Rabble-GrandSlam-Reise nach Melbourne 2005

zurück zur Übersicht         Last updated: 13.11.2005

Serena Williams - Glamour Girl im Rampenlicht

 

Serena Williams liebt es, im Mittelpunkt zu stehen. Und Serena Williams ist erfolgreich. Der Sieg an den diesjährigen Australian Open ist ihr insgesamt 7. Grand Slam-Titel. 2003 hatte sie hier in Melbourne den "Serena Slam" feiern können. Sie gewann alle vier Grand Slam-Turniere seit Paris 2002 in Folge. Allerdings nicht innerhalb eines Jahres. Deshalb ist es kein astreiner "Grand Slam", sondern wie von ihr betitelt ein "Serena Slam". Hinzu kommen noch die Titelgewinne bei den US Open 1999 als erst 18-jährige und ihr zweiter Triumph in Wimbledon im Jahr 2003.
Zusammen mit ihrer Schwester Venus hat sie zudem 6 Grand Slam-Titel im Doppel vorzuweisen. Auch im Doppel war sie an jedem der vier Turniere mindestens einmal erfolgreich.

Die 23-jährige aus Palm Beach Gardens liebt die Show. Ob Schauspielerin oder Modedesignerin, sie versucht sich in einigen weiteren Bereichen ausserhalb des Tennisplatzes. Und sie ist auch dort erfolgreich. Was ich allerdings nicht verstehe: Sie hat es geschafft, sich selber als sexy zu vermarkten!? Wäre da nicht ihr selbstbewusstes Auftreten und wäre sie nicht so erfolgreich, ich glaube nicht viele würde sie als sexy bezeichnen...

Allerdings muss ich ihr zugestehen, dass sie einen topfitten Eindruck hinterlassen hatte. Vielleicht war auch ein bisschen Show dabei, um sich die Müdigkeit nicht anmerken zu lassen. Aber da gab es einige andere Spielerinnen, die man in der Hitze leiden sah. Nicht so die Turniersiegerin.

 

4. Runde:   Serena Williams (7) - Nadia Petrova (11)   6:1 3:6 6:3

Trotz eines verlorenen Satzes war es ein relativ ungefährdeter Sieg für Serena Williams. Infolge Hantchova-Doppel kam ich erst zu Beginn des dritten Satz zu diesem Match. Der dritte Satz gestaltete sich aber nur zu Beginn etwas enger.

Nadia Petrova beeindruckte mit ihrem Aufschlag. Die 178cm grosse Russin servierte als Schnellstes einen Aufschlag mit 197 km/h ins gegnerische Feld. Auch Bild 3 zeugt von der Aufschlagskraft Petrova's. Bei 195 km/h liegt schon mal ein verschmitzes Lächeln drin...

Allerdings ist Geschwindigkeit beim Aufschlag nicht alles. 5 Asse und 57% ersten Aufschläge im Feld klingt zwar gut. Allerdings unterliefen Petrova 9 Doppelfehler, dass ist gegen eine Serena Williams natürlich zu viel. Schlecht auch die Anzahl der Gewinnschläge bei der Russin. In drei Sätzen gelangen ihr nur 16 Winner. Darin integriert sind ja bereits die 5 Asse und vermutlich noch einige Servicewinner mehr. Somit hat sie sich aus den Ballwechseln heraus praktisch keine Punkte erspielt.
Anders hingegen Serena Williams. Sie dominierte dass Match mit ihren 25 Winnern, davon ebenfalls 5 Asse. Ihr unterliefen 5 Doppelfehler. Eine sehr starke Quote hat sie mit 12 von 13 (92%) gewonnenen Punkten bei den Netzangriffen vorzuweisen. Petrova steht in dieser Statistik mit katastrophalen 9 von 20 (45%) erfolgreichen Netzangriffen da.

 

Viertelfinale:   Serena Williams (7) - Amelie Mauresmo (2)   6:2 6:2

Amelie Mauresmo enttäuschte ein weiteres Mal bei einem grossen Event. An die Weltranglistenspitze hat es die 25-jährige Französin Ende 2004 bereit geschafft. Auf einen Grand Slam-Erfolg wartet sie allerdings immer noch, obwohl ihr die meisten das spielerische Potential dazu attestieren. An den grossen Aufgaben scheint sie aber immer wieder mental zu scheitern.

Infolge Hantuchova-Doppel habe ich mir wieder nur einen Teil des Matches angesehen. Dieses Mal die ersten Games. Serena Williams setzte sich danach aber dank einer sehr starken Leistung durch. 72% erste Aufschläge im Feld, 23 Winner (inkl. 5 Asse), nur 15 unerzwungene Fehler, keine Doppelfehler, 193 km/h beim schnellsten Aufschlag und sage und schreibe 12 von 14 (86%) gewonnene Punkte beim zweiten Aufschlag. Das sind Zahlen, mit denen man ein Spiel gar nicht verlieren kann.

Auf Bild 1 sehen wir die "Modeschau" von Williams. In ihrem hochdotierten Bekleidungsvertrag mit Nike erhielt sie auch die Freiheit, ihre eigene Kollektion zu entwerfen. Voll im Trend stehen bei Serena die "Überstiefel", die sie nach dem Einspielen jeweils ablegt.

 

Halbfinale:   Serena Williams (7) - Maria Sharapova (4)   2:6 7:5 8:6
(Mehr Infos und Bilder zu dieser Partie gibt es im Bericht z
u Maria Sharapova.)

Das Highlight zum Schluss: Dieses Halbfinale war wohl das Beste, was das Damentennis zur Zeit zu bieten hat.

In den Finalspielen von Wimbledon und beim Masters in Los Angeles besiegte die junge Russin ihre sechs Jahre ältere Gegnerin, die beide Male als Favoritin ins Match ging. Mit dem Selbstvertrauen dieser wichtigen Siege stieg Sharapova ins Match. Da war nichts von einer Langsamstarterin zu sehen. Sie überrollte ihre Gegnerin im ersten Satz regelrecht. Serena versuchte, dagegen zu halten, aber es funktionierte nicht. Das war die absolute #1, was Maria Sharapova da gezeigt hat. Da hat keine eine Chance gegen sie.

Serena Williams hatte meiner Meinung nach die falsche Taktik gewählt. Im ersten Satz war sie viel zu fehlerhaft, um zu versuchen, mit dem Tempo mitgehen zu können. Im zweiten Satz tauchte die US-Amerikanerin ab und zu am Netz auf, aber auch das war ein Fehler. Insgesamt nur 5 erfolgreiche von 12 Netzangriffen (und als Netzangriff gilt auch, wenn man aus dem Halbfeld einen Angriffsball versenkt). Eine miserable Statistik. Sie hätte versuchen sollen, das Tempo zu variieren und mehr Spin in ihre Schläge zu bringen.
Aber das Spiel war nun auf höchsten Niveau und sehr spannend. Bei 5:4 und eigenem Aufschlag müsste Maria Sharapova den Sack zu machen können. Doch Serena gelang es zu kontern. Sie marschierte vom 3:5 bis zum Satzgewinn dank dem 7:5 durch.

Nun musste man sich um die Kondition der 17-jährigen sorgen. Es war nicht mehr so heiss wie im Match zwei Tage zuvor gegen Kuznetsova. Aber man sah ihr an, dass sie platt war. Zu Beginn des dritten Satzes versuchte sie Kräfte, zu sparen und hatte sogar mit dem Schreien aufgehört. Aber das ist nicht gut für ihr Spiel, weil sie mit angezogener Handbremse keinen Erfolg hat.
Ich hatte es also mal wieder mit meiner Tiefenpsychologie versucht. Bei 1:1 30:0 Aufschlag Serena meldete ich mich mit 'Come on, Maria, I want to hear you scream' zu Wort. Kam noch gut an beim Publikum. ;-) Etwas Gelächter gab es. Aber es war ernst gemeint. Sharapova muss fighten, nur dann kann sie gewinnen.
Aber auch Williams war am Leiden, nur zeigte sie dies nicht so offensichtlich, um
ihre Gegnerin nicht aufzubauen. Es ging in die Verlängerung, Sharapova hatte immer etwas die Nase vorne, konnte ihre Chancen aber nicht packen. Fatal die drei ungenutzten Matchbälle der Wimbledon-Siegerin bei eigenem Aufschlag 5:4 40:0.
Die entscheidende Situation folgte bei 6:6 und Aufschlag Maria Sharapova. Serena Williams hatte sich zuvor über eine Linienrichterentscheidung aufgeregt. Bei 0:30 schlug Sharapova ihren ersten Aufschlag ins Aus. Der Linienrichter rief korrekt "Fault". Das nahm mein amerikanischer Williams-Fan auf dem Platz neben mir zum Anlass, um "bloody good call" auf den Court zu schreien. Es folgten einige Lacher aus dem Publikum. Und das alles zwischen dem ersten und zweiten Service, was man nicht tun sollte. Prompt folgte der Doppelfehler zum 0:40. Serena Williams liess sich die Chance nicht entgehen und schnappte sich das Break zum 7:6.
Bei diesem Spielstand musste ich leider zum Taxi spurten, sonst wäre mein Flugzeug dann ohne mich abgeflogen. Williams hatte sich anschliessend ihr Aufschlagspiel nicht mehr nehmen lassen und den Sack zugemacht. Das war ein starker und vor allem kaltblütiger Auftritt der Australian Open-Siegerin von 2003, die das Maximum herausgeholt hat. Maria Sharapova wurde in der Hitze hingegen wohl auch zum Verhängnis, dass sie bereits zum dritten Mal über die vollen drei Sätze gehen musste. Da hat sie eine grosse Chance vertan.

 

Finale:   Lindsay Davenport (1) - Serena Williams (7)   6:2 3:6 0:6

Es herrscht eine ungewohnte Ausgeglichenheit und Breite an der absoluten Spitze des Damentennis. Ob Serena Williams, Lindsay Davenport oder Maria Sharapova, alle drei hätten den Sieg in Melbourne erreichen können und auch verdient gehabt. Letztendlich war es klar, dass die neue Titelhalterin der Australian Open auch das nötigte Quäntchen Glück auf ihrer Seite haben musste. Davenport (gegen Molik und Dechy) sowie Williams (gegen Sharapova) hatten dieses Glück bereits schon im Turnierverlauf in Anspruch nehmen müssen.

Das Finale sah ich zu Hause im Fernsehen. Es teilte sich in drei Phasen auf:
Phase 1: Gleich zu Beginn zog sich Williams bei einer unglücklichen Bewegung eine leichte Verletzung an den Rippen zu. Sie konnte sich nicht richtig bewegen und hatte Probleme beim Aufschlag. Davenport zog auf 4:0 weg, ehe Serena erstmals ihren Aufschlag durchbringen konnte. Davenport spielte in dieser Phase klug und suchte mit guten Angriffsbällen den Weg ans Netz. Die richtige Taktik, denn in den Grundlinienduellen ist Williams stärker. Bei 4:1 nahm Serena Williams dann eine Verletzungspause. Danach fand sie etwas besser ins Spiel. Es gab keine Breaks mehr. Lindsay Davenport gewann den ersten Satz mit sicher 6:2.

Phase 2: Es erinnerte mich extrem an das Halbfinale gegen Williams-Sharapova. Serena Williams mit dem Rücken zur Wand, liess sich einfach nicht unterkriegen. Sie begann den zweiten Satz mit eigenem Service und schaffte es irgendwie, diesen zu halten. Bis zum 3:3 hatte Lindsay Davenport in drei Aufschlagspielen von Serena insgesamt 6 Breakchancen, die sie nicht nutzen bzw. die Williams zu Nichte machen konnte.

Phase 3: Der Killerinstinkt von Serena Williams schlug zu. Bei 4:3 kam trotz 40:0-Fuehrung von Davenport ihre erste Breakchance im zweiten Satz und sie packte gleich zu. 6:3 ging der zweite Satz an die Gewinnerin von 2003 und sie war zurück im Match. Mehr als das. Williams pushte nun weiter und ging einfach durch. Sie gewann die letzten 9 Games in Folge und somit den entscheidenden Satz mit 6:0.

 

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