Zurich Open 2008 |
zurück zur Übersicht Last updated: 29.10.2008 |
alle Berichte aus der Rabble-Tennisdatenbank zu: Cara Black, Liezel Huber, Patty Schnyder, Anna-Lena Grönefeld, Kveta Peschke, Rennae Stubbs, Yanina Wickmayer |
Das Doppelfinale - Cara Black, Liezel Huber, Patty Schnyder, Anna-Lena Grönefeld |
Doppel | |||
1. Runde | Viertelfinale | Halbfinale | Finale |
Black/Huber
(1) - Hantuchova/Szavay (W) 6:2 6:3 |
Black/Huber
(1) - Azarenka/Petrova w.o. |
Black/Huber
(1) - Pennetta/Kirilenko 6:2 4:6 10-6 |
Black/Huber
(1) - Schnyder/Grönefeld (W) 6:1 7:6 |
Schnyder/Grönefeld (W) - Peschke/Stubbs (4) 3:6 6:4 12-10 |
Schnyder/Grönefeld (W) - Zheng/Peng 7:6 6:3 |
Schnyder/Grönefeld (W) - Srebotnik/Sugiyama (2) 6:4 0:6 10-8 |
Patty
Schnyder/Anna-Lena Grönefeld - Kveta Peschke/Rennae Stubbs
Wie beim Halbfinale des Turniers in Stuttgart
starteten Schnyder/Grönefeld schlecht in die Partie und waren das schwächere
Team. In Stuttgart waren sie als glückliche Siegerinnen vom Platz gegangen und
hatten
im Finale dann sogar noch Peschke/Stubbs bezwungen. Bei den Zurich Open kam es bereits in
der ersten Runde zur Revanche. Diese gewannen die Schweizerin und die Deutsche
heute glücklich, aber dennoch verdient. Denn vor allem Rennae Stubbs beging in
ihrer Domäne, dem Volleyspiel, ungewohnt viele Fehler. Das Spiel erinnerte mich
etwas an das Olympiadoppel Federer/Wawrinka gegen die Bryans. Das Fazit war,
dass zwei starke Einzelspieler auch im Doppel besser sind als zwei starke
Doppelspieler. Das traf nun wiederum zu. Schnyders und Grönefelds Schläge waren
zu hart für ihre Gegnerinnen.
Die 33-jährige Peschke und die 37-jährige Stubbs hatten in letzter Zeit etwas
geschwächelt. Seit Doha im Februar warten sie auf einen Turniersieg. In Zürich
scheiterten die Titelverteidigerinnen nun in der Startrunde, was sie die
Teilnahme an den Season Ending Championships der besten vier Doppelteams in Doha
kosten könnte. Die Australierin Stubbs hatte die letzten vier Austragungen in
Zürich gewonnen. 2004 bis 2006 mit Cara Black.
Cara Black/Liezel
Huber - Daniela Hantuchova/Agnes Szavay
Läuft es im Einzel nicht nach Wunsch, ist das Doppel eine beliebte
Alternative, um zu mehr Spielpraxis zu kommen. Das gilt aktuell für
Hantuchova/Szavay, die in Zürich im Einzel beide bereits in der ersten Runde
gescheitert waren. Im Einzel weist die 25-jährige Slowakin seit April eine
9:14-Negativbilanz auf. Der 19-jährigen Ungarin läuft es mit einer 3:8-Bilanz
seit August auch nicht besser.
Deshalb spielten die beiden an und für sich auch starken Doppelspielerinnen an
den Turnieren von Tokio, Stuttgart und Zürich zusammen. Allerdings reichte es
nur in Japan zu einem Matchgewinn. Mit Raymond/Stosur, Williams/Williams und nun
Black/Huber bekamen sie bei ihren Niederlagen allerdings auch harte Brocken
vorgesetzt. Die grossen Turniere im Tennisherbst weisen auch im Doppel eine sehr
starke Besetzung auf. In Zürich 2008 sogar die nominell stärkere als in der
Einzelkonkurrenz.
Cara Black/Liezel
Huber - Flavia
Pennetta/Maria Kirilenko
Trotzdem sich Flavia Pennetta zuvor für das Einzelfinale qualifiziert
hatte, zeigte sie auch im Doppel-Halbfinale grossen Einsatz. Sie scheint in
ihrem Team die Rolle der Motivatorin inne zu haben. Dank der No-Ad-Regel
(Entscheidungspunkt bei Einstand) und dem Champions-Tie-Break anstelle eines
dritten Satzes ist die Spieldauer im Doppel begrenzt. Ob man gewinnt, verliert
oder ein knappes Match austrägt. Die Spielzeit verändert sich nicht so stark.
Folglich hätte es Pennetta auch gar nicht so viel gebracht, wenn sie das Match
abgeschenkt hätte.
Für dieses gute Match blieb der Lohn relativ gering. Die Halbfinalistinnen
erhalten ein Preisgeld von 8'620$, dass sie untereinander auch noch aufteilen
müssen. Die späteren Siegerinnen Black/Huber verdienten in Zürich zusammen
30'000$. Die Siegerin der Einzelkonkurrenz erhält 95'500$, die sie mit niemandem
teilen muss. Dank dem neuen Spielsystem wäre der Reiz auch für die
Weltklassespielerinnen wieder eher gegeben, im Doppel anzutreten. Für solche
"Almosen" werden die besten Spielerinnen der Welt aber kaum im Doppel antreten.
Irritiert hat mich, dass Liezel Huber nach ihrem Aufschlag nicht ans Netz
vorrückte. Das Vorrücken ist normalerweise eines der Markenzeichen der
Doppelspezialistinnen wie Black/Huber oder Peschke/Stubbs. Wenn die
Weltranglistenersten am Netz waren, versuchten es Pennetta/Kirilenko meistens
mit einem Lob. Hier wäre ein variantenreicheres Spiel mit einigen Passierbällen
sicherlich auch sinnvoll gewesen. Beim Aufschlag standen Pennetta/Kirilenko sehr
weit an der Aussenlinie (Bild 4). Ihre Absicht war klar. Sie schlugen meistens
gegen aussen auf und wollten ihre Gegnerinnen so in Grundlinienduelle cross
verwickeln. Als die besseren Einzelspielerinnen haben sie im direkten
Schlagabtausch in den Grundlinienduellen die Vorteile natürlich auf ihrer Seite.
Cara Black/Liezel
Huber - Patty Schnyder/Anna-Lena Grönefeld
Im Gegensatz zu Pennetta/Kirilenko, die ihr Glück im Halbfinale vorwiegend
mit Lobs versucht hatten, übten sich Schnyder/Grönefeld in Passierbällen cross.
Vor allem die Schweizerin liebt diese Bälle mit viel Winkel, die ihr im Finale
auch gut gelangen. Blieben die Gegnerinnen hinten, waren Schnyders Crossbälle
natürlich noch effektiver. Und Huber bliebt oft hinten. Nämlich einerseits nach
ihrem eigenen Aufschlag und andererseits beim ersten Aufschlag der Gegnerin,
wenn Black returnieren musste.
Das 1:6 im ersten Satz sieht klar aus. Das war es auch. Letztendlich waren es
aber einzig die beiden Aufschlagspiele Grönefelds, die verloren gegangen waren.
Der Norddeutschen fehlte wie so oft zu Beginn einer Partie noch das Timing.
Beim Herauslaufen rief ich Patty noch ein "super, dass Du nächstes Jahr Fed Cup
spielst" herunter und sie bedankte sich. Denn so wie die letzten
Medienmitteilungen lauteten, kann die Schweiz mit Schnyder, Bacsinszky und
Vögele im Februar 2009 in Bestbesetzung zum Heimspiel gegen Deutschland
antreten. Viel mehr als einen warmen Händedruck erhalten die Spielerinnen ja
nicht dafür. Denn noch viel mehr, als das ATP-Turnier in Basel alle
Aufmerksamkeit erhält und das WTA-Turnier in Zürich eingeht, fristet der Fed Cup
ein absolutes Nischendasein im Vergleich zum Davis Cup.
Einzel Haupttableau |
1. Runde |
Petra Kvitova (Q) - Patty Schnyder (6) 6:4 3:6 6:4 |
Petra Kvitova -
Patty Schnyder
Unabhängig von ihrer frühen Niederlage zolle ich Patty Schnyder an dieser
Stelle Tribut. 15 Jahre lang war sie in Zürich immer dabei, trotz teilweise
schlechter Publicity in der Schweiz. Martina Hingis hat im Schweizer Tennissport
zwar die Highlights gesetzt, aber Patty Schnyder war für die Konstanz
verantwortlich. Ohne sie hätte es das Turnier am Standort Zürich vielleicht
nicht einmal bis ins Jahr 2008 geschafft.
Es war die an Nummer 57 der Weltrangliste platzierte Kvitova, die es in den
eigenen Händen hatte, ob sie gegen die Nummer 11 der Welt gewinnen würde. Denn
mit ihren Schlägen konnte sie viel mehr Druck erzielen als Schnyder. Aber die
18-jährige Tschechin zeigte auch Nerven. Vor allem zum Ende des ersten Satzes
benötigte sie unzählige Möglichkeiten. Anfangs des zweiten Satzes überstand
Schnyder bei 1:1 und 0:40 ein heikle Situation, dank der sie das Match auf ihre
Seite ziehen konnte. Kvitova ging nun im vierten Spiel in vier Tagen langsam die
Luft aus. Sie wäre mit der Dementieva-Taktik gut beraten gewesen: Vor dem
dritten Satz eine Umziehpause einlegen, um neue Kräfte zu sammeln. Dies tat
Kvitova (fairerweise) aber nicht und lag im Entscheidungssatz schnell mit 0:3
zurück. Dass die 18-jährige die Partie doch noch gewann, macht die Niederlage für
Schnyder umso schlimmer. Ob nun in Zürich bei der Dernière oder irgendwo
anders. Diese Niederlage schmerzt. Und beweist einmal mehr, dass die
Linkshänderin Patty Schnyder gegen Linkshänderinnen immer wieder grosse Probleme
hat.
Einzel Qualifikation | ||
1. Runde | 2. Runde | Finalrunde |
Anna-Lena Grönefeld - Jie Zheng (1) 6:2 6:3 |
Anna-Lena Grönefeld - Yanina Wickmayer (1) 6:3 6:0 |
Petra Kvitova - Anna-Lena Grönefeld 6:3 7:5 |
Anna-Lena Grönefeld - Yanina Wickmayer
Wie bereits am Vortag gegen Jie Zheng zeigte
Grönefeld eine überzeugende Leistung. Einer der härtesten Aufschläge der
Damentour bildet die Grundlage dazu. Auch in den Ballwechseln bleibt das
Erfolgsrezept einfach. Volle Pulle draufhalten und die Gegnerin wegschiessen.
Yanina Wickmayer ist für mich vom Spieltyp her mit
Marina Erakovic
vergleichbar. Ihr Spiel baut auf einer starken Athletik auf. Die 18-jährige
Belgierin hätte ein schweres Erbe anzutreten. Aber ihre Landsleute werden
sicherlich wissen, dass Justine Henin und Kim Clijsters Ausnahmeerscheinungen
waren und nicht durch die nächst beste Spielerin ersetzt werden können. Ich habe
schon lange keine Spielerin mehr so viele Bälle ins Netz schlagen sehen wie Wickmayer
dies heute tat. Aber dafür ist ihre eingesprungene Rückhand sehenswert. Sogar
auf der Vorhandseite tut sie dies ab und zu.