Albanien 2021 |
zurück zur Übersicht Last updated: 16.06.2021 |
Sarandë - Himarë - Sarandë 120km, 4.75h, 6. Mai 2021 |
Sarandë
Zweiter Ferientag statt Reisen: Zweiter Morgen beim Joggen.
Sarandë
Als wissbegieriger Reisender kam es dann an der Hotelrezeption sogar so weit,
dass ich meine Albanischkenntnisse und -aussprache zu verbessern beziehungsweise
überhaupt zu erlangen versuchte. Mein ganzes Wissen beruhte bislang auf
Liedertexten und Festivalshows, aber da sind die wichtigsten Worte ja meistens
schon enthalten. Denida an der Rezeption meinte zwar, dass sie das Festivali i Këngës nicht so verfolge, aber sie kannte dann doch die Lieder, Künstler und
Geschichten dahinter. Ausserdem mochte sie den Eurovision Song Contest und fand
dass in diesem Jahr die Schweiz gut sei, denn da singe ein Albaner. Aber am
meisten mochte sie Maneskin aus Italien (Anmerkung der Redaktion: Die das Ding
später dann ja auch verdient gewonnen haben!). Überhaupt habe ich festgestellt, dass
bei Albaner*innen eine Affinität zu Italien verbreitet ist. Fährt man von Vlorë
nach Sarandë, so ist der Radioempfang der italienischen Sender gefühlt auch am
besten. Es entstand ein mehrmaliger fruchtvoller Austausch an der Rezeption, da wir uns mit
liberaler Grundhaltung gefunden hatten. Von ihrer Frustration von den
albanischen Wahlen konnte ich mir ein Bild machen, dass in Albanien wie auch in
Grossbritannien oder den USA ein politisches System nach dem Motto "the winner
takes it all" herrscht. Wer den Wahlkreis gewinnt hat die gesamte Vertretung.
Als Schweizer finde ich das ja ein sehr schlimmes System einer Demokratie. So
erzählte ich von unserem Mehrparteiensystem, dem Recht auf Initiativen und
Referenden und kam zum Schluss, dass dies zusammen mit dem sekundären
Bildungsweg sowie der Schuldenbremse die Hauptgründe seien, die das
Erfolgsmodell Schweiz ausmachen. Die Schuldenbremse fand sie geil. Aber
Erfolgsmodell hin oder her, man sollte sich nicht darauf ausruhen. Denn als
Medizinstudentin im zweiten Jahr, die fliessend albanisch, englisch, italienisch
und französisch spricht steht die Zukunft heutzutage auch offen. Wobei man sich
da aus dem albanischen Mittelstand wohl im Gegensatz zur Schweiz viel öfter mit
der Frage beschäftigt, ob die eigene Zukunft in der Emigration liegen wird. Seit
dem Jahr 1989 hat die Bevölkerung um zehn Prozent abgenommen.
Sarandë - Borsh
Die Strecke von Himarë nach Sarandë war ich vor
zwei Tagen bei Nacht gefahren. Also fand ich es angebracht, dies nun bei Tag zu
wiederholen.
Borsh
Es war noch keine Badesaison. Viele der
Küstenabschnitte in Albanien grenzen unmittelbar an eine Hügelkette. So fragte
ich mich, ob das Wetter immer etwas kühler und wechselhafter sein würde hier an
der ionischen Küste (neuerdings auch als "albanische Riviera" vermarktet). Denn
auf meiner Reise war es im Landesinnern immer etwa fünf Grad wärmer gewesen als
an der Küste. Denn erst im Landesinnern - wo die Flüsse sind - bildeten sich die
flachen Ebenen. Später zurück im Hotel beantwortete mir eine andere
Rezeptionistin, dass es aufgrund der Berge hier immer relativ nass sei und im
Sommer sehr luftfeucht, also schwül.
Qeparo fshat
Ein Schild wie auf Bild 1 reicht oft bereits aus, um den Entdecker in mir zu
wecken. So fand ich mich plötzlich dreihundert Meter über Meereshöhe in einem
Bergdorf wieder.
Qeparo
Denida hatte mir Qeparo empfohlen. Sie sei nicht da gewesen, aber die Promenade
solle schön geworden sein. Stimmt.
Himarë
Das Essen in Albanien war ohnehin immer sehr brotlastig, daher entschied mich
nie für eine Pizza. Eine Vielzahl der Restaurants in Albanien bot italienische
Küche. In Himarë sah eine griechische Taverne sehr einladend aus und wir
befanden uns ja nahe der griechischen Grenze. Doch ich stellte fest: In Albanien
ist der Grieche ist kein Grieche und der Italiener ist kein Italiener. Aber der
Fisch und der Knoblauch-Kartoffelstock waren lecker und die Aussicht
ferienmässig
(Bild 9).
Sarandë
Wenn es um Tourismusdestinationen geht, dann haben wir natürlich vor allem
diejenigen Orte im Bewusstsein, die uns Schweizern angeboten und beworben
werden. Wenn es nicht wir sind, die nach Sarandë gehen, dann sind es vielleicht Russen oder
andere Nationalitäten, welche hierher kommen. Generell fährt man aus der Schweiz
natürlich nicht mit dem eigenen Auto bis nach Sarandë. Der Google Routenplaner
würde den Weg via Fähre vom italienischen Brindisi als beste Variante
vorschlagen. Da gibt es also schon Hunderte an schönen Destinationen, welche
näher gelegen sind. Man steigt also ins Flugzeug. Und wenn man in diese Richtung
fliegt, dann fliegt man wohl eher gleich nach Griechenland mit seinem grossen
Ferienangebot oder in die Türkei.
Sarandë
Am letzten Abend fiel auf der ganzen Promenade in Sarandë für
über eine halbe Stunde der Strom aus (Bilder 6 bis 7).
Tage 7 und 8 - schönste Szenen
Musik: "In the name of love" von (Martin Garrix und) Bebe Rexha (aus New York, Kind
albanischer Einwanderer aus Mazedonien), Akustik-Version.