Rabble-GrandSlam-Reise nach Melbourne 2005

zurück zur Übersicht         Last updated:

Rafael Nadal - Der Thronanwärter

 

Nach Federer und Safin ist der erst 18-jährige Rafael Nadal der dritte im Bunde, der mir mit seinem Spiel imponiert hat. Da merkt man, es passiert etwas Besonderes auf dem Platz. Bei ihm ist es vor allem wegen der Griffhaltung. Die werde ich anhand der Bilder genauer erklären. Ungewöhnlich, aber sehr effektiv. Ich prophezeihe ihm über kurz oder lang die Nummer 1 Position in der Weltrangliste, da er trotz spanischer Herkunft nicht ausschliesslich auf Sand zu Hause ist.

Mein Sitzplatznachbar in der Rod Laver Arena, Michael aus England, ist ein grosser Nadal-Fan. Er hat die vielversprechenden Junioren im Griff, während ich mich bei den Girls auskenne. Jedenfalls hat er sich so ziemlich jedes Nadal-Match angesehen, inklusive die Doppel zusammen mit Albert Costa. Ich habe mich dann jeweils anschliessend bei ihm informiert. Vor allem, weil während den Einzeln vom spanischen Talent meistens auch zeitgleich Daniela Hantuchova im Einsatz stand. Da muss man Prioritäten setzen.

Rafael Nadal ist immer sehr stylish angezogen. Vermutlich, weil er ein guter Kumpel von Feliciano Lopez ist. Da hab' ich ja aber auch schon negative Stimmen über Lopez gehört. Der sei 'ne Tussi. ;-) Naja, jedenfalls sind die beiden die einzigen in diesen Hosen, die über die Knie reichen. Caprihosen, 3/4, 7/8, keine Ahnung wie man das nennt. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber auf dem Platz sieht es aus, als ob Nadal dadurch längere Beine hätte und somit natürlich auch schneller sei. Ob tieferer Hintergrund oder einfach Modeerscheinung, ich weiss es nicht...

 

2. Runde:   Rafael Nadal - Mikhail Youzhny (15)   6:1 4:6 4:6 7:5 6:3

Beim Match gegen Youzhny, das in der Rod Laver Arena angesetzt wurde, erschien ich gerade rechtzeitig zum Ende des vierten Satzes. Dort bekam ich einen Rafael Nadal zu sehen, der bei 4:5 und eigenem Aufschlag einen Matchball des Russen abzuwehren hatte und den Satz anschliessend für sich entscheiden konnte.

Es gab einige Breaks in diesem Match, 9 für Nadal, 6 für Youzhny. Es lag auf des Messers Schneide. Im fünften Satz hatte 'Rafa', so sein Spitzname, die Nase dann aber doch meistens vorne im Spiel der beiden Davis Cup-Helden.
Beim Davis Cup-Sieg Russlands 2002 war es nämlich Mikhail Youzhny, der damals die entscheidende fünfte Partie gegen Frankreichs Paul-Henri Mathieu trotz 0:2-Satzrückstand noch drehen konnte. Rafael Nadal legte letzten Dezember im Final in Sevilla dank seinem Sieg im Einzel über Andy Roddick den wichtigen Grundstein zum Erfolg der Spanier. Carlos Moya brachte die Sache dann souverän nach Hause.

Zu den Bildern: Bild 1, auf den ersten Blick zu sehen, Rafael Nadal, ein Linkshänder.
Auf Bild 2 eine wunderschöne Aufnahme von Mikhail Youzhny beim Aufschlag. Das ist guter Anschauungsunterricht. Werft Euch den Ball nach vorne und legt Euch mit dem Körper so in den Schlag hinein. Das bringt auch einem Amateurspieler auf Anhieb bis zu 30 km/h mehr beim Service.
Die letzten drei Bilder gehören alle zusammen. Rafael Nadal beim Matchball. Er holt sich einen misslungenen kurzen Ball von Youzhny und versucht ihn (mit einem Urschrei) longline zu versenken. Der Russe erreicht den Ball zwar, spielt ihn danach aber links ins Aus. Rafa wirft die Nummer 15 der Setzliste nach abgewehrten Matchball aus dem Turnier. Nadal in Siegespose. Er zeigt jeweils auch im Spiel viele Emotionen (siehe Match gegen Hewitt). Youzhny als fairer Verlierer kommt zu Nadal, der sich mittlerweile wieder aufgerappelt hat und gratuliert ihm zum Sieg.

 

3. Runde:   Rafael Nadal - Bobby Reynolds (Q)   6:1 6:1 6:3

Ein souveräner Sieg des 56. der Weltrangliste. Das Match spät abends in der Maraget Court Arena. Das habe ich mir nur zwei Seitenwechsel lang angesehen. Zu überlegen war Nadal und ich kam gerade vom 2 Stunden 40 Minuten lang dauernden Dementieva-Hantuchova-Thriller mit mit etwas bitterem Ende und war eh völlig kirre.

Ich habe mir aber von meinem Sitznachbarn Michael dann am nächsten Tag sagen lassen, dass sich viele der Zuschauer gefragt hätten, wie es dieser Bobby Reynolds bis in die dritte Runde geschafft habe. Immerhin hat der amerikanische Qualifikant zuvor den Gesetzten Andrei Pavel besiegt. Der Rumäne müsse wohl aber verletzt gewesen sein, so die einhellige Meinung... 46 unforced Errors in 23 Games. Da lässt sich ein Rafael Nadal (23 Winner gegenüber 18 unforced Errors) die Butter natürlich nicht vom Brot nehmen.

 

4. Runde:   Rafael Nadal - Lleyton Hewitt (3)   5:7 6:3 6:1 6:7 2:6
(Mehr Infos und Bilder zu dieser Partie gibt es im Bericht zu Lleyton Hewitt.)

Bei dem Match hat es mich schon genervt, dass ich nach dem ersten Satz weg musste zu meinem Trip nach Phillip Island, um die kleinen Pinguine ans Land watscheln zu sehen. Diese Begegnung war eines der Highlights der diesjährigen Australian Open. Lleyton Hewitt traf in einer gewissen weise auf sein Pendant. Beide haben etwa den selben Stil und auch Nadal ist kämpferisch, zeigt Emotionen und gibt keine Ball verloren.

Es war wohl die Erfahrung, welche letztendlich den Ausschlag zu Gunsten des Australiers gebracht hat. Im ersten Satz lagen die beiden gleich auf in einem Spiel, welches von Beginn weg auf hohem Niveau geführt wurde. Zum Ende des Satzes war es dann aber der Weltranglistendritte, welcher im richtigen Moment zugepackt hat.
Nun musste ich leider los, hab' mein Ticket draussen verschenkt und hörte noch den Speaker, der gerade das 2:0 für Hewitt im zweiten Satz bekannt gab. Da dachte ich dann, dass es wohl leider doch eine relativ klare Angelegenheit für Lleyton Hewitt werden würde. Ab diesem Zeitpunkt gewann Nadal 11 der nächsten 12 Games, da sein Gegner von einer Hüftverletzung behindert wurde. Der Australier nahm eine Verletzungspause und bekam seine Probleme unter Kontrolle. Allerdings waren die Sätze zwei und drei weg.
Im vierten Satz viel die Entscheidung. Beide liessen kein einziges Break zu, der Tie-Break musste entscheiden. Nadal dank der 2:1-Satzführung mit der Möglichkeit zum Sieg. Der junge Spanier hatte nun die Möglichkeit innerhalb eines Jahres die drei ersten der Weltrangliste (nach Federer beim Masters Series Turnier in Miami und Roddick im Davis Cup-Final) zu besiegen. Aber es war wohl die Erfahrung und Klasse von Hewitt, dass er in der Kurzentscheidung mit 7:3 die Oberhand behielt. Das Match hatte sich gedreht und der Mann aus Adelaide holte sich den Sieg im fünften Satz nach insgesamt fast 4 Stunden.

Analyse einer Nadal-Vorhand: Die Bilder zwei bis vier zeigen eine Stilstudie, die wir uns etwas genauer anschauen. Das Bild 2 ist wohl mein bestes Action-Bild neben der "fliegenden Rückhandeinlage" von Roger Federer.
Rafa's Griffhaltung: Der Handrücken zeigt nach unten und er hält das Racket mit einer 90 Grad-Drehung in der Hand. Das ergibt sozusagen eine 270 Grad-Drehung (Bild 2). Es ähnelt der Vorhand von Alberto Berasategui, der es damit 1994 bis ins Finale der French Open gegen Sergi Bruguera geschafft hat. Dieser Griff verlangt natürlich, dass der Spieler relativ offen zum Ball steht. Um Tempo in den Schlag zu legen, hebt Nadal kurz vor dem Schlag sein rechtes Bein an und verlagert beim Treffpunkt sein Gewicht auf dorthin (Bild 3). Nach dem Schlag fängt er seine Körperenergie auf diesem Bein ab (Bild 4) und kann sich anschliessend wieder mit dem linken Bein in neue Richtung bewegen, wo er hinlaufen will.
Vamos vs. C'mon: Bild 5 und 6 zeigen und sie beiden Heisssporne Nadal und Hewitt. Was ich persönlich ja nicht mag, ist, wenn man eine Geste direkt gegen seinen Kontrahenten zeigt. Das muss nicht sein. Der Rest ist okay. Hewitt hatte während dem Turnier auch mal eine negative Schlagzeile, weil er seine Gesten bei (unerzwungenen) Fehlern des Gegners gezeigt hatte. Da muss man auch vorsichtig sein.

 

zurück zur Übersicht