Rogers Cup, Toronto 2008 |
zurück zur Übersicht Last updated: 06.10.2008 |
alle Berichte aus der Rabble-Tennisdatenbank zu: Rafael Nadal, Andy Murray, Novak Djokovic, Richard Gasquet |
Turniersieger - Rafael Nadal, Andy Murray, Novak Djokovic, Richard Gasquet |
Untere Tableauhälfte: Der Weg der Viertelfinalisten | |||||
1. Runde | 2. Runde | 3. Runde | Viertelfinale | Halbfinale | Finale |
... | ... | ... | ... | ... | Rafael
Nadal (2) - Nicolas Kiefer 6:3 6:2 |
Andy Murray (8) - bye . |
Andy Murray (8) - Thomas Johansson (L) 6:4 6:4 |
Andy Murray (8) - Stanislas Wawrinka (9) 6:2 0:6 6:4 |
Andy Murray (8) - Novak Djokovic (3) 6:3 7:6 |
Rafael
Nadal (2) - Andy Murray (8) 7:6 6:3 |
|
Novak Djokovic (3) - bye . |
Novak Djokovic (3) - Frank Dancevic (W) 6:4 6:4 |
Novak Djokovic (3) - Robin Söderling 6:4 6:4 |
|||
Richard Gasquet (10) - Michael Llodra 6:2 4:6 6:3 |
Richard Gasquet (10) - Alexandre Kudryavtsev (Q) 7:5 6:3 |
Richard Gasquet (10) - David Ferrer (5) 6:3 6:3 |
Rafael
Nadal (2) - Richard Gasquet (10) 6:7 6:2 6:1 |
||
Rafael Nadal (2) - bye . |
Rafael Nadal (2) - Jesse Levine (Q) 6:4 6:2 |
Rafael Nadal (2) - Igor Andreev 6:2 7:6 |
Andy Murray - Novak Djokovic
Am Rogers Cup präsentierten sich praktisch alle
Spieler in der Form wie bereits in
Wimbledon knapp einen Monat zuvor. Für die meisten Topspieler war es das
erste Turnier seither. Djokovic zeigte sich erneut anfällig mit seiner Vorhand.
Den Ball zum Satzgewinn Murray's setzte er ins Netz. Genauso wie seinen eigenen
Satzball im zweiten Satz. Und die Punkte zum 1:5 und 1:6 im Tie-Break verschlug
er ebenfalls mit seiner Vorhand einmal zu weit und einmal ins Netz. Beim zweiten
Aufschlag riskiert der 21-jährige Serbe oft viel. Da gibt es vom Ass bis zum
Doppelfehler alles zu sehen. Der Weltranglistendritte spielt aus Crossduellen
heraus sehr gerne einen Ball mit viel Spin ebenfalls cross, aber nur bis auf Höhe
der T-Linie. Eine starke Waffe.
Bei Murray ist auffällig, dass er vor dem Return jeweils hinten wartet und dann
noch vor dem Schlag etwa einen Meter nach vorne aufrückt. Er spielt die Returns
sozusagen mit Anlauf. Der Sieg des Weltranglistenneunten aus Schottland über
Djokovic war der erste im fünften Anlauf.
Rafael Nadal - Richard Gasquet
An diesem Freitag war jedes Match besser als das
vorhergehende. Angefangen am Tag mit Simon-Cilic und Kiefer-Blake war die Night
Session mit Murray-Djokovic und Nadal-Gasquet dann das beste am ganzen Turnier. In
der stärkeren unteren Hälfte musste sich Rafael Nadal durcharbeiten. Richard
Gasquet hat nach seinem kleinen Burn Out im Frühjahr wieder zu seiner Form
zurückgefunden. Er hielt mit viel Top Spin gegen den Spanier dagegen. Aber der
grösste Vorteil des Franzosen ist, dass man bei ihm kaum erkennen kann, wohin er
den Ball spielt. Bei Nadal ist das auf der Vorhandseite ähnlich. Gasquet spielte
im Duell der beiden 22-jährigen phasenweise "alles oder nichts"-Returns, was in
einem grossartigen Showdown des ersten Satzes endete. 14:12 gewann Gasquet im
Tie-Break nach unzähligen Satzbällen, nachdem er endlich seinen ersten Aufschlag
auf die Reihe brachte. Der lag mit 47% nämlich jenseits von gut und böse.
Danach hatte der in Neuenburg in der Schweiz lebende Gasquet noch genau eine
Chance gegen den Weltranglistenzweiten. Bei 1:1 im zweiten Satz nämlich, als er drei
Breakchancen ungenutzt liess. Postwendend schaffte Nadal das Break und steuerte
in der Folge ungebremst zum Sieg.
Rafael Nadal -
Andy Murray
Es ist ein bisschen wie bei den Fussballspielern, von denen man immer wieder zu
hören kriegt, dass die neuen Bälle in der Luft "flattern" würden. Genauso kommt
es einem bei Rafael Nadal vor, wenn er seine Vorhand schlägt. Neben diesem
Flatterball ist sein Defensivslice auf der Rückhand wohl sein genialster Schlag.
Wenn er ganz weit nach aussen gedrängt wurde und den Ball ganz tief nehmen muss,
dann schneidet er ihn gefühlvoll kurz cross zurück über das Netz. Apropos
Gefühl: Seit einiger Zeit ist auch Rafa's langjährige Freundin ab und zu in den
Stadien anzutreffen. Hier auf Bild 3 mit Blick in die Kamera, während Coach Toni
Nadal gerade für ein Fanfoto posiert.
Wie gegen Djokovic wies Murray auch gegen Nadal eine 0:4-Bilanz auf. Gegen den
Mallorquiner hat er das Problem, dass er seine spielerischen Varianten nicht
einsetzen kann. Stoppbälle gegen Nadal sind keine Alternative. Man kann sich
einzig die richtige Mischung aus "Mitspielen" und "Draufhauen" zurechtlegen. Der
wichtigste Schlag beim "Draufhauen" ist dabei sein Vorhand longline. Doch genau
dieser Schlag funktionierte im Tie-Break des ersten Satzes nicht und so ging
Murray's Risiko, um mit Nadal mithalten zu können, nicht auf. Das Feuerwerk zum
Schluss unterstrich den Eindruck, dass dieses Halbfinale schon fast ein
vorweggenommenes Finale war.
Rafael Nadal - Nicolas Kiefer
Da kann Nicolas Kiefer noch so sehr sein Racket
nach dem Rückhandsmash Nadals werfen (auf Bild 5 über dem Emirates-Schriftzug).
Als Nummer 37 der Welt konnte der Deutsche die baldige neue Nummer 1 nicht
gefährden. In der anschliessenden Rede merkte man dem 31-jährigen an, dass er
seine Uhr ticken hört. Er wollte oder konnte nicht versprechen, in zwei Jahren
wieder zurück in Toronto zu sein. Versprach aber immerhin, im nächsten Jahr in
Montreal wieder am Rogers Cup teilzunehmen. Mit den 350 Punkten für das Finale des
Masters Series-Events steigt Kiefer auf einen Schlag von Rang 37 auf 19. Mehr
Punkte als an diesem Turnier hat der ehemalige Weltranglistenvierte erst einmal
in seiner Karriere geholt. Nämlich als er 2006 überraschend im Halbfinale der
Australian Open stand und dafür 450 Punkte kassierte. ATP-Turniersiege hat der
Deutsche sechs Stück gesammelt. Allerdings alle zwischen den Jahren 1997 und
2000.
Rafael Nadal ist spielerisch im Moment das Mass aller Dinge. Das unterstreichen
auch die Ergebnisse dieser Saison. Zwei Grand Slam-Titel und ein Halbfinale,
drei Masters Series-Titel und zwei weitere Turniersiege hat er gewonnen. Roger Federer kann
einzig zwei kleine Turniersiege in Estoril und Halle aufweisen. Hinzu kommen
natürlich noch zwei Finalspiele und ein Halbfinale an Grand Slam-Turnieren.
Novak Djokovic steht im Vergleich zum Spanier mit einem Grand Slam-Titel und
einem Halbfinale sowie zwei Masters Series-Titeln ebenfalls weit hinten an.
Deshalb ist es auch verdient, dass der 22-jährige Spanier den Tennisthron im August auch
ranglistentechnisch übernehmen wird.