French Open 2009, Paris |
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alle Berichte aus der Rabble-Tennisdatenbank zu: Michelle Larcher De Brito, Polona Hercog, Viktoriya Kutuzova, Olivia Rogowska, Aravane Rezai, Jie Zheng, Kateryna Bondarenko |
Geteilte Hoffnungen - Michelle Larcher De Brito, Polona Hercog (Kutuzova, Rogowska, Rezai, Zheng) |
Hier die portugiesische
Schülerin von Nick Bollettieri, dessen IMG Bollettieri Academy einem
Haifischbecken gleichkommt. Seit Agassi und Seles hebt er das Powertennis dank
seinen Aushängeschildern von Generation zu Generation auf eine neue Stufe.
Da die slowenische Schülerin von Zoltan Kuharszky, welcher ein ganzheitliches
und taktisches Spiel lehrt. In den letzten Jahren hatte der
ungarisch-schweizerische Doppelbürger aufstrebende Talente wie Ivanovic und
Szavay geformt.
Damen Einzel | |||
1. Runde | 2. Runde | 3. Runde | 4. Runde |
Polona Hercog (Q) - Alisa Kleybanova (23) 6:2 4:6 6:1 |
Aravane Rezai - Polona Hercog (Q) 3:6 6:4 6:2 |
Aravane Rezai - Michelle Larcher De Brito (Q) 7:6 6:2 |
Dinara Safina (1) - Aravane Rezai 6:1 6:0 |
Aravane Rezai - Ai Sugiyama 6:3 6:2 |
|||
Michelle
Larcher De Brito (Q) - Melanie South 0:6 7:6 7:5 |
Michelle
Larcher De Brito (Q) - Jie Zheng (15) 6:4 6:3 |
||
Jie
Zheng (15) - Stephanie Cohen-Aloro 6:1 6:3 |
|||
Kateryna
Bondarenko - Patty Schnyder (17) 6:4 6:3 |
Kateryna
Bondarenko - Olivia Rogowska (W) 4:6 7:5 7:5 |
Agnieszka
Radwanska (12) - Kateryna Bondarenko 6:2 6:4 |
|
Olivia
Rogowska (W) - Maria Kirilenko 6:4 6:4 |
Michelle Larcher De Brito - Jie Zheng
Das wird die Monotonie des Damentennis, falls es
die 16-jährige bis ganz nach oben schafft. Normalerweise stehe ich in solchen
Matches auf der Seite der Jugend. Doch Larcher De Britos Spiel gefiel mit so
sehr wie mein Hot Dog, den ich während des Match verspeiste. Der viel zu scharfe
Senf drückte mir den Schweiss auf die Stirn und die Tränen in die Augen.
"Pamir auf!" heisst es, wenn Larcher de Brito im Einsatz steht (Bild 2). Wer am
lautesten schreit, wird gehört und setzt sich durch. So lautet wohl die Devise
an der Bollettierti Academy, wo kompromisslose Kämpfertypen gezüchtet werden.
Die Portugiesin schreit lauter als eine Seles oder eine Sharapova. Hinzu kommen
die vielen Anfeuerungsrufe, was mit der erstmaligen Grand Slam-Teilnahme und den
Siegeschancen im Zweitrundenmatch allerdings gut zu verstehen ist. Ihre Technik
gefiel mit nicht so sehr, da sie ihre Schläge nicht komplett ausschwingt.
Tragisch für eine Weltranglisten-15. und mit 26 Jahren erfahrene Spielerin wie
Zheng ist es, dass sie ihr Spiel nicht cleverer auf das Tenniskücken ausrichten
kann. Trotz eines WTA-Turniersieges 2006 in Estoril auf Sand war die Chinesin
auf dieser Unterlage zu spielschwach, um Variationen einfliessen zu lassen.
Vielmehr spielte sie ihre Schläge sogar noch flacher über das Netz, als es ihre
Gegnerin tat.
Aravane Rezai - Polona Hercog
Sowohl spielerisch wie auch körperlich hat die
18-jährige und 182cm grosse Hercog alle Voraussetzungen die es braucht, um sehr
weit nach oben zu kommen. So macht es Freude, einem jungen Talent zuzusehen. Sie
hat starke Rückhand- und Vorhanddefensiv-Slicebälle sowie gute Volleys in ihrem
Repertoire. Ein Manko hingegen könnte ihre weite Ausholbewegung sowohl bei der
Vorhand (Bild 2) wie auch der Rückhand werden. Ihr fehlte es etwas an Tempo, um
die Gewinnschläge unterzubringen.
Am Kindertag war es auf Court 1 nie ruhig. Ständige Bewegung und Lärm kombiniert
mit frenetischem Patriotismus machten es an diesem Mittwoch zu einer schweren
Aufgabe, gegen eine Französin anzutreten. In den Grundlinienduellen etwas zu
defensiv positioniert, verpuffte die Qualifikantin weit hinter der Grundlinie
(Bild 3) viele Kräfte. Mitte des zweiten Satzes begann ihre Energie langsam zu
schwinden und auch ihr linker Oberschenkel meldete sich mit Ermüdungserscheinungen.
Aravane Rezai -
Michelle Larcher De Brito
Diese Beiden werden keine Freundinnen mehr! Rezai,
die in der Vorwoche in Strassbourg ihren ersten WTA-Turniersieg hatte feiern
können,
beklagte sich nach einigen Games sogar bei der Oberschiedsrichterin über das zu
laute Schreien ihrer Gegnerin. Beim Einspielen war Larcher De Brito noch
mucksmäuschenstill gewesen. Nach drei, vier Games hatte sie sich dann aber so
richtig eingeschrieen. Von weit oben war es für mich nicht ganz so extrem
gewesen wie zwei Tage zuvor in einer der vordersten Reihen auf Court 7. Ich
hatte an diesen French Open den direkten Vergleich zwischen Sharapova, Azarenka
und Larcher De Brito. Von weit weg ähneln sich die drei in ihrer Spielweise so
sehr, dass sie glattweg als Schwestern durchgehen würden.
Nach Fehlern ihrer Gegnerin, selbst bei Doppelfehlern, rief Rezai ihr "Allez"
auf die andere Seite des Platzes hinüber. Doppelfehler unterliefen Larcher De
Brito in dieser Partie 12 Stück. Vor allem zu Beginn des Matches und in
wichtigen Phasen hatte sie ihr Nervenkostüm nicht unter Kontrolle. Vor allem zum
Ende des ersten Satzes, der in einem Tie-Break gipfelte, waren beide extrem
emotional und ballten nach jedem Punkt die Faust. Ich will ja nicht unfreundlich
oder unseriös sein. Aber die Beiden kamen mir wirklich so in Trance vor, als ob
sie gleich einen Orgasmus erleben würden. Das nenne ich mal Einsatz.
Kateryna Bondarenko - Olivia Rogowska
Schwer einzuschätzen sind die Zukunftsaussichten
der 17-jährigen Rogowska. Irgendwie dominierte der Eindruck, dass hier ein
"Mädchen" spielte, eine Juniorin. Obwohl sie beispielsweise bereits ein Jahr
älter ist als Larcher De Brito. Gefallen hat mir ihre mentale Ausgeglichenheit
und das richtige Mass an Fokussiertheit. Ihr kam sicherlich entgegen, dass es
stimmungsmässig auf Court 17 nicht zu heiss her ging. Bondarenko spielte
uninspiriert. Selbst wenn sie eine Verletzung am Fuss hatte, da muss man mehr
beissen. Eine taktisch geschickt gewählte Verletzungspause der Ukrainerin bei
5:4 im zweiten Satz stellte Rogowska vor eine schwierige Aufgabe. Doch die mit
einer Wild Card angetretene Australierin zeigte beim anschliessenden
Aufschlagspiel gegen den Satzverlust eine reife Leistung. Taktisch einwandfrei
servierte sie gegen die angeschlagene Gegnerin nach aussen und jagte diese mit
dem nächsten Ball dann sofort ins andere Eck. Einmal streute sie noch einen Ball
gegen die Laufrichtung ein. Diese bestandene Prüfung bestätigt ihr Potential,
auch wenn sie in diesem Match letztendlich unglücklich unterlag.
Agnieszka Radwanska/Urszula
Radwanska
- Aravane Rezai/Vikotriya Kutuzova (Bilder
1-3)
Alle Spielerinnen schienen etwas zu lachen zu haben
(Bild 2), ausser Kutuzova. Das spiegelt auch etwas den Werdegang dieser
Spielerinnen wieder. An den
US Open 2005 war
ich unglaublich beeindruckt gewesen von der Ukrainerin, die im November 2005 den
76. Rang in der Weltrangliste belegt hatte. An diese Position ist sie in den
letzten Jahren aber nie mehr herangekommen und hat noch nie ein Jahr unter den
Top 100 beendet. Der Durchbruch auf der WTA-Tour lässt also weiter auf sich
warten und wird vielleicht nie mehr folgen, wenn er bis jetzt nicht eingetreten
ist.
Viktoriya Kutuzova (Bilder
4-7)
Das Jahr 2009 verlief bislang aber erfreulich für
die immer noch erst 20-jährige Ukrainerin. Das Jahr begann mit den erfolgreichen
Qualifikationen für die Australian Open, Dubai und Acapulco. Es folgten zwei
erfolgreiche ITF-Turniere mit dem Halbfinale in Latina und dem Finale in Torhout.
Die Highlights auf Sand waren die dritte Runde in Charleston, das Halbfinale von
Strassbourg und nun die zweite Runde in Roland Garros. Die Bilder stammen vom
Training vor der Zweitrundenpartie im Einzel am Donnerstag. Dank den guten
Resultaten sollte die Top 100-Zugehörigkeit für nahezu ein Jahr lang gesichert sein,
was gleichbedeutend mit der direkten Aufnahme ins die Hauptfelder der Grand Slam-Turniere ist. Die grosse Möglichkeit also, den Durchbruch doch noch zu
schaffen.