US Open 2011, New York City |
zurück zur Übersicht Last updated: 30.01.2023 |
Hitting Session - Eric Butorac / Jean-Julien Rojer |
Das ist wohl eine Gelegenheit, die man nur einmal im Leben nutzt. Ich habe mir eine einstündige Hitting Session an den US Open ersteigert. Zugegebenermassen nicht billig. Aber der historisch tiefe Dollarkurs von 80 Rappen nahm mir etwas die Furcht vor dem hohen Gebot.
Mit einer Akkreditierung ausgerüstet gibt es einige
Annehmlichkeiten. Mit dem Batch verläuft eine Sicherheitskontrolle sehr viel
entspannter. Selbst Tennisrackets kann man problemlos auf die Anlage nehmen.
Auch meine Tasche durfte ich draussen am Depot für Rucksäcke und Koffern gratis
abgeben und musste keine fünf Dollar zahlen. "You've got a credential, you don't
have to pay", hatte mich die Dame darauf hingewiesen. Ausserdem konnten wir die
Anlage vor der eigentlichen Türöffnung betreten. So reservierten für unsere
Kameraden, die draussen schon eine Stunde lang am Anstehen waren schon mal die
besten Plätze auf dem Grandstand. Unsere Akkreditierungen waren zwei Tage
gültig.
Die Hitting Session fand am Donnerstag in der ersten
Woche der US Open von 7-8 Uhr statt. Jetzt weiss ich definitiv, dass um diese
Zeit bei einem Grand Slam-Turnier noch nicht viel los ist. Die Spieler
trainieren erst ab etwa 9 Uhr. Vielleicht ist das in Roland Garros oder
Wimbledon etwas anders, da dort ohne Fluchtlicht gespielt wird und sich der
Zeitplan so etwas nach vorne verschiebt.
In der Auktion war gestanden, dass es eine Hitting Session
mit einem Main Draw-Spieler der US Open sein würde. Das liess natürlich
Spekulationen offen. Letztendlich hatte ich das Vergnügen mit dem Doppelteam
Eric Butorac
("Booty") und
Jean-Julien Rojer
("Jules"). Dass sie ihren Trainer Ryan Dussault dabei hatten, war
praktisch. So konnten wir zum Schluss noch ein Doppel spielen. Meine Hitting
Session wäre für zwei Personen gewesen, aber ich stand alleine auf dem Platz.
Als zweite Person hatte aber meinen guten Tennisfreund und "Nichtspieler"
Michael aus London mitgenommen.
Erst schlugen wir lange Bälle. Meine Rückhand
mochten sie. Bei der Vorhand bewege ich den Körper zu früh nach vorne und ziehe
erst dann den Schläger nach. Stimmt. Versuche ich ab jetzt zu ändern.
Weiter ging es mit Volleys. Wenn ich schon die Möglichkeit habe, mit zwei
Doppelprofis zu trainieren! Volleys weit vor dem Körper treffen, heisst der
Ratschlag. Dann tritt beim Rückhandvolley auch das Problem mit der fehlenden
Kraft weniger auf. Weit nach vorne ans Netz aufrücken geht in Ordnung, auch wenn
ich Ihnen gesagt habe, dass mich meine Kollegen immer überloben, weil sie das
wissen.
Dann war ich rechts auf der Grundlinie in meiner Rückhandecke und musste
versuchen, die beiden am Netz zu passieren. Das klappte anfangs gar nicht, da
die Jungs wirklich alles abdecken. Mit der Zeit unterliefen dann aber auch ihnen
einige Fehler.
Zum Abschluss ein Doppel. Ich habe wirklich gut gespielt. Keine Nervosität oder
so. Ich konnte die Gelegenheit wirklich geniessen. Das Spiel auf Hartplatz passt
mir ohnehin. Nur Sand passt nicht zu meinem Spiel. Je ein Tie Break mit Eric und eines mit Jules. Einen Service habe
ich von der Einstandseite her voll durch die Mitte aufs Kreuz serviert. Aber der
Ball kam problemlos zurück. :-)
Zum Schluss hätte ich noch danach fragen sollen,
dass sie einige Aufschläge voll servieren sollen. Ging letztendlich vergessen, aber was
soll's. Der Herr mit dem Rücken zu uns auf Bild 5 im blauen Shirt ist übrigens
Jim Courier, der neben uns Bälle schlug. Unser Gruppenbild (Bild 7) zeigt von
links nach rechts Ryan Dussault, Eric Butorac, Michael Stone, Urs Stutz und
Jean-Julien Rojer.
Herren Doppel | |
1. Runde | 2. Runde |
Rojer/Butorac (8) - Tursunov/Dimitrov 6:7 6:2 6:0 |
Stakhovsky/Youzhny - Rojer/Butorac (8) 6:3 1:6 7:5 |
Jean-Julien Rojer,
Eric Butorac
Nachdem meine Stunde vorbei war, starteten Butorac/Rojer ihr
Training. Nach einer Stunde auf dem Court 9 wechselten sie dann auf den Court 3
und trainierten dort gleich weiter. Bei Doppelspielern ist die Intensität und
die Dauer der Matches geringer als im Einzel und somit können sie wohl vermehrt
ins Training investieren. Bei den kurzen Ballwechseln kriegt man weniger
Rhythmus. Da müssen die eigenen Schläge sitzen.
Es war Ehrensache, dass wir uns das nächste Match anschauen gehen würden. Doch
irgendwie hat es sich dann leider nicht ergeben. Rojer/Butorac kamen als
siebtbestes Doppelteam des laufenden Jahres an die US Open. Das Halbfinale der
Australian Open hat ihnen viele Punkte eingebracht. Damit haben die beiden
30-jährigen, was für Doppelspieler noch nicht sehr alt ist, zum ersten Mal die
ATP World Tour Finals der besten acht im Visier. Durch die frühe Niederlage in
Flushing Meadows sind
der Mann von den niederländischen Antillen und der US-Amerikaner nun aber auf Platz
9 abgerutscht. Vor ihnen liegen acht stärker einzuschätzende und erfahrene
Doppelteams. Ich hoffe
trotzdem, dass wir sie in London wiedersehen.