Rabble-GrandSlam-Reise nach Melbourne 2005

zurück zur Übersicht         Last updated: 13.11.2005

Andy Roddick - Die Aufschlagskanone

 

Das Powertennis von Andy Roddick: Direkt mit der stärksten Waffe, dem Aufschlag, punkten. Und falls das nicht klappt, den nächsten Schlag mit der zweitstärksten Waffe, der Vorhand, zum Punktgewinn führen. Das ist genau die Art von Tennis, bei dem ich jedes Damenmatch vorziehe, weil es einfach zu wenige Ballwechsel gibt. Und vor allem gibt es kaum Breaks, was für mich die Spannung völlig tötet.

Es gibt aber auch Positives zu berichten über den 188cm grossen US-Amerikaner. Der ehemalige Weltranglistenerste hat mich mit seiner Vorhand beeindruckt. Die hätte ich nicht so stark eingeschätzt, muss ich sagen. Dazu kam Roddick auch in den Interviews nach dem Match sympathisch rüber. Besser als erwartet. Ausserdem war er bei den Mädels sehr beliebt.

Er gehörte zum Fünfer-Favortienkreis dieser Australian Open. Alle diese fünf Spieler (Federer, Roddick, Hewitt, Safin und Agassi) haben die US Open bereits ein Mal für sich entschieden. Dort wird ja ebenfalls auf Hardcourt gespielt. Und ausser Safin sind auch alle bereits einmal die Nummer 1 der Weltrangliste gewesen. Er besass den vermeintlich einfachsten Weg bis ins Halbfinale, scheitere dort für mich dann aber etwas überraschend.

 

1. Runde:   Andy Roddick (2) - Irakli Labadze   7:5 6:2 6:1

Eine gute erste Runde für A-Rod. Sein georgischer Gegner beging unter dem Druck Roddicks zu viele Fehler.

Die Anzahl Winner beim Weltranglistenzweiten ist meistens positiv, weil die Aufschläge darin enthalten sind. 30 Gewinnschläge (davon 11 Asse) gegenüber 19 unerzwungenen Fehlern. 18 von 26 (69%) erfolgreichen Netzangriffen. Wobei auch als "Netzangriff" zählt, wenn der Angriffsball aus dem Halbfeld als Winner versenkt wird. Da muss nicht unbedingt ein Volley gespielt werden.

Seine Volleys müssten noch etwas besser werden. Die sind zwar gut und werden immer besser, sind aber noch nicht gut genug für die Nummer 1 der Welt. Roddick spielt auch kein Doppel, das würde seinem Spiel wohl gut tun und ihm vielleicht den letzten Kick geben, den er braucht.

 

2. Runde:   Andy Roddick (2) - Greg Rusedski   6:0 3:6 6:2 6:3

Von Greg Rusedski war ich wirklich enttäuscht zu Beginn des Matches. Von den ersten 10 Netzangriffen gewann er nur einen einzigen Punkt. Gut, Roddick returnierte super, aber Rusedski traf weder Grundlinienschläge noch Volleys. Und auch mit seinem Aufschlag konnte er sein Spiel nicht mehr retten. Immerhin war er mal US Open-Finalist in 1997. Und beide waren schon Aufschlagsweltrekordhalter. Roddick ist mit 246 km/h sogar der Aktuelle. A-Rod benötigte durchschnittlich nur etwa 1 Minute, um sein Aufschlagsspiel durchzubringen.
Im zweiten Satz sahen wir aus völlig heiterem Himmel ein Rusedski-Break. Das reichte ihm sogar zum Satzgewinn. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Danach nahm aber alles wieder den gewohnten Lauf und Roddick spielte das Ding souverän nach Hause.
Vom Spiel gibt es keine Bilder, da es in der Night Session war und ich keinen guten Sitzplatz hatte. Zu dunkel und zu weit weg.

 

Viertelfinale:   Andy Roddick (2) - Nikolay Davydenko   6:3 7:5 4:1 ret.

Das ist der Unterschied zwischen der Nummer 2 und der Nummer 26 der Welt: Der Russe hatte in jedem Satz in mindestens einem Aufschlagsspiel einen Durchhänger und das reichte Roddick zum Break. Der Amerikaner hingegen spielte auf dem hohen Niveau konstant durch.
Im ersten Satz finden wir ein schönes Beispiel dafür. Es stand 3:4 aus Sicht von Davydenko und 0:40. 0:40 deshalb, weil er keinen ersten Aufschlag ins Feld getroffen hatte. Ich versuchte es wieder mit meiner Tiefenpsychologie. ;-) "Come on, Nikolay, first one is in!" rief ich ihm vor dem vierten Service zu. Aber da half alles nichts. Wieder ein Aufschlagfehler beim Ersten und danach ging auch gleich das Game verloren.

Auf Bild 1 und 2 sieht man, dass das Spiel von Andy Roddick nicht unbedingt für ein Lehrbuch geeignet ist. Das will aber nicht heissen, dass da keine Power hinter seinen Schlägen wäre. Ganz und gar nicht.

 

Halbfinale:   Andy Roddick (2) - Lleyton Hewitt (3)   6:3 6:7 6:7 1:6

Dank gutem Timing meinerseits reichte die Zeit nach der Landung am Flughafen in Kloten genau, um das Halbfinale am TV mitverfolgen zu können:

Im ersten Satz war Roddick souverän. Ihm gelang es sogar, Grundlinienduelle für sich zu entscheiden. Wenn er in der Lage ist, mit der Waffe von Lleyton Hewitt zu punkten, kann eigentlich nicht viel schief gehen.
Danach biss sich der Australier aber in die Partie und es gelang ihm, Roddick in dessen Domäne zu schlagen. Im Tie-Break besitzt normalerweise der bessere Aufschläger Vorteile. Das wäre Roddick. Aber Hewitt sicherte sich die Sätze zwei und drei aber jeweils genau in der Kurzentscheidung. Danach ging gar nichts mehr beim Mann aus Boca Raton. Trotz 31 Assen unterlag er vor allem auch wegen seiner 9 Doppelfehler und 50 unforced Errors.

 

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