Davis Cup Schweden - Argentinien 2007

zurück zur Übersicht
zurück zur Tennis-Datenbank

Last updated: 03.03.2008

Vorschau

Davis Cup, Weltgruppe Viertelfinale 2007 vom 6.-8. April 2007 in Göteborg (SWE)

Nach sieben Auswärtspartien in Folge und genau vier Jahren kehren die Schweden endlich in ihre Heimat zurück. Es geht in die zweitgrösste schwedische Stadt, nach Göteborg. In der Messehalle wird vor 4'000 Zuschauern gespielt. Das ist nach so langer Absenz von zu Hause eine vergleichsweise kleine Zahl. Das spiegelt etwas die aktuelle Situation im schwedischen Tennis wieder nach den grossen Erfolgen der letzten 30 Jahre. Immerhin wird die Halle dadurch sicherlich ausverkauft sein.

Die Nordländer haben mit sieben Davis Cup-Erfolgen eine erfolgreiche Vergangenheit vorzuweisen. Den ersten Davis Cup-Titel gab es im Jahre 1975. Zwischen 1983 und 1989 standen sie sieben Jahre lang in Folge im Finale und gewannen dabei drei Titel. Ebenfalls drei Davis Cup-Titel holten sie in den 90er-Jahren und erreichten dabei von 1992 bis 1998 jeweils immer mindestens das Halbfinale. Doch die Zeiten eines Borg, Wilander oder Edberg sind längst passé und seit 1998 qualifizierten sich die Schweden einzig nochmals im Jahre 2001 für ein Halbfinale. Und selbst im aktuellen Team wäre mit drei Spielern über 30 Jahre ein Generationenwechsel angesagt.

Argentinien stand bislang zweimal in einem Davis Cup-Finale. 1981 (mit Vilas und Clerc) und 2006 unterlagen sie auswärts den USA respektive Russland. Das letzte Aufeinandertreffen mit Schweden gewannen die Gauchos vorheriges Jahr klar mit 5:0. Allerdings wurde damals in Buenos Aires auf Sand gespielt. Mit dem Heimvorteil für Schweden und der damit verbundenen Platzwahl kann eine ausgeglichenere Begegnung erwartet werden. Es wird auf einem schnellen Teppichbeleg gespielt. Auf Taraflex wurde im Februar auch die Erstrundenpartie Schweiz-Spanien ausgetragen. Leider kam es dort nur selten zu längeren Ballwechseln. Dafür war der Aufschläger umso mehr bevorteilt. Fraglich also, ob dieser Untergrund die beste Wahl aus Sicht der Zuschauer ist.

Die argentinische Armada hat über die letzten zwei Jahre hinweg einige (unter anderem auch selbstverschuldete) Rückschläge verzeichnen müssen. Im Verlauf des Jahres 2005 waren insgesamt fünf argentinische Spieler in den Top 10 der Weltrangliste gestanden. Zeitweise befanden sich gleichzeitig vier Argentinier unter den besten 11 der Welt. Mit Nalbandian ist im März 2007 der Letzte der Argentinier aus den Top 10 gepurzelt. Zwei Spieler wurden wegen Dopingmissbrauchs gesperrt. Es sind die Puerta (acht Jahre) und Canas (zwei Jahre), wobei er allerdings nach einer Revidierung des Urteils unlängst wieder auf die ATP-Tour zurückgekehrt ist und mit seinen zwei Siegen gegen Federer für Aufsehen sorgte. Die 2001 ebenfalls wegen Dopingvergehen bestraften Coria (Verletzungen und Formschwäche) und Gaudio (Formschwäche), der seit einigen Jahren nicht mehr im Davis Cup mitgespielt hat, fielen in der Weltrangliste zurück.

 

Schweden:
Robin Söderling
Jonas Björkman
Thomas Johansson
Robert Lindstedt

Team Captain Mats Wilander tauschte gegenüber der ersten Runde gegen Weissrussland einzig seinen Doppelspezialisten aus. Er bot Lindstedt anstelle von Aspelin auf.

 

Argentinien:
David Nalbandian
Guillermo Canas
Juan Martin Del Potro
Sebastian Prieto

Nach dem Aufgalopp in Österreich mit Acasuso, Del Potro, Canas und Prieto kann Team Captain Alberto Mancini für die zweite Runde wieder auf Teamleader Nalbandian zählen.

 

Mögliche Aufstellungen:
Bei den Schweden werden wohl Söderling und Johansson im Einzel eingesetzt. Björkman/Lindstedt sind für das Doppel gesetzt. Allenfalls könnte Björkman in einer entscheidenden fünften Partie zum Einsatz kommen.
Bei den Argentiniern werden Nalbandian und Canas für die Punkte im Einzel besorgt sein. Dank Prieto erhält mindestens Einer der Beiden im Doppel eine Verschnaufpause. Die Joker-Rolle bei den Gauchos liegt beim 18-jährigen Del Potro.

 

 

Spieler Davis Cup Formstand Karriere
Robin Söderling
(ATP 30, Doppel 257, 22 Jahre, 190 cm)
Davis Cup: 4 Begegnungen, Viertelfinalist 2007
Davis Cup Einzel: 4 Siege, 2 Niederlagen
Davis Cup Doppel: 0 Siege, 0 Niederlagen
Als bestklassierter Spieler seines Team ist der 22-jährige aus Tibro für die Einzel wohl gesetzt. Seine ersten zwei Einzelpartien im Davis Cup verlor er gegen Hewitt und Nalbandian. Seither blieb er in vier Matches ungeschlagen. Dank den Halbfinals in Doha, Marseille und Dubai ist der Start ins das Jahr 2007 geglückt. Er schlug in dieser Saison unter anderem bereits Davydenko, Baghdatis, Ferrer und Gasquet. Mit Lyon 2004 und Milan 2005 stehen zwei ATP-Turniersiege zu Buche. Bei den Junioren gewann Söderling die Orange Bowl 2001. Allerdings ist im Vergleich dazu, in 15 Grand Slam-Teilnahmen nur zweimal die dritte Runde zu erreichen, äusserst schwach.
Jonas Björkman
(ATP 40, Doppel 4, 35 Jahre, 182 cm)
Davis Cup: 32 Begegnungen, Sieger 1994/1997/1998
Davis Cup Einzel: 16 Siege, 9 Niederlagen
Davis Cup Doppel: 20 Siege, 12 Niederlagen
Als dreifacher Davis Cup-Champion ist der 35-jährige aus Vaxjo der einzige Akteur, der das Gefühl kennt, den Pokal in die Luft zu stemmen. Er spielte seine erfolgreichsten Davis Cup-Doppel zusammen mit Jan Apell und Nicklas Kulti und hatte ein Bilanz von 17:2 bis zu Beginn des Jahres 2001. Seither kassierte er eine düstere 2:10-Bilanz. Zusammen mit Max Mirnyi erreichte er 2007 "erst" das Australian Open-Finale sowie das Halbfinale in Indian Wells. Damit fiel er auf Rang 4 in der Doppelweltrangliste zurück.
Im Einzel stiess er im letzten Jahr überraschend ins Halbfinale in Wimbledon vor. In dieser Saison reichte es nur gerade für das Viertelfinale in Marseille.
Neun Major-Titelgewinne im Doppel an allen vier Grand Slam-Turnieren kann der 35-jährige vorweisen. Insgesamt stehen 6 Titel im Einzel sowie deren 50 im Doppel zu Buche.
Thomas Johansson
(ATP 73, Doppel 104, 32 Jahre, 180 cm)
Davis Cup: 12 Begegnungen, Halbfinalist 1998/2001
Davis Cup Einzel: 12 Siege, 10 Niederlagen
Davis Cup Doppel: 0 Siege, 3 Niederlagen
Seit 1998 spielt der Australian Open-Sieger 2002 aus Linköping im Davis Cup. Dabei kam er zumeist im Einzel zum Einsatz. Ein Viertelfinale in Zagreb (auf Teppich) und die 3. Runde in Indian Wells (auf Hartplatz) waren in dieser Saison bislang das höchste der Gefühle für Thomas Johansson. Der Australian Open-Sieg 2002 und das Wimbledon-Halbfinale 2005 waren seine mit Abstand grössten Erfolge. Er gewann bislang 9 ATP-Turniere im Einzel und eines im Doppel.
Robert Lindstedt
(ATP -, Doppel 48, 30 Jahre, 190 cm)
Davis Cup: 0 Begegnungen
Mit 30 Jahren kommt der Doppelspezialist aus Sundbyberg zu seinem Davis Cup-Debüt. In diesem Jahr erreichte er die Halbfinals in Adelaide (mit Allegro), Zagreb (mit Johansson) sowie das Viertelfinale in Indian Wells (mit Nieminen), Memphis und Las Vegas (mit Aspelin). Erst in den vergangenen zwei Jahren nahmen seine Erfolge auf der ATP-Tour zu. Bisher stand er in 3 Doppel-Finals. Zuvor spielte er jahrelang an Future- und Challenger-Turnieren.
David Nalbandian
(ATP 12, Doppel 370, 25 Jahre, 180 cm)
Davis Cup: 11 Begegnungen, Finalist 2006
Davis Cup Einzel: 12 Siege, 2 Niederlagen
Davis Cup Doppel: 8 Siege, 2 Niederlagen
Trotz zwei klaren Einzelsiegen des Stiers aus Cordoba gegen Davydenko und Safin unterlagen die Argentinier im letztjährigen Finale gegen Russland mit 2:3. Eine grosse Enttäuschung für Nalbandian. Er hat sowohl im Einzel wie auch im Doppel eine ausgezeichnete Davis Cup-Bilanz vorzuweisen. Mit einem Viertelfinale an den Australian Open und einer 4. Runde in Indian Wells als beste Resultate blieb er in diesem Jahr weit hinter den Erwartungen zurück. Im ATP Race belegt er nur den 28. Platz und hat eine 6:6-Bilanz. Der Junioren-US Open-Sieger 1998 mit armenischen Wurzel grossväterlicherseits hat das grösste Palmares im Einzel aller Spieler dieses Wochenendes vorzuweisen. Der Masters-Titel 2005, das US Open-Finale 2002 sowie vier weitere Grand Slam-Halbfinals sind der Beleg dafür. Insgesamt gewann er jedoch erst 5 Turniere im Einzel und eines im Doppel.
Guillermo Canas
(ATP 29, Doppel 645, 29 Jahre, 185 cm)
Davis Cup: 8 Begegnungen, Viertelfinalist 98/02/04/06
Davis Cup Einzel: 5 Siege, 2 Niederlagen
Davis Cup Doppel: 3 Siege, 1 Niederlagen
Nach Ablauf seiner auf 15 Monate reduzierten Dopingsperre, weil er das fehlbare Medikament von einem ATP-Turnierarzt verschrieben bekommen hatte, kehrte der 29-jährige aus Buenos Aires zu Beginn dieses Jahres in das Davis Cup-Team zurück. Roger Federer auf Hartplatz in Indian Wells als Lucky Looser und in Miami als Qualifikant zweimal hintereinander zu besiegen ist bislang die Story des Jahres.
Vor dem Finale in Miami hatte er sich mit dem Turniersieg in Costa Do Sauipe auf der ATP-Tour zurückgemeldet und in Buenos Aires Landsmann Nalbandian besiegt. Aktuell steht er auf Position 12 des ATP Race mit 17:4 Siegen.
Turniersiege erzielte er bislang 7 im Einzel und 2 im Doppel. Die besten Grand Slam-Resultate waren die Viertelfinals in Roland Garros 2002 und 2005.
Juan Martin Del Potro
(ATP 58, Doppel 229, 18 Jahre, 195 cm)
Davis Cup: 1 Begegnungen, Viertelfinalist 2006
Davis Cup Einzel: 1 Siege, 0 Niederlagen
Davis Cup Doppel: 0 Siege, 0 Niederlagen
Das Jungtalent aus Tandil feierte gegen Österreich mit dem entscheidenden Punkt im vierten Match dank einem Fünfsatzsieg über Melzer einen erfolgreichen Davis Cup-Einstand. In 2007 hat er ein Halbfinale in Adelaide sowie zuletzt eine 4. Runde in Miami dank Siegen über Baghdatis und Youzhny zu bieten.
Er fühlt sich auf schnellen Belägen wohl und spielte im Gegensatz zu seinen Teamkollegen im Februar und März nicht auf den Sandplätzen Südamerikas, sondern in den USA auf Hartplatz.
Der 195cm grosse, 18-jährige Argentinier stand bisher noch in keinem ATP-Finale.
Sebastian Prieto
(ATP -, Doppel 35, 31 Jahre, 180 cm)
Davis Cup: 3 Begegnungen, Halbfinalist 2000
Davis Cup Einzel: 0 Siege, 0 Niederlagen
Davis Cup Doppel: 1 Siege, 1 Niederlagen
Nach 1999 kam der 31-jährige aus Buenos Aires im Februar im verlorenen Doppel gegen Österreich zu seinem zweiten Davis Cup-Einsatz. 6 Erstrundenniederlagen zusammen mit Doppelpartner Garcia bei 7 Turnieren in diesem Jahr verheissen nichts Gutes. Immerhin holten sie in ihrer Heimatstadt den Titel.
Im März spielte er ein Challenger-Turnier mit Del Potro, eine mögliche Davis Cup-Aufstellung. Sie erreichten das Finale.
Der Titelgewinn in Buenos Aires im Februar war sein 8. Doppel-Erfolg auf der ATP-Tour.

 

Davis Cup Schweden - Argentinien

zurück zur Übersicht
zurück zur Tennis-Datenbank

Last updated: 03.03.2008

Tag 1

 

1:0   Thomas Johansson - David Nalbandian   6:7 7:6 6:2 7:6

David Nalbandians bester Schlag ist seine Rückhand, wenn er den Ball hoch trifft (Bild 4). Dann kippt er das Racket im richtigen Moment ab und spielt den Ball kurz cross etwa auf die Höhe der T-Linie ganz nach aussen. Dadurch gelingt ihm ein fantastischer Winkelball.

Thomas Johanssons Gameplan hiess, alles auf die Vorhand von Nalbandian zu spielen. Dies funktionierte aber nicht und deshalb stellte der 32-jährige Schwede Mitte des ersten Satzes um. Nun verteilte er die Bälle von links nach rechts. Das kann Nalbandian prinzipiell zwar besser als er, aber heute war es das richtige Mittel für Johansson.

Nalbandian über den Platz zu jagen, war vor allem deshalb wichtig, weil er mir nicht den fittesten Eindruck machte. Der Argentinier, der schon so viele Fünfsatzmatches zu seinen Gunsten drehen konnte, hatte zwar noch nie einen Waschbrettbauch. Aber für die durchwachsene bisherige Saison könnte wirklich ein mangelnder Fitnessstand verantwortlich sein. Bedingt vielleicht durch das späte Ende der letztjährigen Saison mit dem Davis Cup-Finale anfangs Dezebmer.

Trotz (oder gerade wegen?) dem schnellen Belag wählte Münzwurf-Sieger Nalbandian den Return aus. Bei Johansson versagte in den ersten beiden Aufschlagspielen der erste Aufschlag, ihm unterlief je ein Doppelfehler und er kassierte das Break zum 1:2. Insofern eine geschickte Wahl Nalbandians.

Die Schlüsselszene sah das Match bei 4:4 und Breakball Nalbandian. Johansson hatte im Game zuvor das Re-Break geschafft. Nun hätte der Argentinier wieder davonziehen können. Johanssons Ball an die Grundlinie geriet lang. Der Linienrichter rief "Out" und auch Schiedsrichter Carlos Ramos sprach einen "Out"-Ruf zur Bestätigung aus. Der Linienrichter rief nun "Correction" und revidierte sein Urteil. Er wurde zu Ramos zitiert. Der erfahrene Portugiese nahm die korrigierte Entscheidung des Linienrichters an und liess den Punkt wiederholen. Nalbandian war bereits auf seine Bank gesessen und beharrte auf dem Break zum 5:4. Oberschiedsrichter Mike Morrissey musste ihn zur Rückkehr auf den Platz befehligen.
Johansson wehrte den Breakball ab und hielt seinen Aufschlag zum 5:4. Im nächsten Game brodelte es in Nalbandian so sehr, dass er einen Ball wegknallte, welcher unabsichtlich direkt ins Publikum flog. Dafür gab es natürlich viele Pfiffe vom Publikum und eine Verwarnung vom Schiedsrichter.

Es war zu erwarten gewesen, dass auf diesem schnellen Teppichbeleg so einige Tie-Breaks gespielt werden würden. In der Entscheidung machten sich dann die argentinischen Fans mit Schlachtrufen bemerkbar. Das Momentum lag auf der Seite der Südamerikaner. Bis die Schweden mit ihrem blossen Klatschen (ähnliches Verhalten wie die Schweizer: es wird kollektiv geklatscht, aber nicht gerufen) kontern konnten, war der Satz weg. Für die folgenden Sätze zogen die einheimischen Fans ihre Lehren daraus.

Nach der Startphase hatte Johansson zunehmend Vorteile in dieser Partie. Dies war überraschend, da Schwede trotz Nalbandians schwacher Form trotzdem als Aussenseiter galt. Johansson erzielte viele Asse, die von den Fans typisch schwedisch jeweils mit dem Song "That's the way, I like it" gefeiert wurden. Dem Argentinier hingegen unterliefen ungewöhnlich viele Doppelfehler.

Trotz schlechter Ausgangslage gaben die argentinischen Fans im vierten Satz nochmals Vollgas und ihre Nummer 1 kam unverhofft zum Break zum 3:2. Die schwedischen Fans und Thomas Johansson hielten dagegen. Der heute stark returnierende Schwede glich zum 4:4 aus und gewann danach den zweiten aus drei Tie-Breaks der Partie. Die Überraschung war perfekt und gemäss den schwedischen Interviews "Fantastisk". Damit verschaffte er seinem Team eine exzellente Ausgangslage.

 

 

2:0   Robin Söderling - Juan Martin Del Porto   7:6 7:6 6:4

Die zwei starken Aufschläger zeigten dass ein Spiel auf dieser Teppich-Unterlage unattraktiv sein kann. Ein einziges Break kann jeweils bereits zum Satzgewinn reichen.

Mit dem 22-jährigen Schweden und dem 18-jährigen Südamerikaner trafen die jüngsten Spieler aufeinander. Womöglich waren Breaks aufgrund der Aufschlägstärke der 190cm bzw. 195cm grossen Spieler Fehlanzeige. Vielleicht hat Returnstärke aber auch etwas mit Erfahrung zu tun und muss mit den Jahren auf der ATP-Tour erst erlernt werden.

Beim Service sind Unterschiede auszumachen. Söderling wirft den Ball nach oben und springt weit in die Höhe (Bild 2). Der fünf Zentimeter grössere Del Potro hingegen wirft den Ball nach vorne und verleiht ihm dadurch zusätzlichen Druck (Bild 5).

Juan Martin Del Potro war einer der Gründe, warum ich nach Göteborg wollte. Für das argentinische Team ein Handicap, dass Canas am Freitag wegen einer Verletzung nicht antrat. Ich hingegen freute mich, das 18-jährige Talent in einem Ernstkampf beobachten zu können.

Wie beim Aufschlag hat der Argentinier auch bei Vor- und Rückhand (Bilder 6-8) einen sehr frühen Treffpunkt und legt so viel Dampf in den Schlag. Beeindruckend auch seine tief gespielte Rückhand in Bedrängnis (Bild 8). Sieht komisch aus, ist aber sehr effektiv. Und das muss man mit 195cm Körpergrösse erst einmal zu Stande bringen!

Überraschend eigentlich, dass am ersten Tag keiner der Spieler den Weg an das Netz suchte bei diesem schnellen Belag. Auch im zweiten Match wurden die ersten beiden Sätze im Tie-Break ausgetragen. Allerdings benötigten Söderling-Del Potro mit 1h 40min eine halbe Stunde weniger als zuvor Johansson-Nalbandian in ihrem umkämpften Spiel mit längeren Ballwechseln und einem aktiveren Publikum.

Im ersten Satz hat Söderling ein umkämpftes Aufschlagspiel zu überstehen, Del Potro deren drei. Zwei Doppelfehler des Argentiniers waren eindeutig zu viel im ersten Tie-Break.

Zum 5:3 im dritten Satz gab es dann das erste Break der Partie für Schweden! Und was tut Söderling? Anstelle den Sack zuzumachen kassiert er das Re-Break!? Und Del Potro? Dem fällt nichts Besseres ein als mit einem weiteren Break das Match abzugeben!? Tennis ist Kopfsache.

 

 

Davis Cup Schweden - Argentinien

zurück zur Übersicht
zurück zur Tennis-Datenbank

Last updated: 03.03.2008

Tag 2

 

3:0   Jonas Björkman / Thomas Johansson - David Nalbandian / Guillermo Canas   4:6 7:6 6:2 6:3

Anstelle des Davis Cup-Neulings und Doppelspezialisten Lindstedt vertrauten die Schweden auf Vortagesheld Johansson.

Beim Heimteam zeigte Björkman, dass er zur absoluten Weltspitze im Doppel gehört. Am Netz war er ein Hingucker. Johansson schlug einige Asse. Viele davon von der Einstand-Seite nach aussen.

Die Argentinier spielten beim Aufschlag oft die australische Variante. Dabei steht der Spieler am Netz in der Platzmitte und der Aufschläger kommt je nach Absprache auf der linken oder rechten Seite ans Netz. Dies bringt einen zusätzlichen Überraschungseffekt. Sie versuchten dadurch hauptsächlich mit dem am Netz stehen Spieler den Return abzufangen zu direkt zu punkten. Dadurch entfällt der erste tiefe Angriffsvolley für den Aufschläger (Bilder 1 und 9), der schwer zu spielen ist.

Dank der Unterstützung und unter dem Jubel der Fans (Bild 3) verwandelten die Gäste den ersten Breakball der Partie gegen Johansson zum 6:4 im ersten Satz. Wiederum waren die argentinischen Fans schneller gewesen als die schwedischen.

Trotz des kassierten Breaks begann Johansson auch im zweiten Satz als erster Aufschläger im schwedischen Doppel. Bei den Argentiniern hatte Canas die Rolle des Nummer 1-Aufschlägers inne. Vielleicht auch deshalb, weil er am Netz nicht ganz so stark war. Bei seinen Volleys bekamen die Gegner vielfach eine zweite Chance, da er den Punkt oft nicht direkt erzielen konnte.

Im gesamten zweiten Satz ging keines der Games über Einstand. Im Tie-Break reichte den Schweden bereits ein einziges Mini-Break. Dieses erzielte Björkman auf der linken Seite als er mit seinem Return Nalbandian longline passiert hatte. Die Gauchos hatten wieder die australische Variante gespielt und liessen sich longline erwischen.

Teamcaptain Mats Wilander rutschte nervös auf seiner Bank herum und tigerte beim Seitenwechsel vor seinen Spielern auf und ab. Je länger die Partie dauerte, desto mehr konnte aber auch er sich entspannen und liess sich vom Publikum mitreissen (Bild 6).

Danach brach David Nalbandian wie am Vortag ein. Drei Mal in Folge konnte er seinen Aufschlag nicht halten und kassierte die Breaks zum 3:1 und 6:2 im dritten Satz sowie zum 3:1 im Vierten. Und als kurz die Möglichkeiten zum Re-Break gegen Björkman nicht genutzt wurden, zertrümmerte der Stier aus Cordoba sein Racket gleich in zwei Teile.

Vor allem der 35-jährige Jonas Björkman freute sich ungemein über diesen Sieg. Der sonst so erfolgreiche Schwede hatte im Davis Cup-Doppel eine lange Durststrecke durchwandert. So hatte er nur 2 der letzten 12 Matches gewonnen.

Wieder einmal zeigte sich, wie stark der Heimvorteil im Davis Cup wiegt. Noch vor einem Jahr hatte Argentinien in Buenos Aires mit 5:0 gewonnen.

 

 

Davis Cup Schweden - Argentinien

zurück zur Übersicht
zurück zur Tennis-Datenbank

Last updated: 03.03.2008

Tag 3

 

4:0   Jonas Björkman - Sebastian Prieto   6:1 6:2

Die Entscheidung war also bereits vor dem Sonntag gefallen. Am Freitag war die Halle mit 4'000 Zuschauern prall gefüllt gewesen. Für das Doppel am Samstag kamen 3'000 und am Sonntag dann noch knapp 2'500 Leute, so meine Schätzung. Gelb ist vielleicht nicht gerade eine Modefarbe, aber trotzdem hätten viel mehr Fans in blau oder gelben Outfits erscheinen können, um ihr Heimteam zu unterstützen.

Nalbandian trat nach seinen zwei missratenen Auftritten zur unbedeutenden Partie nicht mehr an. Canas konnte sich nun wieder schonen. Also wurde Doppelspezialist Prieto aufgestellt. Der hätte natürlich lieber tags zuvor gespielt und stand gegen Björkman auf verlorenem Posten.

Dem Schweden reichte es, seine Bälle zu verteilen. Auf der Rückhand zum Beispiel agierte sein Gegner jeweils nur mit einem Slice. Da fehlt es am technischen Repertoire. Ausserdem spielte Björkman starke Return-Passierschläge.

Sebastian Prieto suchte sein Glück am Netz. Erst rückte er ausschliesslich nach dem ersten Aufschlag ans Netz vor. Nach kurzer Zeit auch nach seinem zweiten Aufschlag, da er von der Grundlinie schlichtweg nicht mithalten konnte. Gepunktet hat der Mann mit der wippenden Boris Becker-Aufschlagsbewegung (Bild 3) aber praktisch nur mit Assen. Seine Angriffsbälle aus dem Spiel heraus waren zu schwach. Seine Stoppbälle auf dem Teppichbeleg nicht effektiv. Und im Einzel merkte man ihm die fehlende Platzabdeckung an, da er ansonsten nur im Doppel antritt.

Auf den Bilder 1 und 2 sieht man schön, wie Björkman beim Aufschlag ins Feld springt. So lange er dabei den Boden nicht berührt, ist regeltechnisch alles in Ordnung. Dadurch steht er bereits etwas im Feld, was ihm den Weg zum Netz verkürzt.
Nach 1:1 im ersten Satz holte er sich das 6:1. Das ging eindeutig zu leicht und der Schwede kassierte im zweiten Satz das Break zum 0:2 nach einem Doppelfehler. Dieser Faupax wurde mit sechs Games in Folge gleich wieder korrigiert. Nach nur 43 Minuten war die deutliche Angelegenheit bereits vorüber.

 

 

4:1   Robert Lindstedt - Juan Martin Del Porto   6:7 4:6

Mit Robert Lindstedt kam das schwedische Pendent zu Prieto zum Einsatz. Auch hier befürchtete man einen klaren Ausgang zu Gunsten des Favoriten Del Porto. Doch Lindstedt spielte grossartig. Er wollte seinem Captain beweisen, dass er gestern für das Doppel die nötige Teamstütze gewesen wäre.

Über seine aggressiven Returns konnte ich nur staunen. Die Returns spielte er auf oder sogar vor der Grundlinie (Bilder 1-3). Dazu muss man den Aufschlag des Gegners früh lesen können und eine schnelle Reaktion haben. Und Del Potro hat einen ziemlichen Kracher.

Den eigenen Aufschlag spielt Lindstedt mit Anlauf und "eingesprungen" (Bilder 4-6). Dabei steht er beim Treffpunkt sehr frontal zum Netz. Ihm gelangen viele Asse.

Ob Del Potro nur einen guten Aufschlag hat oder ob da noch mehr ist, konnte ich in seinen beiden Partien an diesem Wochenende zu wenig beurteilen. Wenn ich mir die Bilder 7-9 aber ansehe, dann hat er seinen langen Beine eindeutig im Griff. Die Bewegungen sehen sehr dynamisch aus und am Treffpunkt gibt es Nichts zu bemängeln.

Lindstedt spielte alles oder nichts und das funktionierte tatsächlich auf hohem Niveau. Mit seinen flachen Grundlinienschlägen spielte er einige Longlinewinner. Serve and Volley zeigte er nur selten.

Im ersten Satz gab es keine Break. Den Tie-Break gewann der Argentinier Del Potro knapp mit 9:7. Im siebten Tie-Break dieses Wochenende war es der Erste, der über mehr als 7 Punkte ging.
Im zweiten Satz kassierte Lindstedt das einzige Break der Partie gleich zum 0:1. In der Folge bekundete er mehr Mühe bei seinen Servicegames und auch die Euphorie des Publikums war abgeflacht.

Der 30-jährige Lindstedt sollte sich ein Singles-Ranking erspielen, um auf schnellen Belägen wie z.B. in Wimbledon zumindest in der Einzel-Qualifikation antreten zu können. Aber ist ein langer Weg bis dahin. Wenn man auf der ATP-Tour Doppel spielt, kann man nicht gleichzeitig irgendwo anders auf der Welt an Challenger-Turnieren im Einzel antreten und die benötigten Punkte sammeln.
Auf jeden Fall hat sich Davis Cup-Neuling Lindstedt ein erneutes Aufgebot ins schwedische Team verdient.

Mats Wilander konnte gegen Argentiniens Team Captain Alberto Mancini den ersten Erfolg feiern. Auf der ATP-Tour musste er sich Mancini 1989 nämlich in allen drei Begegnungen geschlagen geben...

 

 

zurück zur Übersicht
zurück zur Rabble-Tennis-Datenbank