Russland-Reise 2007 |
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Perm - 31.-02. August 2007 |
Zug 18, "Kama", Moskau-Perm, 20,5h:
Mein fahrendes Hotel war kein Vergleich zu einem CityNightLiner, wie ich ihn
auch schon von Zürich nach Paris benutzt hatte. Gut, dort hatte ich auch keine
1. Klasse gebucht... Im Zweierabteil wurde am Abend ein kleiner Business Lunch
offeriert und die Betten hatten die nötige Länge, um sogar ganz knapp
Beinfreiheit zu gewährleisten. Das war doch um einiges luxuriöser als ich es
mir vorgestellt hatte. Allerdings ist die Eisenbahn zu langsam. Mit knapp 100
km/h durch einen ganzen Kontinent zu tuckern ist nicht effektiv genug. Kein
Wunder dauert die gesamte Strecke Moskau-Wladiwostok eine ganze Woche.
Mit mir im Abteil sass Wlad aus Moskau, mit dem ich mich in Englisch unterhalten
konnte. Seine Sätze begannen meistens immer mit "In se Moscu..." (In
the Moscow) oder "In se Russia...". Am Zerfall der UdSSR störte er
sich am Meisten daran, dass das grosse Land in viele kleine Länder zersplittert
wurde. Für politische Machtentscheidungen hat er nichts überhaupt. Aber man
ist sich gewohnt, zu akzeptieren, was einige "wichtige Leute"
entscheiden.
Wlad fuhr nicht die ganze Strecke bis Perm. Als ich mich am nächsten Mittag ins
Zugrestaurant begab, wurde mir klar, dass ich wohl noch einige Brocken mehr Russisch lernen sollte. Speisekarte und Bedienung gab es nur auf russisch.
Ebenso die Zugschaffnerin, die mein Zugsabteil betreute.
Perm:
Für alle Nicht-Russen: Der Name wird "Pjerm" ausgesprochen. Die 1
Mio. Einwohner zählende Stadt westlich des Urals weist vor allem bezüglich der
Infrastruktur Defizite auf. Vieles ist halt "alt", an den Fassaden ist
zum Teil der Putz ab. In meinem Hotel Ural war die Lärmisolation trotz
doppelter Fensterverglasung (wegen der harten Winter) gleich Null. Es klang, als
wären alle Fenster geöffnet. Ebenso die Türe gegen den Flur hin.
Aber dafür gab es einen Hotelraum mit Internetanschluss. Und auch das
Frühstücksbuffet war typisch russisch vollgepackt.
Zwar gibt es stattliche Gebäude. Leider sind viele davon aber nicht im Besten zustand. Es gab aber durchaus auch neue Bauten, welche allerdings etwas ausserhalb der "Altstadt" an den grösseren Strassen und Plätzen entstanden. Mit dem nötigen Kleingeld lässt sich Einiges aufbauen. In der Industrie zeigt sich vermutlich das selbe Bild bezüglich veralteter Produktionsanlagen. Aber auch dort müsste wohl grundlegend investiert werden, um die Produktivität zu steigen.
Die Russen scheinen Vergnügungsparks zu
lieben. Der kurze Sommer wird so richtig ausgekostet. Kein Vergnügungspark,
aber einige Festzelte gab es am alten Bahnhof "Perm I", der am Fluss
Kama gelegen ist. Bei Musik gab es Schaschlik (Grillspiesse) und Getränke. Als ich
dort meine Bestellung aufgab, hatte ich das Gefühl, dass ich vermutlich die
einzige Person in ganz Perm bin, die kein Russisch spricht. Geschweige denn der
einzige Tourist. Das ist man sich hier wohl (noch?) nicht gewöhnt.
Inlineskaten ist "In" bei den Russen. Allerdings war es haarsträubend
anzusehen, wie schlecht sie Viele auf den fahrenden Rollen anstellten.