 2013: Zum Ende des Jahres 2013 wird der 30-jährige Andreev seine Karriere beenden.