Wimbledon 2008, London |
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alle Berichte aus der Rabble-Tennisdatenbank zu: Nicole Vaidisova, Samantha Stosur, Casey Dellacqua, Ioana Raluca Olaru, Patty Schnyder, Alicia Molik |
Aus(-tralien) gegen Vaidisova - Nicole Vaidisova, Samantha Stosur, Casey Dellacqua |
Damen Einzel | ||||
1. Runde | 2. Runde | 3. Runde | 4. Runde | Viertelfinale |
Casey
Dellacqua - Patty Schnyder (12) 6:4 3:6 6:1 |
Casey
Dellacqua - Pauline Parmentier 1:6 6:2 6:3 |
Nicole
Vaidisova (18) - Casey Dellacqua 6:2 6:4 |
Nicole
Vaidisova (18) - Anna Chakvetadze (8) 4:6 7:6 6:3 |
Jie
Zheng (W) - Nicole Vaidisova (18) 6:2 5:7 6:1 |
Pauline
Parmentier - Akgul Amanmuradova 7:5 6:4 |
||||
Samantha
Stosur (W) - Ioana Raluca Olaru 6:2 6:2 |
Nicole
Vaidisova (18) - Samantha Stosur (W) 6:2 0:6 6:4 |
|||
Nicole
Vaidisova (18) - Zuzana Ondraskova (Q) 6:2 6:2 |
Samantha Stosur - Ioana Raluca
Olaru (Bilder 1-7)
Es war ein Startmatch am Montag in Wimbledon,
deshalb sah der Rasen auch noch überall so schön grün aus. Wer Probleme mit der
Unterlage hat, das stellte sich bereits beim Einschlagen heraus. Jeder zweite
Schlag der Rumänin Olaru geriet zu weit, weil sie jeweils zu spät am Ball war.
Auch bei den Volleys waren die Unterschiede offensichtlich: Stosur, ehemalige
Weltranglistenerste im Doppel, hält ihren Körper angespannt und spielt die
Flugbälle praktisch nur aus dem Unterarm, während Ralu jeweils den ganzen Arm
einsetzte. Dennoch wusste auch die Rumänin, dass sie den Weg ans Netz suchen
musste. So gewann sie dann auch ihr erstes Game, als sie erstmals zaghafte Serve
& Volley-Versuche an den Tag legte oder zumindest dem zweiten Ball ans Netz
nachging. Sehr kurios war, dass Olaru einen schweren tiefen Volley (Bild 6)
schön cross hineinlegte und punktete, jedoch kurz darauf einen weitaus
einfacheren Ball (Bild 7) aus guter Position mit einem Drive Volley verschlug.
Stosur stellte sich gut auf die Angriffsversuche der Nummer 140 der
Weltrangliste ein und legte ihr jeweils gefühlvolle Bälle in die Füsse, die ohne
die notwendige Technik nur sehr schwer zu vollieren sind. Das Unbehagen auf dem
ungewohnten Grün machte sich bei Olaru allein schon dadurch bemerkbar, dass sie
beim Prellen vor dem Aufschlag oft den Ball verlor, weil er nicht so hoch
aufsprang wie auf anderen Belägen!? Zu ihrer Verteidigung muss man aber sagen,
dass dies auch weitaus arrivierteren Spieler/innen passierte.
Beide Spielerinnen waren lange Zeit verletzt gewesen und sind in der
Weltrangliste zurückgefallen. Während Olaru noch nicht in den Rhythmus
zurückgefunden hat, war die mit einer Wild Card ausgestattete Stosur bereits
wieder mit guten Leistungen auf die Tour zurückgekehrt. Die 24-jährige aus Gold
Coast bestimmte das Spiel sowohl mit ihrem Aufschlag wie auch mit dem Return.
Olaru konnte nur reagieren. Dank ihrem starken Aufschlag trumpfte Stosur mit
Serve & Volley auf. Wobei sie die ungenügende Quote von nur 54% ersten
Aufschlägen im ersten Satz dann auch das erste Break kostete. Aber auch Ralu war
mit 46% weit weg von jenen Bereichen, die man als "gut" oder nur schon
"genügend" betiteln könnte. Nach dem 5:1 im ersten Satz konnte Stosur ihr Niveau
nicht ganz halten und ihre Fehlerzahl erhöhte sich. Dennoch kam sie zu einem
ungefährdeten Sieg.
Nicole Vaidisova - Samantha Stosur
(Bilder 8-11)
In einer engen Partie gegen Vaidisova kam für
Stosur in der zweiten Runde dann aber das Aus.
Casey Dellacqua - Patty Schnyder
(Bilder 1-3)
Es wäre eine Revanche angestanden für die
überraschende Niederlage, die Patty Schnyder in Januar an den Australian Open
gegen die ungesetzte Casey Dellacqua eingezogen hatte. Doch die Voraussetzungen
dafür sprachen nicht unbedingt für die 29-jährige Schweizerin, wenn wir davon
ausgehen, dass ihre Form mit derjenigen vom Januar vergleichbar ist und
Dellacqua seither vielleicht nochmals einen kleinen Schritt vorwärts gemacht
hat. Der Rasen als Unterlage kam der 23-jährigen Australierin zudem entgegen,
wenn man weiss, dass sich Schnyder darauf noch nie richtig wohlgefühlt hatte.
Es war ein Duell zweier Linkshänderinnen, wobei man Dellacqua taktisch schon
beinahe als Rechtshänderin betrachten kann. Ihre Rückhand ist nämlich stärker
als die Vorhand. Im Startsatz kippte das Momentum von Dellacqua zu Schnyder und
wieder zurück zur Australierin, die den Durchgang gewinnen konnte. Im zweiten
Satz konnte Schnyder mit 4:0 vorlegen, wobei Dellacqua in dieser Phase einen
Durchhänger hatte. Danach erhöhte die 165cm grosse Spielerin aus Perth ihre
Kadenz aber wieder. Sie bestimmte das Spiel und war Drücker. Patty Schnyder kann
auf Rasen nur reagieren. Sie benötigt Zeit für ihre Ausholbewegung, hat die
Bälle auf Rasen dann aber bereits in den Füssen und ist viel zu spät dran. Die
Baslerin brachte den Vorsprung im zweiten Satz zwar über die Runden, konnte im
dritten Satz aber nicht mehr dagegenhalten.
Nicole Vaidisova - Casey Dellacqua
(Bilder 4-6)
Nicole Vaidisova setzte in Wimbledon zum
Befreiungsschlag an, nachdem sie von Mitte März bis anfangs Juni an fünf
Turnieren (von Indian Wells bis zu den French Open) jeweils
Erstrundenniederlagen gegen Spielerinnen auf den Weltranglistenpositionen 48 bis
83 hatte einstecken müssen. Sie durchläuft im Moment eine Abnabelungsphase von
ihrem gewohnten Umfeld, die viele junge Spielerinnen in diesem Alter
durchmachen. Die 19-jährige Tschechin arbeitet nicht mehr mit ihrem Coach und
Stiefvater Ales Kodat zusammen. Hingegen sorgt das Liebesleben des Teenagers für
Aufsehen: Bis vor kurzem war sie mit dem 27-jährigen Jürgen Melzer zusammen.
Aktuell ist sie mit dem 29-jährigen Radek Stepanek liiert.
In Anbetracht der Voraussetzungen war ich überrascht von Vaidisova. Sie spielte
besser, als ich das erwartet hatte. Ausserdem hat die Tschechin Stoppbälle in
ihrem Repertoire. Ich erinnere mich nicht daran, diesen Schlag zuvor von ihr
gesehen zu haben. Was mir auffiel, ist, dass sie beim Aufschlag von der
Einstandseite sehr nah der Mittellinie steht (Bild 4). Solche Dinge fallen auch
deshalb auf, weil die meistbenutzten Stellen auf dem Gras ihre Spuren
hinterlassen. Casey Dellacqua spielte nicht auf dem Niveau wie in der Partie
gegen Schnyder. Folglich war sie auch nicht in der Lage, eine gut spielende
Nicole Vaidisova bezwingen zu können.
Alicia Molik (Bild 7)
Im Gegensatz zu Samantha Stosur wurde Alicia Molik,
die 118. der Weltrangliste, vom Veranstalter nicht mit einer Wild Card bedacht.
Die ehemalige Weltranglistenachte musste in die Qualifikation, wo sie gleich in
der ersten Runde an Tatiana Poutchek scheiterte. Der Schnappschuss von der
27-jährigen Australierin gelang mir während der Regenpause beim Spiel
Vaidisova-Dellacqua, welches auch Molik besucht hatte.