Wimbledon 2008, London |
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alle Berichte aus der Rabble-Tennisdatenbank zu: Andy Murray, Laura Robson, Fabrice Santoro, Xavier Malisse, Tommy Haas, Guillermo Canas |
Heimische Hoffnungen - Andy Murray |
Herren Einzel | ||||
1. Runde | 2. Runde | 3. Runde | 4. Runde | Viertelfinale |
Tommy Haas - Guillermo Canas 3:6 6:4 6:4 6:4 |
Tommy Haas - Tommy Robredo (23) 6:4 6:4 6:3 |
Andy Murray (12) - Tommy Haas 6:4 6:7 6:3 6:2 |
Andy Murray (12) - Richard Gasquet (8) 5:7 3:6 7:6 6:2 6:4 |
Rafael Nadal (2) - Andy Murray (12) 6:3 6:2 6:4 |
Andy Murray (12) - Fabrice Santoro 6:3 6:4 7:6 |
Andy Murray (12) - Xavier Malisse (W) 6:4 6:2 6:2 |
Andy Murray - Fabrice Santoro
(Bilder 1-2)
Gegen Fabrice Santoro muss man beweisen, was man spielerisch alles so auf dem
Kasten hat. Der 21-jährige Schotte tat dies mit einer sehr reifen Vorstellung.
Taktisch wie spielerisch. Der 35-jährige Franzose baute seinen Rekord mit nun 64
Grand Slam-Teilnahmen erneut aus. In Wimbledon scheint er mit seiner "erst" 13.
Teilnahme im Gegensatz zu Roland Garros (19), den US Open (16) sowie den
Australian Open (16) aber noch fast ein Neuling zu sein. ;-)
Andy Murray - Xavier Malisse
(Bilder 3-5)
Mit dem belgischen Halbfinalisten von 2002 bekundete der einzige Brite unter den
besten 200 Spielern der Welt keine Mühe. Auch Xavier Malisse ist nur mehr auf
Position 226 klassiert. Er startete dank einer Wild Card direkt im Hauptfeld.
Andy Murray - Tommy Haas
(Bilder 6-9)
Tommy Haas spielte viel aggressiver und risikoreicher als gegen Canas. Sein
Motto "Angriff ist die beste Verteidigung" ging allerdings nur am Ende des
zweiten Satzes auf, als er einen Breakrückstand noch wettmachen konnte.
Andy Murray - Richard Gasquet
Wäre das unglaubliche Finale zwischen Nadal und Federer nicht gewesen, dann
hätten Andy Murray und Richard Gasquet den Titel für das beste Match
eingeheimst. Leider war ich an diesem Montag bereits wieder zurück in der
Schweiz und schaute mir das Match auf BBC am TV an. Dem Träger der britischen
Wimbledon-Hoffnungen gelang mit einer unglaublichen Willensleistung das, worauf
so viele Spieler hoffen, wenn sie auf dem schnellen Belag dem Spiel und dem
Resultat hinterherlaufen. Ohne ein einziges Break erzielt zu haben lag Murray
mit 0:2 nach Sätzen zurück und verlor dann auch noch seinen Aufschlag zum 4:5 im
dritten Satz. Nun konnte der bislang während mehr als zwei Stunden ungebreakt
gebliebene 22-jährige Gasquet zum Matchgewinn servieren. Jetzt oder nie war die
Devise. Der kleine Funken Hoffnung, der normalerweise im Keim erstickt wird,
loderte auf einmal zur grossen Flamme auf. Murray drehte die Partie gegen den um
einen Platz besser klassierten Weltranglistenzehnten und hatte nun nur noch die
Dämmerung als Gegner. Er hatte das Ruder herumgerissen und die Partie zum
letztmöglichen Zeitpunkt gegen halb neun Uhr abends ohne Unterbrechung für sich
entschieden.
Tommy Haas - Guillermo Canas
Von Guillermo Canas gewann ich den Eindruck, dass er auf dem Rasenbelag weder
Probleme mit dem Abspringen des Balles noch mit seinen Bewegungen hatte. Er
brachte beinahe alles zurück. Tommy Haas wusste, der er ans Netz vorstossen
muss. Aber der Deutsche fühlte sich bei den Volleys unwohl, weil er zu viele
Fehler beging. Canas seinerseits spielte starke Passierbälle und Lobs.
Die entscheidende Wendung nahm das Spiel bei 3:3 im zweiten Satz, als sich Canas
am Netz in Sekundenbruchteilen in Position bringen musste, um einen vom Netz
abgelenkten Ball doch noch vollieren zu können. Bei dieser Aktion (exakt auf
Bild 6 festgelhalten!) verletzte er sich am linken Unterschenkel. Nun war es
eine Verletzungs- wie auch Kopfsache beim 30-jährigen Argentinier. Er konnte
sein physisch anspruchsvolles Spiel mit der aufwändigen Beinarbeit nicht
aufrecht halten. Canas änderte seine Spielweise und verkürzte die Ballwechsel.
Vor allem im dritten Satz war es eine sehr schwache Partie, in der Haas der
Nutzniesser von Problemen Canas' war. Zum Ende des dritten Satzes begannen dann
die Schmerzmittel zu wirken, die Willy erhalten hatte. Er steigerte sich wieder
und Haas war nicht in der Lage, seine Kadenz zu erhöhen. Trotzdem brachte der
30-jährige Hamburger das Spiel nach Hause, obwohl man ihn nicht als verdienten
Sieger betiteln kann. Woran er noch arbeiten muss, dass weiss er vermutlich
selber. Im nächsten Training stehen bei ihm wohl Angriffsbälle und Volleys ganz
oben auf der Liste.
Bei Willy sahen wir, was es so oft zu sehen gibt: Da lässt er sich während der
Verletzungspause einen Verband anlegen, um ihn kurz darauf gleich wieder zu
entfernen (Bild 8). Eine reine Kopfsache, weil man sich durch einen so engen
Verband dann meistens schlichtweg zu eingeengt fühlt.
Laura Robson
Eine grosse Story in England war der Junioren-Titelgewinn der 14,5-jährigen
Laura Robson, die nur wenige Minuten vom All England Lawn Tennis & Croquet Club
entfernt wohnt. Da kam man auch auf BBC nicht an ihr vorbei, wobei im englischen
TV zugegebenermassen fast rund um die Uhr aus Wimbledon berichtet wird,
inklusive Liveübertragungen von Doppelpartien und anderem. Robson stahl sogar
Venus Williams, der Siegerin der Damenkonkurrenz, den Platz auf den Titelseiten
der Tageszeitungen. Sie war selbst bei den Juniorinnen die jüngste Teilnehmerin
gewesen. Seit Martina Hingis 1994 gab es nie mehr eine jüngere Wimbledonsiegerin
als Laura.
Alle Finalisten im Einzel, ob Profis oder Junioren, werden am Sonntagabend zum
Champions Dinner eingeladen. Auf die Frage, wen sie als Begleitung mitnehme,
meinte sie, dass sie am liebsten mit Marat Safin dorthin gehen würde. Der Russe
liess ihr vor ihrem Finalspiel durch seinen Agenten dann
folgende unterschriebene Nachricht übergeben: "Sorry, I can't come to the Ball,
but good luck for your final tomorrow." Wobei Laura anfügte, dass er mit 28
Jahren wohl ohnehin doch etwas zu alt für sie sei... In den letzten Jahren bekam
die Siegerin der Juniorinnenkonkurrenz im nächsten Jahr jeweils eine Wild Card
für das Haupttableau der Damen zugesprochen. Auf die Möglichkeit angesprochen,
dass sie 2009 in der ersten Runde auf die Titelverteidigerin Venus Williams
treffen könnte, meinte sie mit einem Lachen: "I'll take her down."