Biberach Open 2009 |
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alle Berichte aus der Rabble-Tennisdatenbank zu: Karolina Sprem, Katie O'Brien, Kirsten Flipkens, Julia Görges |
28. Februar 2009 |
ITF Biberach Open
Ein ITF-Turnier (die Stufe unterhalb der WTA) mit
zwei Top 100-Spielerinnen und der Nummer 8 der Setzliste als 128. der
Weltrangliste. Das sind die mit 50'000$ dotierten Biberach Open. Und man höre
und staune: Neben dem 50'000$-ITF in Ismaning ist das Turnier in Biberach hinter
dem WTA-Turnier in Stuttgart im Jahr 2009 das zweitgrösste Damenturnier Deutschlands! Leider hat die neue WTA-Roadmap neben den Zurich Open nämlich auch
das Aus für die German Open in Berlin bedeutet. Im deutschsprachigen Raum gibt
es mit Stuttgart und den zwei kleineren Turnieren im österreichischen Bad
Gastein und Linz aktuell nur noch drei WTA-Events.
Das Schockierendste war für mich, dass die Zuschauer mit den Strassenschuhen über den Hartplatz laufen durften, um zur Tribüne auf der anderen Seite zu gelangen. Dass sich die wartenden Spielerinnen mehr oder weniger unter die Zuschauer mischen, ist für so ein kleines Turnier nicht aussergewöhnlich. Dass man aber einen Meter hinter der beim Seitenwechsel sitzenden Spielerin vorbeilaufen kann, ohne dass eine Aufsichtsperson in der Nähe wäre, ist dann aber doch wieder sehr ungewohnt und erscheint doch auch riskant. Für die Autogrammsammler war das natürlich ideal. So konnten sie nach dem Spiel gleich auf den Platz "stürmen".
ITF Einzel: Der Weg der Halbfinalistinnen | ||||
1. Runde | 2. Runde | Viertelfinale | Halbfinale | Finale |
Katie O'Brien - Oxana Lyubtsova 6:4 6:7 7:5 |
Katie O'Brien - Tatjana Malek 6:3 6:0 |
Katie
O'Brien - Kristina Barrois (1) 7:6 6:3 |
Karolina Sprem - Katie O'Brien 6:2 6:3 |
Karolina
Sprem - Kirsten Flipkens (2) 6:1 6:2 |
Karolina
Sprem - Angelique Kerber (4) 6:1 6:4 |
Karolina
Sprem - Selima Sfar 7:5 6:4 |
Karolina
Sprem - Andrea Petkovic (W) 6:4 6:4 |
||
Julia Görges (3) - Renata Voracova 6:2 6:3 |
Julia Görges (3)
- Kristina Kucova 6:2 3:6 6:0 |
Julia
Görges (3) - Corinna Dentoni 7:5 6:4 |
Kirsten
Flipkens (2) - Julia Görges (3) 6:4 6:1 |
|
Kirsten
Flipkens (2) - Julia Schruff 6:2 6:2 |
Kirsten
Flipkens (2) - Romina Oprandi 6:4 6:1 |
Kirsten
Flipkens (2) - Anna Korzeniak (Q) 6:2 4:6 6:1 |
Karolina Sprem - Katie O'Brien
Den bekanntesten Namen aller Halbfinalistinnen hat Karolina Sprem. Sie
wurde bekannt, als sie 2004 als damals 19-jährige die Vorjahresfinalistin Venus
Williams bei deren Lieblingsturnier in Wimbledon in der zweiten Runde
ausschaltete und bis ins Viertelfinale vorstiess. Die Kroatin, die es bis auf
Weltranglistenposition 17 geschafft hatte, fiel von Mai 2007 bis März 2008
aufgrund einer Ellbogenverletzung aus. Seither kämpft sie sich ihren Weg zurück
an die Weltspitze und rangiert momentan auf Weltranglistenposition 131. Ein
WTA-Turnier gewonnen hat allerdings noch keine der Biberach-Halbfinalistinnen.
Katie O'Brien gehört zum etwas erstarkten Team britischer Tennisspielerinnen,
die trotz Wimbledon-Millionen vom britischen Tennisverband seit Jahren ein
Schattendasein fristen. Ihre Landsfrauen Keothavong (WTA 48), South (101),
Baltacha (112) und Borwell (368) waren anfangs Februar im Fed Cup in der
Europa/Afrika-Zone immerhin erst im Finale an Polen gescheitert. O'Brien, die
22-jährige Nummer 140 im Ranking, war allerdings nicht im Teamaufgebot
gestanden.
Sowohl Sprem als auch O'Brien gestalteten ihr Spiel von der Grundlinie aus.
Positiv ist anzumerken, dass diejenige Spielerin, welche im Ballwechsel am
Drücker war, eigentlich immer auch den Punkt erzielen konnte. Wir bekamen also
keine "schwerwiegenden" Fehler vorgesetzt. Insgesamt dominierte Sprem die Partie
ausgehend von ihrem starken Aufschlag. Oft punktete die Kroatin im violetten
Adidas-Adilibria-Dress à la Ivanovic direkt mit ihrem Service. Auch dank ihrem
klaren Finalsieg tags darauf ist Karolina Sprem ohne Satzverlust eine verdiente
Siegerin der Biberach Open 2009. Dafür gibt es 7'315$ sowie 70
Weltranglistenpunkte. Halbfinalistin O'Brien erhält für ihre drei Matchgewinne
2'185$ und 32 Weltranglistenpunkte
Oktober 2012: Im Sommer heiratete Karolina Sprem den Zyprioten Marcos Baghdatis und im Oktober kam mit Tochter Zahara ihr erstes Kind zur Welt.
Kirsten Flipkens - Julia Görges
Wenn Sprem das selbe Kleid trug, so erinnerte Julia
Görges eher vom Aussehen und eigentlich auch von der Spielanlage her an
Ivanovic. 180cm gross, guter Aufschlag, harte Grundlinienschläge. Grosses
Potential wäre bei der 20-jährigen vorhanden. Allerdings gilt das ohne
Einschränkungen auch für viele ihrer Berufskolleginnen.
Skeptischer sehe ich das bei Kirsten Flipkens. Als Wimbledon- und US
Open-Juniorinnensiegerin von 2003 bereits Ende 2004 als Nummer 169
der Weltrangliste geführt, versucht sich die Belgierin seit Jahren auf der WTA-Tour zu etablieren. Dank guter Form steht die mittlerweile 23-jährige nun
erstmals in ihrer Karriere knapp unter den Top 100. Aber wieviel weiter kann es für
sie noch nach oben gehen? Sie sucht den Weg ans Netz, spielt einen guten Slice
auf der Rückhand und eine Vorhand mit relativ grosser Ausholbewegung. Referenzen könnten
für sie eine Marina Erakovic oder Yanina Wickmayer sein, die mit der selben
athletischen Spielweise nahe an den Top 50 stehen.
In dieser Partie setzte sich die konsequent gute Leistung Flipkens' durch.
Dank ihrem variablen Spiel punktete sie gleichermassen wie sie ihre Gegnerin
auch zu Fehlern verleitete. Görges spielte viel zu fehlerhaft, um das Heft an sich zu reissen. Enttäuschend
fand ich vor allem, wie die Norddeutsche den zweiten Satz mit zunehmendem
Spielverlauf abschenkte. Spielerisches Potential ist das eine. Aber Kämpferherz
das andere. Und es gibt genügend andere Spielerinnen, die beides haben...
Eine schwache Leistung zeigte auch die Stuhlschiedsrichterin, die sich zu Beginn
sogar die Münze auf den Kopf warf und deshalb den Münzwurf (Bild 3) wiederholen
musste. Zwei oder drei Overrules ihrerseits wären in dieser Partie mehr als angebracht
gewesen. Linienrichter waren nicht überall positioniert. Die Grundlinie zum
Beispiel wurde direkt vom Stuhl aus geschiedst. Warum der Schiedsrichterstuhl
bei diesem Head German Masters Series-Turnier, bei dem auch mit Head-Bällen
gespielt wurde, Dunlop-Werbung aufgedruckt hatte, lassen wir an dieser Stelle
dahingestellt.