1.
Runde: Meghann Shaughnessy - Sesil Karatantcheva 6:2
5:7 5:7
Eigentlich
wollte ich mir in diesem Match die gerade 16-jährig gewordene kleine
Göre aus Bulgarien, Sesil Karatantcheva, ansehen. Sie lebt und trainiert
im Nick Bolletieri-Camp in Florida und macht jeweils durch sehr
selbstbewusste Aussagen auf sich aufmerksam. Bis eine halbe Stunde vor dem
Match war Karatantcheva für das Aufwärmtraining auf dem Grandstand, in
dem anschliessend das Spiel statt fand. Sie hämmerte auf jeden Ball drauf so
hart es ging, auch wenn dieser sein Ziel oft weit verfehlte. Sie hatte auch noch
Zeit für einige Spässchen mit ihren Betreuern.
Ich habe dann auch gleich mal die Stimmung im Publikum ausgelotet. Alle
wollten die 16-jährige sehen, aber sie standen natürlich auf der Seite
ihrer Landsfrau Shaughnessy. Der Teenager neben mir meinte, dass er
Karatantcheva "wegen dem, was sie über Sharapova gesagt hat"
nicht mag. Da gibt es jeweils einige Zickereien zwischen den beiden, die
im selben Tenniscamp trainieren.
Als
das Spiel dann begann, achtete ich aber hauptsächlich nur noch auf
Meghann Shaughnessy. Ich muss ganz ehrlich sagen, die 26-jährige aus
Richmond (Virginia) hat das schönste Spiel, dass ich bisher im
Damentennis gesehen habe. Denn das war taktisch und technisch wirklich
sehr ausgereift, was sie gezeigt hat.
Mit ihrem starken Aufschlag (12 Asse gegenüber keinem von Karatantcheva)
besitzt die 180cm grosse Shaughnessy bereits eine erste Waffe. Überzeugt
hat mich aber vor allem ihr All-Court-Spiel: Aufschlag, Top Spin, Slice
und Volley. Sowie ihre Fitness, was auf Bild 1 gut zu erkennen ist.
Die US-Amerikanerin variiert ihr Spiel und streut auch schon mal (halb-)hohe
Bälle ein. Versucht sich dann die Gegnerin auf ihren Stil einzulassen und
spielt ebenfalls einen hohen Ball, so ist Shaughnessy in der Lage, den
Ball sehr früh im aufsteigen zu nehmen und damit den Schlag gleich
attackieren zu können. Das ist eine fantastische Waffe in ihrem Spiel.
Sesil
Karatantcheva war mit ihrer Hau-drauf-Taktik gegen die erfahrene und
gewandte Gegnerin im ersten Satz völlig überfordert, obwohl die Bulgarin
in der Weltrangliste mit Rang 38 eigentlich vor der auf Position 60
geführten Shaughnessy klassiert ist. Bei 6:2 und 1:2 verliess ich das
Match, um mir Roger Federer anzuschauen. Nach dessen Match ging es zum
nächsten Schweizer, Stanislas Wawrinka, weiter. Auf dem Scoreboard sah
ich jedoch, dass Shaughnessy relativ komfortabel mit 5:3 im zweiten Satz
in Führung lag.
Doch leider drehte Karatantcheva das Match noch zu einem knappen
Dreisatzsieg. Da hat sich nun doch einmal mehr die pure Power gegenüber
dem versierten Spiel durchgesetzt. Trifft Karatantcheva die Bälle, kann
sie das Spiel natürlich von der Grundlinie aus dominieren. Für die
Bulgarin gingen die US Open in der nächsten Runde beim 0:6 1:6 gegen
Amelie Mauresmo (3) aber abrupt zu Ende.
Meghann
Shaughnessy wurde auch in diesem Jahr wie bereits schon oft von
Verletzungen geplagt. Ihre beste Klassierung im Einzel erreichte sie im
Herbst 2001 mit Rang 11. Sie hat bisher mit Shanghai 2000, Quebec City
2001 und Canberra 2003 drei kleinere Turniere auf der WTA-Tour gewonnen.
Seitdem sie seit gut zwei Jahren mit Nadia Petrova in den
Doppelkonkurrenzen antritt, konnte sie dort schon einige Erfolge feiern.
Insgesamt acht Turniersiege bei durchaus grossen Events gab es für die
russisch-amerikanische Kombination. Highlight war der Gewinn des Masters
am Jahresende 2004. |
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