Gerry Weber Open 2011, Halle/Westfalen

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11.-13. Juni 2011

Vor einem solchen Kurztrip frage ich mich schon auch, ob das wohl wirklich eine sinnvolle Angelegenheit wird. Aber bisher war ich nachher jedesmal froh, dass ich das Abenteuer unternommen habe. Ich kann es vorweg nehmen: So war es auch dieses Mal!

Die Tennisturniere auf der ATP- und WTA-Weltkarte putzen sich wirklich heraus und es ist jedesmal wieder ein Erlebnis, einen neuen Spielort kennenzulernen. Mit den an und für sich kleinen Turnieren in Halle und 's-Hertogenbosch verfügt der Tenniszirkus über zwei ausgezeichnete Repräsentanten. Die kurze Rasensaison und das alles überstrahlende Wimbledon lassen den beiden Vorbereitungsturnieren doch noch die gerechte Wichtigkeit zu teil kommen.

Lisa Marie Mätschke, Julia Wachaczyk
ATP Halle
Dank dem fünfmaligen Sieger Roger Federer kennt bei uns jeder das Turnier in Halle. Wer es genau wissen will: 6,5 Stunden und 660km dauerte die Fahrt dorthin. Es gab etwas schlechte Presse für Federer, da er im letzten Jahr mit den Organisatoren einen tennislebenslangen Vertrag abgeschlossen hatte und in diesem Jahr bereits erstmals kurzfristig absagte. Die Enttäuschung in Halle ist zu verstehen, da das Marketing - wie am Shirt auf Bild 3 zu sehen ist - auf dem Schweizer basiert. Ohne Federer waren mit Berdych und Monfils zwei Top 10-Spieler am Start. Dahinter folgten mit Troicki und Mayer nur noch zwei weitere Spieler aus den Top 20.
Dank zehn deutschen Teilnehmern im 32er-Feld und deren starken Leistungen wurde das Turnier aber trotzdem zum Erfolg und man kann optimisch in die Zukunft schauen. Als Neuerung möchte man ab dem nächsten Jahr ein Einladungsturnier mit den Tennisdamen veranstalten, was sich bei dem zuletzt aufstrebenden deutschen Damentennis um Petkovic, Görges und Lisicki natürlich als Publikumsmagnet anbietet. Langfristig hat man die Vision, ein paralleles WTA-Turnier zu etablieren, da bei den Damen mit Stuttgart momentan nur noch eine deutschte WTA-Tourstation existiert.
Mäzen Gerry Weber hat in Halle auch eine Tennisakademie auf die Beine gestellt. Der Breakpoint-Base gehören Troicki, Nieminen, Chiudinelli, Dodig und Kas an. Keine Frage, dass diese Spieler ohnehin in Halle teilnehmen. Neben den Damen mit der Schweizerin Nicole Riner werden auch Junioren ausgebildet. Hier wurde als Nebenprogramm am Halbfinaltag ein Showmatch zwischen zwei der Juniorinnen der Breakpoint-Base veranstaltet. Es fand auf Court 1 zwischen der 17-jährigen Bielefelderin Julia Wachaczyk und der 16-jährigen Berlinerin Lisa Marie Mätschke (Zitat: Halle ist ein Dorf) statt. Wobei ich gar nicht davon überzeugt bin, ob man von den beiden in Zukunft etwas hören wird.

ATP Halle Einzel
 1. Runde  2. Runde  Viertelfinale  Halbfinale  Finale
 Philipp Kohlschreiber -
 Cedrik-Marcel Stebe (Q)
 6:4 3:6 6:1
 Philipp Kohlschreiber -
 Alexandr Dolgopolov (7)
 6:3 7:6
 Philipp Kohlschreiber -
 Lleyton Hewitt
 7:6 6:3
 Philipp Kohlschreiber -
 Gael Monfils (3)
 6:3 6:3
 Philipp Kohlschreiber -
 Philipp Petzschner
 7:6 2:0 ret.
 Gael Monfils (3) -
 Florent Serra (Q)
 6:4 6:3
 Gael Monfils (3) -
 Ivan Dodig
 6:2 6:3
 Gael Monfils (3) -
 Florian Mayer (6)
 6:4 6:4
 Philipp Petzschner -
 Dominik Meffert (L)
 6:2 7:6
 Philipp Petzschner -
 Daniel Gimeno-Traver
 6:2 6:4
 Philipp Petzschner -
 Milos Raonic (8)
 6:3 6:7 6:3
 Philipp Petzschner -
 Tomas Berdych (2)
 7:6 2:6 6:3
 Tomas Berdych (2) -
 Ruben Bemelmans (Q)
 5:7 7:6 6:4
 Tomas Berdych (2) -
 Jan Hernych (Q)
 6:3 7:6
 Tomas Berdych (2) -
 Victor Troicki (5)
 7:6 6:1


Philipp Kohlschreiber - Gael Monfils
Mit dem in Altstätten SG wohnhaften Kohlschreiber und dem in Trélex VD beheimateten Monfils trafen doch noch zwei "Schweizer" aufeinander. Kohlschreiber hatte in diesem Jahr nie mehr als zwei Siege nacheinander feiern können und fiel in der Weltrangliste auf Rang 49. Doch gegen Monfils war er der überlegene Spieler auf dem Platz. Mit seiner Slicerückhand sowie der Inside Out-Vorhand auf Monfils' Rückhand war er der Weltnummer 8 taktisch immer einen Schritt voraus. Kaum hat sich der Franzose auf eine neue Bestklassierung im ATP-Ranking gespielt, hält er sich schon wieder die Schulter (Bild 3). Was dieser lange Schlaks mit den muskelbepackten Oberarmen andauernd verletzt ist, entbehrt jeglicher Logik. Der macht wirklich etwas falsch.

Philipp Petzschner
Philipp Petzschner - Tomas Berdych
Mit dem Wimbledonfinalisten 2010 im Einzel Berdych und dem Wimbledonsieger im Doppel 2010 Petzschner, der im Einzel im letzten Jahr in Wimbledon den späteren Sieger Nadal über fünf Sätze gezwungen hatte, standen sich zwei ausgewiesene Rasenkönner gegenüber. 15 Asse servierte der Deutsche. 11 Asse der tschechische Halle-Sieger von 2007. Entscheidend waren letztendlich aber die drei von drei verwerteten Breakchancen Petzschners und die lediglich vier von zwölf verwerteten Breakchancen Berdychs. Der Weltranglistensiebte Berdych war für mich der etwas bessere Spieler auf dem Platz, liess sich von Petzschner im ersten Satz aber den Tie-Break stehlen. Im zweiten Satz lag er schnell 4:0 vorne, wodurch sich beide Spieler schnell auf den dritten Satz konzentrieren konnten, in dem dem Deutschen das etwas überraschende Break gelang.

ATP Halle Doppel
 1. Runde  Viertelfinale  Halbfinale  Finale
 Qureshi/Bopanna (1) -
 Dolgopolov/Dodig
 7:5 6:4
 Qureshi/Bopanna (1) -
 Brown/Monfils
 4:6 7:6 10-4
 Qureshi/Bopanna (1) -
 Kas/Kohlschreiber
 5:7 6:3 11-9
 Qureshi/Bopanna (1) -
 Haase/Raonic
 7:6 3:6 11-9
 Kas/Kohlschreiber -
 Ram/Ehrlich (4)
 6:3 6:3
 Kas/Kohlschreiber -
 Nieminen/Troicki
 6:2 6:4
 Haase/Raonic -
 Wassen/F. Mayer
 5:7 6:3 10-4
 Haase/Raonic -
 Meffert/Zverev (W)
 6:3 6:4
 Haase/Raonic -
 Luczak/Hewitt (W)
 3:6 7:5 13-11

Robin HaaseMilos Raonic, Robin HaaseMilos Raonic, Robin Haase
Aisam-Ul-Haq Qureshi/Rohan Bopanna - Christopher Kas/Philipp Kohlschreiber, Robin Haase, Milos Raonic
Christopher Kas macht aus der Not eine Tugend. Als Doppelspezialist auf Rang 43 klassiert, fehlt ihm ein fester Doppelpartner. In diesem Jahr ist der 31-jährige Deutsche bereits mit sieben verschiedenen Partnern angetreten. Insofern ist er aber flexibel, dass er für ein Turnier auch mal mit einem Einzelspieler zusammenspannen kann, der logischerweise auch über keinen festen Doppelpartner verfügt. In Halle spannt das Duo Kas/Kohlschreiber zum dritten Mal in Folge zusammen und hatte 2009 das Turnier gewinnen können.
In diesem Match setzten sich aber aber die Partykönige von Madrid durch und gewannen am nächsten Tag auch gleich den Titel im westfälischen Halle.


Ruhrgebiet
Zwischen Halle und 's-Hertogenbosch liegen 300km, 3 Stunden Fahrzeit und im Ruhrgebiet so viele grosse Ortschaften auf einem kleinen Fleck, wie man es sonst nicht kennt.

 

Unicef Open 2011, 's-Hertogenbosch

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Rosmalen
Die Woche vor einem Grand Slam-Turnier ist bei den Spieler/innen kein beliebtes Datum. Vor allem die Herren treten dann kaum mehr bei einem Turnier an. Bei den Damen gibt es eher Zusagen. 's-Hertogenbosch steht zudem in Konkurrenz dem gleichzeitig stattfindenden höherdotierten Turnier in Eastbourne. Bei den Damen hatte man sich in den letzten Jahren immer eine Spielerin aus der Weltranglistenspitze gesichert (2007 Jankovic und Ivanovic, 2008 Dementieva, 2009 Safina und 2010 Henin). In diesem Jahr war Clijsters der Publikumsmagnet. Genau so sollte ein kleines Turnier sein beschränktes Budget einsetzen.
Verwurzelt scheint mir das Turnier gut zu sein. Auf der grosszügigen Event-Anlage des Autotron Rosmalen waren die Verpflegungs- und Shoppingmöglichkeiten sowie das Tennisprogramm für Kinder auf den speziellen Courts des holländischen Tennisverbands sehr gut aufgegleist. Bei mir kam richtig "Open Air"-Stimmung auf. Vielleicht lag es an den Holzschnitzeln (Bild 1). Die Trainingscourts waren alle zugänglich, was interessante Einblicke bot.
Bei den Herren versucht man den gleichen Weg wie bei den Damen zu gehen. Mit Davydenko 2007, Ferrer 2008 und Verdasco 2009 hatte man jeweils einen Top 10-Spieler am Start, wobei das nicht die klingenden Namen des Herrentennis sind. Auf Rasen schon gar nicht. Mit Ljubicic 2010 und nun Almagro 2011, beide zum jeweils Antrittszeitpunkt die Nummer 15 der Weltrangliste, fehlte es zuletzt noch mehr an Glanz bei den topgesetzten Spielern.

WTA 's-Hertogenbosch Einzel Qualifikation
 1. Runde  Finale
 Arantxa Rus (6) -
 Indy De Vroome (W)
 6:3 6:0
 Arantxa Rus (6) -
 Coco Vandeweghe (4)
 6:4 6:4

Arantxa RusCoco VandewegheArantxa Rus
Arantxa Rus - Coco Vandeweghe
Der Ball springt auf Rasen praktisch nur halb so hoch ab wie auf anderen Belägen. Das sieht man bereits auf den ersten Blick eindrücklich. Also bleibt den Spieler/innen zwangsläufig weniger Zeit für ihre Schläge. Bei Rus hatte ich meine Bedenken, da sie doch eine lange Ausholbewegung hat. Doch ihre Schläge selbst sind schnell und so klappte das auf Rasen doch ganz gut. Die Tagesform würde entscheiden gegen die ebenfalls junge und aufstrebende Vandeweghe.
Dank der einheimischen Rus war dieses Match der letzten Qualifikationsrunde auf dem Centre Court am Sonntagmorgen gut besucht. Die 21-jährige Nummer 104 der Weltrangliste hatte zuletzt für grosse Schlagzeilen gesorgt, als sie Clijsters in der zweiten Runde der French Open hatte besiegen können. Etwas Nervosität war ihr zu Beginn des Matches anzumerken. Die ersten sechs gespielten Punkte der Partie gingen alle an ihre Vandeweghe. Danach war sie aber die etwas bessere Spielerin. Selbst in Holland wissen sie nicht genau, wie man "Arantxa" ausspricht. Da waren alle möglichen Versionen zu hören. Der Platzsprecher zum Beispiel sagte immer "Arantzka".

WTA 's-Hertogenbosch Einzel
 1. Runde  2. Runde  Viertelfinale  Halbfinale  Finale
 Kim Clijsters (1) -
 Monica Niculescu
 7:5 7:5
 Romina Oprandi (Q) -
 Kim Clijsters (1)
 7:6 6:3
   Jelena Dokic -
 Romina Oprandi (Q)
 6:4 2:0 ret.
 Roberta Vinci (7) -
 Jelena Dokic
 6:7 6:3 7:5
 Romina Oprandi (Q) -
 Akgul Amanmuradova (Q)
 6:4 6:3
 Kimiko Date-Krumm -
 Maria Kirilenko (6)
 7:6 6:2
 
 Flavia Pennetta (4) -
 Alona Bondarenko
 6:4 6:4
 Jelena Dokic -
 Flavia Pennetta (4)
 6:3 6:4
 Jelena Dokic -
 Johanna Larsson
 7:6 6:4
 Jelena Dokic -
 Alla Kudryavtseva
 6:0 6:4
 Alexandra Dulgheru -
 Alison Van Uytvanck (Q)
 7:5 7:6
 Roberta Vinci (7) -
 Alexandra Dulgheru
 6:2 6:1
 Roberta Vinci (7) -
 Yanina Wickmayer (3)
 6:4 6:4
 Roberta Vinci (7) -
 Dominika Cibulkova (5)
 7:5 6:1
 Arantxa Parra Santonja -
 Laura Robson (W)
 7:5 6:3
 Yanina Wickmayer (3) -
 Arantxa Parra Santonja
 7:6 6:7 7:5
 Yanina Wickmayer (3) -
 Alberta Brianti
 6:4 6:0
 Dominika Cibulkova (5) -
 Simona Halep
 6:3 6:0
 Dominika Cibulkova (5) -
 Kristina Barrois
 6:0 6:1
 Dominika Cibulkova (5) -
 Svetlana Kuznetsova (2)
 7:5 4:6 6:2
 Kristina Barrois -
 Barbora Zahlavova Strycova
 6:3 6:2
 Sara Errani -
 Kiki Bertens (W)
 7:6 6:1
 Svetlana Kuznetsova (2) -
 Sara Errani
 3:6 7:6 6:1
 Svetlana Kuznetsova (2) -
 Arantxa Rus (Q)
 6:2 6:4

Arantxa RusArantxa RusSvetlana Kuznetsova
Svetlana Kuznetsova - Arantxa Rus
In der Vorwoche eines Grand Slam-Turniers wird der Zeitplan jeweils um einen Tag nach vorne verlegt. Die ersten Spiele des Hauptfelds finden am Sonntag statt. Der Final wird bereits am Samstag ausgetragen. Rus spielte am Samstag und am Sonntag in der Qualifikation und bestritt am Pfingstmontag bereits das erste Match im Hauptfeld. Die Organisatoren hätten ihr wohl durchaus einen Tag Pause gegönnt. Allerdings machte es Sinn, sie bereits am Montag gegen Kuznetsova auflaufen zu lassen. Wie vermutet werden musste, verlor sie gegen die Russin. Immerhin konnte sie nun gleich weiter nach Wimbledon, wo sie am Dienstag die erste Runde der Qualifikation zu spielen hatte und dort immerhin an dritter Position gesetzt war. Ansonsten hätte sie Forfait gegeben müssen. Das waren dann aber doch relativ viele Spiele nacheinander. Am Dienstag in der zweiten Qualifikationsrunde zu Wimbledon verlor Rus in ihrem vierten Spiel in vier Tagen.
Eine andere Niederländerin liess ihr Heimturnier zu Gunsten der Wimbledon-Qualifikation ganz aus. Michaella Krajicek hatte 2005 in 's-Hertogenbosch triumphiert und in Wimbledon 2007 das Viertelfinale erreicht. Aufgrund ihrer schwachen Weltranglistenposition musste sie aber ein weiteres Mal in die Qualifikation für ein Grand Slam-Turnier.

Kim ClijstersYanina WickmayerKiki BertensKiki BertensAlison Van Uytvanck, Demi Schuurs
Kim Clijsters, Yanina Wickmayer, Kiki Bertens, Alison Van Uytvanck, Demi Schuurs
Niederländerinnen und flämische Belgierinnen natürlich sind sehr Willkommen in Rosmalen.
Clijsters war der prominenteste Name und das Aushängeschild der diesjährigen Ausgabe. Sie hatte das Turnier 2003 gewonnen. In diesem Jahr allerdings verlor die Belgierin bereits in der zweiten Runde und musste danach aufgrund einer wieder aufgebrochenen Fussverletzung sogar für Wimbledon zurückziehen.
Die Belgierin Wickmayer hatte vor zwei Jahren das Finale erreicht. Sie ist in den Top 20 klassiert und war an Nummer 3 gesetzt.
Eine Wild Card für das Hauptfeld hatte Bertens erhalten. Die 19-jährige ist auf Weltranglistenposition 179 aktuell die Nummer 3 der Niederlande hinter Rus und Krajicek.
Erfolgreich durch die Qualifikation hatte sich Van Uytvanck aus Belgien gespielt. Die 17-jährige Nummer 301 der Welt hatte bei ihrem ersten WTA-Turnier vor einem Monat in Brüssel mit dem Sieg über Schnyder für eine Überraschung gesorgt.
Die 17-jährige Niederländerin Schuurs erhielt zusammen mit Van Uytvanck eine Wild Card für die Doppelkonkurrenz. Bei den Juniorenkonkurrenzen hatte Schuurs im Doppel zuletzt die Australian Open gewonnen und war im Finale von Roland Garros gestanden.

Simona HalepDominika CibulkovaDominika CibulkovaSimona HalepSimona HalepSimona HalepDominika CibulkovaDominika CibulkovaSimona HalepDominika CibulkovaDominika Cibulkova
Dominika Cibulkova - Simona Halep
Sämtliche Trainingsplätze waren für die Fans zugänglich und man konnte die Trainings gut verfolgen. Wenn man nicht Clijsters hiess, erhielt man für sich alleine nur an wirklichen Randzeiten einen eigenen Trainingplatz. Alle anderen mussten sich jeweils einen Platz teilen. Da kriegt man dann seitwärts einfach nur die Hälfte des Platzes. Cibulkova und Halep spielten sich vor ihrem Match sogar auf dem selben Platz (Bild 1) ein! Selbstverständlich aber nicht miteinander. Im Golfwagen (Bild 5) wurden die Spielerinnen vor dem Match dann zum Centre Court gefahren. Ein etwas irritierendes Gefühl, wenn sie eine Stunde vorher auf dem Weg zum Trainingsplatz noch ohne Begleitung über die Anlage gelaufen waren. Sensationell fand ich, als Halep (Bild 19) sogar auf einer kleinen Wiese neben den Trainingsplätzen und Gehwegen Volleys übte, bevor ihr Trainingsplatz frei wurde.
Mir gefallen immer diejenigen Spieler/innen am besten, welche Schläge longline als Winner abschliessen können. Da kann ich mich mit meinem eigenen Spiel identifizieren. Wenn sie gelingen, sind das meine Lieblingsbälle. Halep ist eine der wenigen Spielerinnen, die in diese Kategorie fällt. Tamira Paszek ist diesbezüglich ja die Königin in meiner Wahrnehmung. Laura Robson hat diese Schläge auch auf Lager und hat als Linkshänderin natürlich gleich nochmals eine Übereinstimmung mit mir zu bieten. Wobei ich Linkshänder eigentlich nicht so mag. Bin zwar selber einer und finde das cool, aber dafür kann ich ja nichts.
Die 19-jährige Rumänin erwischte einen Blitzstart zum 3:0. Danach aber holte Cibulkova alles, traf alles und haute ihr die Bälle nur so rein. Cibulkova gewann alle zwölf Games in Folge. Das einzige, was bei Halep wirklich schwach war, waren ihre Stoppbälle. Ansonsten spielte sie eigentlich eine gute Partie.

ATP 's-Hertogenbosch Einzel
 1. Runde  2. Runde  Viertelfinale  Halbfinale  Finale
 Michael Berrer -
 Nicolas Almagro (1)
 3:6 7:6 6:4
   Dmitry Tursunov -
 Santiago Giraldo
 6:3 4:6 6:4
 Dmitry Tursunov -
 Xavier Malisse (3)
 6:3 7:6
 Dmitry Tursunov -
 Ivan Dodig (4)
 6:3 6:2
 Dmitry Tursunov -
 Robert Kendrick
 6:2 7:6
 Dmitry Tursunov -
 Nicolas Mahut
 7:6 3:6 6:3
 Nicolas Mahut -
 Adrian Mannarino (8)
 7:6 6:3
 Ivan Dodig (4) -
 Victor Hanescu
 6:4 7:5
 Ivan Dodig (4) -
 Andreas Haider-Maurer
 6:4 6:3
 Ivan Dodig (4) -
 Teymuraz Gabashvili
 2:6 6:1 6:2
 Ivan Dodig (4) -
 Marcos Baghdatis (2)
 7:6 6:1
 Marcos Baghdatis (2) -
 Arnaud Clement (Q)
 7:6 6:3
 Marcos Baghdatis (2) -
 Robin Haase
 7:5 6:4
 Marcos Baghdatis (2) -
 Denis Gremelmayr
 6:1 6:0

Ivan DodigVictor HancescuIvan Dodig
Ivan Dodig - Victor Hancescu
Als Nummer 88 in das Jahr gestartet, gelang Dodig in diesem Jahr mit dem überraschenden Turniersieg zu Hause in der ultraschnellen Halle in Zagreb der Durchbruch. Auf Position 42 in 's-Hertogenbosch angetreten, spielte er sich auf dem schnellen Rasenbelag bis ins Finale. Dass er auch auf langsameren Unterlagen nicht auf völlig verlorenem Posten steht, hatte er im April mit dem Halbfinale auf Sand in Barcelona bewiesen.


's-Hertogenbosch
Es scheint so, als ob es in Den Bosch immer einen Grund zum Feiern gibt. Wie auf den T-Shirts zu erkennen war, haben die Damen des Hockeyclubs Den Bosch mit Ausnahme von 2009 seit 1998 immer den niederländischen Meistertitel gewonnen. Und Europameisterinnen sind sie auch. Erst ein Umzug mit der Blaskapelle und danach die Ansprache vom Bürgermeister. Alle Achtung.


Jazz in Duke Town
In der ganzen Stadt waren die Leute unterwegs und überall standen Bühnen mit Darbietungen des Jazzfestivals. Die Musik war durchaus gemischt und nicht nur auf Jazz beschränkt. Da habe ich also unverhofft noch ein Stadtfest obendrauf gekriegt. Wunderbar.

Laura RobsonLaura RobsonLaura RobsonArantxa Parra SantonjaArantxa Parra Santonja
Arantxa Parra Santonja - Laura Robson
Gemäss ihrem Twitter-Eintrag "Some sort of karaoke festival going on virtually right outside my hotel window. Not cool, Holland. Not cool." schien Laura Robson das Jazz Festival in 's-Hertogenbosch am Vorabend nicht so gefallen zu haben wie mir. Wenn man wollte, könnte man so ziemlich mit jedem und jeder Spieler/in ein Foto machen. Wage ich diesen Schritt, dann habe ich mir die Gelegenheit und das Gegenüber aber doch sehr wohlüberlegt auswählt. Man will es ja nicht übertreiben. Auf Bild 2 ist Lauras Trainerjacke aus der Team GB-Edition der Adidas-Kollektion designed by Stella McCartney zu sehen. Seitdem ich die olympischen Newsletter für London 2012 erhalte, kenne ich mich diesbezüglich recht gut aus. :-) Zur Identifizierung mit dem Charity-Gedanken dieser Unicef Open waren die Spielerinnen übrigens angehalten mit hellblauen Schuhbändeln (Bilder 4 und 5) zu spielen.
Entgegen der üblichen Wahl im Damentennis entscheidet sich Robson bei gewonnenem Münzwurf mutig für Aufschlag. Den gab sie dann zwar prompt ab, führte aber kurz darauf doch mit 2:1. Mit ihren flachen Schlägen spielt die englische Linkshänderin ein natürliches Rasentennis. Ich mag das ja immer, wenn jemand mit Longlineschlägen die Punkte erzielt, da mir diese Schläge auch in meinem Spiel gefallen. Robsons bester Schlag an diesem Tag war der Vorhand Inside Out Return auf der Einstandseite. Beide Spielerinnen bestimmten mit ihrem starken ersten Aufschlag das Spiel. Bei erstem Aufschlag punktete Robson zu 71%. Parra Santonja sogar zu 76% und servierte dabei 10 Asse.
Doch Robson konnte sich nicht auf ihren Aufschlag und vor allem nicht auf ihren Kopf verlassen. Bei der 5:3-Führung im ersten Satz servierte sie gleich mehrere Doppelfehler und brach ein. Bei 5:7 0:2 konnte sie die nächsten Games zum 3:2 gewinnen, ehe sie gegen eine gute Gegnerin mit 3:6 unterlag. Insgesamt fabrizierte sie 13 Doppelfehler! Mein Tipp für einen solch' schweren Fall lautet, die zweiten Aufschläge dann jeweils einfach so wie einen Ersten zu servieren, wenn der Arm ja ohnehin wackelt.
Ob sich Laura auf der WTA-Tour durchsetzen wird, hängt davon ab, ob sie ihre Gedanken in den Griff bekommt. Ihr sieht man auf dem Platz geradezu an, wie sie überlegt. Das fiel mir schon vor dem Debakel bei 5:3 auf. Da arbeitet der Kopf, die Beine bewegen sich nicht mehr und der Schlagarm wird langsam. Seit ihrem Juniorensieg in Wimbledon vor drei Jahren als 14-jährige lastet im tennisverrückten England natürlich eine ordentliche Erwartungshaltung auf ihr. Für 's-Hertogenbosch hat ihr der Bekanntheitsgrad immerhin eine Wild Card eingebracht. Die Niederländer ebnen sich damit den Weg, dass Robson auch in naher Zukunft bei den Unicef Open aufschlagen wird und nicht in ihrer Heimat beim um einiges besser besetzten und gleichzeitig stattfindenden Turnier in Eastbourne. Im Moment könnte ihr der Vorstoss der 19-jährigen Heather Watson, ihres Zeichens US Open-Juniorensiegerin 2009 und ebenfalls Britin, in die Top 100 entgegenkommen. Robson selbst ist 17-jährig und auf Position 234 klassiert. Von den Schlägen her sehe ich bei ihr auf schnellen Belägen alle Möglichkeiten offen. Ausserdem hat sie den Linkshändervorteil auf ihrer Seite. Und beim Aufschlag serviert sie auf der Vorteilseite mit einem wirklich schönen Winkel nach aussen.

Jasmin Wöhr
Rebecca Marino, Johanna Larsson, Jasmin Wöhr, Kristina Barrois - Barbora Zahlavova Strycova
Der Name Marino ist einem noch nicht sehr geläufig und trotzdem ist die 20-jährige Kanadierin bereits auf Rang 44 klassiert. Ich hatte ihr Training vor allem deshalb beobachtet, weil sie die Erstrundengegnerin von Larsson war. Anfälligkeiten sah ich bei ihr am ehesten in der Koordination, wenn sie ihren Körper aus dem Weg bringen muss. Ich würde es gegen sie folglich ab und zu mit Aufschlägen direkt auf den Körper versuchen.
Die Partie gegen Larsson wurde am Dienstag gespielt. Der Grund war, dass Larsson zusammen mit Wöhr am Sonntag noch im Doppelfinale von Kopenhagen auf Hartplatz in Einsatz war. Die Schwedin gewann an der Seite ihrer Teamkollegin des deutschen Bundesligaclubs TEC Waldau Stuttgart ihren zweiten WTA-Titel im Doppel. Den ersten hatte sie mit Arvidsson in Quebec City gewonnen. Am Montag war für die beiden dann Rasenakklimatisierung in Holland angesagt. Zum Zeitvertreib schauten sich am Montag die komplette Partie ihrer ebenfalls Bundesliga-Teamkollegin Barrois an, die Zahlavova Strycova mit ihren Stopps und Lobs und ihrer Übersicht schier zur Verzweiflung brachte.

Nachtrag Februar 2013: Memphis war wohl das letzte Turnier der 22-jährigen Marino. Seit einigen Jahren leide sie bereits an Depressionen und negative Kommentare auf Twitter und Facebook haben sie dazu veranlasst, ihre Profile in den sozialen Netzwerken löschen und ihre Tenniskarriere zu unterbrechen und wohl zu beenden.

Nicolas Almagro, Dmitry TursunovDmitry TursunovNicolas AlmagroNicolas AlmagroNicolas AlmagroNicolas Mahut
Dmitry Tursunov, Nicolas Almagro, Nicolas Mahut
Tursunov ist zwar Russe, aber er kommt einem irgendwie amerikanischer als jeder Amerikaner vor. Seit seinem zwölften Lebensjahr lebt er in den USA. Heute in Kalifornien. Auf dem Trainingsplatz liess er den "Checker" raushängen und drückte erst Maria Kirilenko einen Spruch rein. Danach schäkerte er noch mit Kateryna Bondarenko (Bilder 2 und 3), als diese den Platz verliess. Dass er hier in Rosmalen als Nummer 70 der Weltrangliste gleich den Titel abräumen würde, war doch sehr überraschend. Seinen letzten seiner bisherigen sechs ATP-Titel hatte er vor zwei Jahren gewonnen. Ebenfalls auf Rasen. Damals beim Turnier in Eastbourne, welches jeweils in der selben Woche wie 's-Hertogenbosch ausgetragen wird.
Beim Training erinnerte das, was Almagro zeigte, sehr stark an Standtennis. Er bewegte seine Beine kaum. Im Match hatte er das hoffentlich geändert, aber trotzdem schied er als Topgesetzter bereits in der ersten Runde aus. Alle seine 13 bisherigen ATP-Finals, von denen er 10 gewann, erreichte er auf der Unterlage Sand.
Als ausgewiesener Rasenspezialist gilt Mahut. Seine beiden ATP-Turniersiege gewann er 2007 auf Rasen im Queen's Club und in Newport. Im letzten Jahr folgte das längste Match der Welt gegen Isner in Wimbledon. Für die Veranstalter in Wimbledon ist die Auslosung 2011 ein Segen, in der Isner und Mahut einander erneut in der ersten Runde zugelost wurden.

Marcos BaghdatisArnaud ClementArnaud Clement
Marcos Baghdatis - Arnaud Clement
Gegen einen Routinier und guten Rasenspieler wie Clement anzutreten, ist eine verzwickte Angelegenheit. 2002 und 2003 war der 33-jährige Franzose jeweils im Finale von 's-Hertogenbosch gestanden. Dieses Jahr hatte er sich durch die Qualifikation kämpfen müssen. Für Wimbledon allerdings erhielt die Nummer 138 der Weltrangliste eine Wild Card. Die Organisatoren des All England Clubs füllen das Haupttableux nicht einfach nur mit Einheimischen auf oder tauschen Wild Card-Plätze mit anderen Grand Slam-Turnieren aus, wie das die anderen drei "Grossen" tun. Wimbledon vergibt Plätze nur für diejenigen Einheimischen, die es als kompetitiv genug erachtet. Danach erhalten die Juniorensieger eine Wild Card. Anschliessend können verdiente Spieler aller Nationalitäten auf eine Berücksichtigung hoffen. In diesem Jahr vergab das Komitee bei den Herren aber nur 7 der 8 möglichen Wild Cards, weil es zu wenige Gründe gab, einen weiteren Spieler mit einer Wild Card zu bevorzugen.
Baghdatis kassierte gleich zu Beginn der Partie ein Break, konnte nachher aber seiner Setzlistenposition 2 gerecht werden und sich durchsetzen.

Kateryna BondarenkoKateryna Bondarenko, Alona BondarenkoMaria KirilenkoMaria KirilenkoMaria KirilenkoJelena DokicJelena Dokic
Kateryna Bondarenko, Alona Bondarenko, Maria Kirilenko, Jelena Dokic
Ich war zwar nur zwei Tage in 's-Hertogenbosch, habe gewisse Spieler/innen aber dreimal trainieren sehen. Von nichts kommt nichts.
Eine beliebte Trainingspartnerin scheint aufgrund ihrer Schlaghärte Dokic zu sein. Trotz dem, dass die Australierin mit ihrem Geschnaufe und Gestöhne jeweils einen riesengrossen und nervenden Krach veranstaltet. Einmal trainierte Kirilenko mit ihr. Einmal war es Clijsters. Dokic bestätigte die Vorschusslorbeeren anschliessend mit der Finalqualifikation.

Alexandra DulgheruAkgul Amanmuradova
Alexandra Dulgheru, Akgul Amanmuradova, Tatiana Poutchek
Das sind dann solche Situationen, wo man als Tennisexperte punkten kann, weil man als Einziger weiss, wie die Spielerinnen heissen, die sich gerade auf dem Trainingsplatz befinden.


Rückfahrt
Der Spielplan in 's-Hertogenbosch war mit Partien von ca. 11 bis 18 Uhr nicht zu anstrengend für die Zuschauer. Da wird an anderen Turnieren durchaus von 11 bis 23 Uhr gespielt. Am Pfingstmontag trat ich die Rückfahrt genügend früh und ausgeruht an und war nach 710km und knappen 6,5h bereits wieder zu Hause.

 

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