Billie Jean King Cup Europa/Afrika-Zone I 2022 |
zurück zur Übersicht Last updated: 22.05.2022 |
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Billie Jean King Cup, Europa/Afrika-Zone I vom 11.-16. April 2022 in Antalya (TUR)
Aktuell sind nur noch 11 Mannschaften in der EA-Zone I. Ich hatte auch schon 15 Mannschaften erlebt und gemäss Reissbrett war die Struktur wohl auf maximal 16 Mannschaften ausgelegt. Die Anzahl ist aber geschrumpft, weil die europäischen Mannschaften "zu stark" waren. Auch die Modusänderung von der Fed Cup-Weltgruppe hin zu den BJK Cup-Qualifiers und -Finals hat die verfügbaren Plätze oberhalb den Kontinentalzonen leicht ansteigen lassen. Von 16 auf aktuell 20 Mannschaften (inklusive zwei aktuell suspendierter Nationen RTF und BLR). Die Nachrückerinnen und Aufsteigerinnen kamen vor allem aus Europa.
Im letzten Jahrzehnt wurden die Kontinentalzonen I immer im Februar ausgetragen, damit die Turniersiegerinnen dann im April die Play Offs bestreiten konnten. Neu werden die Play Offs im November parallel zu den Finals gespielt. Terminlich wäre somit der Februar oder April (oder allenfalls ein reaktivierter Termin im Juli oder September) möglich gewesen. Die ITF legte den Termin auf den April. Allenfalls auch aufgrund von Covid-19, um die Wintermonate zu überstehen und im April bessere Austragungschancen zu haben. Mit Antalya hat man nun auch einen Austragungsort gefunden, an dem draussen gespielt werden kann und Zuschauer "keine Rolle" spielen im Konzept.
Die Top 100-Spielerinnen, welche im Aufgebot stehen: Zidansek (SLO, WTA 23), Martic (CRO, 60), Konjuh (CRO, 62), Bondar (HUN, 73), Juvan (SLO, 78), Udvardy (HUN, 84) und Galfi (HUN, 97). Damit sind auch schon die drei Favoritennationen für die drei Aufstiegsplätze bekannt. Die Analyse dazu folgt weiter unten.
Ausnahmsweise verurteile ich eine Nichtteilnahme am Billie
Jean King Cup ("it takes more than skill to play for your country") nicht,
sondern finde sie im Fall von Kontaveit (EST, WTA 6) und Tauson (DEN, 38) sogar
eher sinnvoll. Das Leistungsgefälle zwischen der Nummer 1 und der restlichen
Mannschaft ist einfach zu gross. Für die Entwicklung der weiteren Spielerinnen
scheint es sinnvoller, wenn diese in der EA-Zone II antreten können. Was
nächstes Jahr der Fall sein dürfte durch den wahrscheinlichen sportlichen
Abstieg.
Kontaveit war bisher immer mit dabei. Mittlerweile sind es bereits neun Jahre in
denen sie teilnahm. Oftmals engagierte sich Tallinn als Austragungsort der
Kontinentalzone. So konnte sie einmal im Jahr zu Hause antreten und das Publikum
konnte sie in Estland spielen sehen. Sie hat nun aber den Sprung in die Top 10
der Weltrangliste geschafft. Eine zielgerichtete Trainingswoche wird ihr mehr
bringen als die Partien in Antalya.
Auch Tauson war bisher immer mit dabei. Bei ihr sind es vier Jahre in denen sie
teilnahm. Sie macht einen rasanten Aufstieg im Profitennis und mit ihren erst 19
Jahren gilt es die Schritte in der Entwicklung gut abzuwägen. Ich denke eine
gute Trainingswoche wird ihrem Aufbau mehr bringen.
Bei Kanepi (EST, WTA 57) und Peterson (SWE, 80) mache ich diese Ausnahme nicht. Wobei es bei Peterson als Grund anzuführen gibt, dass sie im Februar an Corona erkrankte. Sie reiste anschliessend anfangs März nach Indian Wells, konnte dort dann aber aus gesundheitlichen Gründen doch nicht antreten und fehlte dann auch in Miami. Erst in der Woche vor dem BJK Cup spielte sie wieder: In Bogota in Kolumbien. Im ersten Aufgebot 30 Tage vor Beginn war sie nicht aufgeführt, aber es wurden nur vier von fünf möglichen Spielerinnen aufgeboten. Es sei noch offen, ob eine der beiden noch möglichen Anpassungen bis kurz vor Turnierstart die Nachnominierung von Peterson sein würde. Letztendlich kam es komplett anders. Björklund (SWE, 183) spielte sich in Bogota erstmals in ein WTA-Viertelfinale und zog dann gleich auch noch zurück. Es zeigt dass es so einen Kitt und eine Freundschaft benötigt wie früher bei Sofia Arvidsson und Johanna Larsson, die zusammen das Niveau hatten um etwas zu bewegen und es von der Einstellung her schon zu Beginn felsenfest stand dass sie antreten werden.
Gemäss BJK Cup-Struktur würden sich vier Mannschaften aus der EA-Zone I für die Play Offs vom November qualifizieren. Allerdings sind es diesmal nur 3 Mannschaften, weil es mit Gastgebern der Finals, Wild Cards für die Finals (diesmal evtl. auch Suspendierung von Russland und Belarus) Abweichungen geben kann:
Aufstiegskandidatinnen
(3):
- Ungarn: Bei der Auflistung der
Top-Spielerinnen fällt einem zuerst Slowenien und Kroatien ins Auge. Doch mit
den bestklassierten vier Ungarinnen gemäss Einzelweltrangliste ist die
Mannschaft stark aufgestellt. Das sind drei Top 100-Spielerinnen. Die Ungarinnen fühlen sich wohl auf Sand. Ein
breit abgestütztes Team in diesem langen Turnierformat. Zudem hat man die
deutlich einfachere Gruppe erwischt. Es ist Ungarns erster Einsatz seit 2019.
Denn für die Finals von 2020 - die dann erst
in 2021 ausgetragen werden konnten
- waren die Ungarinnen ursprünglich als Gastgeberinnen mit einer Wild Card
ausgestattet worden. Während der Pandemie machte der ungarische Tennisverband
und Budapest aber einen irritierenden und späten Rückzieher. Aber wenn man das
Geld nicht mehr zusammenkriegt, dann muss man wohl reagieren. Die Ungarinnen
verloren ihre Wild Card und spielen nun wieder in der EA-Zone I, wo sie schon
zuvor angetreten waren.
- Kroatien: Neben Martic und
Konjuh darf man von der Qualität her sicherlich auch Vekic (WTA 109) als Top
100-Spielerin mitzählen. Von diesen Dreien ist allerdings nur Martics Spiel sehr
versiert auf Sand. Im Doppel fehlt mit Jurak-Schreiber (WTA Doppel 14) die klar
bestklassierte Spielerin. Insgesamt ist Kroatien aber breit aufgestellt für
dieses lange Turnierformat, da man je nach Gegner auch gut die aktuelle
Juniorinnen Australian Open-Siegerin Marcinko einsetzen kann, die vor
Monatsfrist in Antalya bereits zwei ITF-Turniere der W25-Kategorie gewonnen hat.
- Slowenien: Mit Zidansek hat man
die klar bestklassierte Spielerin im Wettbewerb und beide Top 100-Spielerinnen
lieben Sandplätze. Eine sehr gute Ausgangslage. Allerdings sind die weiteren
Spielerinnen im Einzel alle ausserhalb von Rang 450 klassiert. Da hätte es
dazwischen noch gewisse Optionen gegeben. Im Doppel fehlt mit Klepac (WTA Doppel
13) die klar bestklassierte Spielerin. Somit ist keine Entlastung da während der
Turnierwoche für die beiden Leistungsträgerinnen. Aufgrund der BJK Cup Rangliste
war Slowenien die drittschwächste von elf Nationen und somit als einzige Nation
in Topf 5. Somit war klar dass Slowenien in die 6er-Gruppe eingeteilt
wird. In diejenige Gruppe mit dem an Nummer 2 gesetzten Team, da die Gruppe A mit dem
an Nummer 1 gesetzten Team den Vorteil von nur fünf Mannschaften haben darf.
Abstiegskandidatinnen (2):
- Bulgarien: Tomova (WTA 107)
kratzt erstmals an den Top 100 der Einzelweltrangliste. Nach Shinikova (WTA 223)
folgt dann aber keine Spielerin innerhalb der Top 500 mehr im bulgarischen
Aufgebot.
- Österreich: Bei Grabher (WTA 152)
und Haas (WTA 238) sehe ich jetzt nicht das uneingeschränkte Potential. Aber mit
Mitte 20 bringen sie Erfahrung in Teamwettbewerben mit und mögen das Spiel auf
Sand.
- Serbien (1): Die topgesetzten
Serbinnen treten nur mit ihren Nummern 1, 5, 10 und 18 gemäss Einzelweltrangliste
an. Nur Krunic (WTA Einzel 116, Doppel 46) ist als Leistungsträgerin dabei. Man muss
auf die verletzte Stojanovic (WTA Einzel 135, Doppel 66) verzichten und
kurzfristig wurden auch noch Danilovic (WTA 160) und Jorovic (WTA 506) aus dem
ursprünglichen Aufgebot genommen.
- Georgien: Nur Bolkvadze (WTA Einzel 155) und Kalashnikova (WTA Doppel
91) haben EA-Zone I-Niveau. Wohl aufgrund ihres erfolgreichen Einsatzes beim
laufenden WTA-Turnier in Bogota wurde Gorgodze (WTA Einzel 120, WTA Doppel 55)
am Donnerstag vor BJK Cup-Beginn aus dem Aufgebot genommen. Die 30-jährige war
sonst immer mit dabei gewesen. Mit Gorgodze hätten die Aufsteigerinnen jeweils
schlagkräftige zwei Einzel und ein Doppel aufstellen können.
- Türkei: Zwar verfügt man über
keine Top 200-Spielerin, hat dafür aber eine Breite in der Mannschaft mit fünf Spielerinnen, die man
zu Hause auf Sand über die Woche hinweg einsetzen kann.
- Schweden
(2): Seit dem letzten Fed Cup-Einsatz sind Larsson
und Lister zurückgetreten. Die Zeiten von Soffan+Johanna=Seger sind vorbei und
leider glänzt man nun mit Absenzen, was für den Mannschaftsgeist mittelfristig
gar nicht gut ist. Mit 21 Jahren als jüngste im Team gibt Hennemann (WTA 375)
nun als Nummer 1 ihr BJK Cup-Debüt. Dazu kommen noch zwei Spielerinnen knapp
innerhalb der Top 500.
- Dänemark: Helmi und Samavati
rangieren gerade so in den Top 500 der Welt. Bei den Aufsteigerinnen aus
Dänemark (damals mit Tauson) sind sieben Spielerinnen in der Weltrangliste im
Einzel rangiert: Keine davon älter als 22 Jahre.
- Estland: Hinter den abwesenden
Kontaveit und Kanepi gibt es in der Einzelweltrangliste noch sechs Estinnen, von
welchen keine älter als 21 Jahre ist. Mit Malygina gibt es eine Top
500-Spielerin im Aufgebot.
Die Gruppenauslosung:
Topf | Gruppe A | Gruppe B |
1 | Serbien (1) | Schweden (2) |
2 | Ungarn | Kroatien |
3 | Türkei | Österreich |
4 | Estland | Bulgarien |
5 | - | Slowenien |
6 | Dänemark | Georgien |
In den gruppenübergreifenden Platzierungsspielen am Samstag werden unter anderem der dritte Aufsteiger für die Play Offs zu den Qualifiers sowie die zwei Abstiegsplätze in die Europa/Afrika-Zone II ausgespielt.