Wimbledon 2008, London

zurück zur Übersicht         Last updated: 03.06.2009

alle Berichte aus der Rabble-Tennisdatenbank zu: Anastasia Pavlyuchenkova, Alisa Kleybanova, Marion Bartoli, Alize Cornet, Daniela Hantuchova, Bethanie Mattek
Untrainierteste Spielerinnen - Anastasia Pavlyuchenkova, Alisa Kleybanova, Marion Bartoli

 

Damen Einzel
 1. Runde  2. Runde  3. Runde  4. Runde
 Anastasia Pavlyuchenkova (Q) -
 Alize Cornet (17)
 7:6 7:6
 Anastasia Pavlyuchenkova (Q) -
 Na Li
 6:2 6:4
 Agnieszka Radwanska (14) -
 Anastasia Pavlyuchenkova (Q)
 6:3 6:2
 -
 ...  ...  ...  ...
 Marion Bartoli (11) -
 Sabine Lisicki
 6:4 6:2
 Marion Bartoli (11) -
 Tatiana Perebiynis
 6:2 7:5
 Bethanie Mattek -
 Marion Bartoli (11)
 6:4 6:1
 Serena Williams (6) -
 Bethanie Mattek
 6:3 6:3
 Bethanie Mattek -
 Severine Bremond (Q)
 5:7 6:0 6:1
 Bethanie Mattek -
 Vera Dushevina
 7:6 6:4
 ...  ...  ...  ...
 Alisa Kleybanova -
 Tzipora Obziler
 6:4 6:0
 Alisa Kleybanova -
 Daniela Hantuchova (10)
 6:3 4:6 6:1
 Alisa Kleybanova -
 Ai Sugiyama
 6:4 6:4
 Venus Williams (7) -
 Alisa Kleybanova
 6:3 6:4
 Daniela Hantuchova (10) -
 Sara Errani
 7:6 6:4

Anastasia PavlyuchenkovaAnastasia PavlyuchenkovaAnastasia PavlyuchenkovaAlize CornetAlize Cornet
Anastasia Pavlyuchenkova - Alize Cornet
Die 16-jährige Russin ist dreifache Grand Slam-Siegerin bei den Juniorinnen im Einzel und vierfache im Doppel. Doch genügt es wirklich, nur auf absolute Power zu setzen und die Fitness zu vernachlässigen? - Pavlyuchenkova trainiert an der französischen Mouratoglu Tennis Academy, deren Aushängeschild Marcos Baghdatis ist. In der grossen Tennisnation Frankreich gibt es vor allem im Damentennis eine Kluft zwischen vom Verband unterstützten Spielerinnen und denjenigen, die ihren eigenen Weg gehen. So ist Alize Cornet als eine der vielen Verbandsspielerinnen beispielsweise auch vom Team Lagardère unterstützt, dem Quasi-Nationalteam. Hierzu gehören unter anderem auch Gasquet, Mathieu, Monfils und Mauresmo. Auf der anderen Seite finden sich Aravane Rezai und Marion Bartoli. Beide trainierten bei Patrick Mouratoglu, die iranisch-stämmige Rezai tut es immer noch. Beide sind körperlich ungenügend austrainiert und hatten wohl auch deshalb ihre Differenzen mit der französischen Tennisföderation. Mouratoglu scheint mir diesbezüglich eine Art Auffangbecken zu sein. Deshalb mache ich mir einige Sorgen, dass die Russin Pavlyuchenkova auf dieser Ebene für die Zukunft nicht genügend gefördert wird.
Nach dem knappen ersten Durchgang, der im Tie-Break an Pavyluchenkova ging, lag die Überraschung im zweiten Satz in Reichweite. Alize Cornet redete und redete, mit sich selber und mit dem Schiedsrichter. Ihre Körpersprache war miserabel. Klar ist die 18-jährige aus Südfrankreich mit ihrem Sandplatztennis auf Rasen benachteiligt. Aber sie ist eine der Newcomerinnen in diesem Jahr und rangiert bereits auf Platz 17 der Weltrangliste. Da muss man sich gegen eine - wenn auch talentierte - Qualifikantin auch an einem schlechten Tag behaupten können. Ihre Kämpferqualitäten verliert Cornet zwar nicht, aber zwischen den Punkten wirkt sie von aussen her gesehen dann doch zu ungestüm, um sich voll auf den nächsten Punkt zu konzentrieren. Mit 2:5 stand sie im zweiten Satz vor dem Ausscheiden, ehe eine nervöse Pavlyuchenkova bei 4:5 zwei Matchbälle vergab. Cornet schaffte den Ausgleich und Pavlyuchenkova legte bei 5:5 doch tatsächlich eine Trinkpause ein, die Cornet umgehend beim Schiedsrichter beanstandete. Die Französin legte zum 6:5 vor. Nun nahm die junge Russin eine Verletzungspause und liess sich am linken Bein behandeln. Ein Rhythmusbrecher für die besser ins Spiel gekommene Cornet. Aber auch in so einer Situation fordert man von ihr als Favoritin jetzt natürlich, dass sie die Oberhand behält. Das gelang ihr aber nicht. Sie kassierte bei eigenem Aufschlag das Re-Break und unterlag daraufhin im Tie-Break.


Alisa Kleybanova - Daniela Hantuchova
Es kam mir vor, als hätte Alisa Kleybanova kein Racket in der Hand, sondern ein Gewehr und würde damit wild drauflosschiessen. Gepaart mit einem Kreischen à la Sharapova hatte die 18-jährige Moskowiterin eine unglaubliche Streuung von mehreren Metern in ihren Schlägen. Traf sie den Ball ins Feld, war es ein Gewinnschlag. Daniela Hantuchova hat gerade eine Verletzungspause hinter sich und spielte in Wimbledon ihr erstes Turnier seit zwei Monaten. Mit etwas mehr Spielpraxis und Sicherheit hätte sie in der Defensive vielleicht mehr dagegenhalten können. Ich sah mir das Ende des zweiten Satzes an, als Kleybanova mit Satzführung und Breakvorsprung 4:3 vorne lag. Doch es waren ihre Nerven, die ihr vor dem grossen Sieg einen Streich spielten. Die Russin verlor drei Games in Folge und gab zum Schluss mit drei (!) Doppelfehlern in Folge zum Satzverlust ab. Im dritten Satz lief die Maschinerie dann aber wieder rund und sie spielte diesen mit 6:1 nach Hause. Auch beim Aufschlag ist ihre Statistik eindrücklich: 190 km/h hatte ihr schnellster Aufschlag. Sie erzielte 10 Asse und 9 Doppelfehler. Davon 7 Asse und 5 Doppelfehler im zweiten Satz. Die Quote des ersten Aufschlags lag nur bei 51%.
Am Abend gingen Michael und ich auf dem Heimweg in Wimbledon noch in einem indischen Restaurant Essen. Da setzt sich im völlig überfüllten Restaurant plötzlich Angel Gimenez von der Sanchez-Casal Akademie, Daniela Hantuchova's Coach, an den Vierertisch neben uns. Er bestellt ein Bier und beginnt zu warten. Wer weiss, wer da alles noch aufgetaucht wäre. Wir sind jedenfalls gegangen, als er immer noch am Warten war und auf seinem Handy wohl das Halbfinalergebnis der Spanier an der Fussball-Europameisterschaft mitverfolgte.

Marion BartoliMarion BartoliBethanie Mattek
Bethanie Mattek - Marion Bartoli
Die letztjährige Sensationsfinalistin Marion Bartoli gab damals in einem Interview folgendes zum Besten: "My dad used to put me some targets. If I touched the targets, I get a candy. So I was very motivated. Maybe that's why I'm still loving too much the candies. But whatever." Immerhin hat sie das Problem erkannt. ;-)
Bethanie Mattek hat sich im Damentennis vor allem aufgrund ihrer ausgefallenen Outfits einen Namen gemacht. So trat die an Position 69 klassierte Amerikanerin zuletzt gar im goldenen Dress oder in einem mit Leopardenmuster an. Im traditionellen Wimbledon muss sich die 23-jährige zurückhalten. Zu einem tiefen Ausschnitt und andersfarbiger Unterwäsche hat es aber allemal gereicht.
Die 23-jährige Französin spielte stark, auf der Rückhand mit einem bissigen Slice und auf der Vorhand mit variablem Top Spin und führte schnell mit 4:1. Doch nach dem zweiten Break in Folge zum 4:4 griff sie zu den kleinen Spielchen zwischen den Punkten. Bei 15:0 und Aufschlag Mattek wechselte sie ihr Racket. Nach einem weiteren verlorenen Punkt bei 30:0 gleich nochmals. Und nach dem verlorenen Game nahm die an der Hand getapte Bartoli bei 4:5 eine Verletzungspause. Es war jedoch nicht die zuletzt verletzt gewesene Hand, die sie behandeln liess, sondern die Schulter. Nichts half mehr weiter und Bartoli gewann bis Matchende nur noch ein einziges Spiel.

zurück zur Übersicht