WTA Luxemburg 2013 |
zurück zur Hauptseite Last updated: 30.01.2023 |
18.-20. Oktober 2013 |
Seit einigen Jahren stehen Luxemburg wie auch Linz auf meiner Turnierliste in Fahrdistanz, die man bei passender Gelegenheit kurzfristig angehen könnte. In diesem Jahr passte mir das Teilnehmerfeld in Luxemburg so gut, dass ich einen Monat vor dem Turnier das Finalwochenende buchte.
Frauenfeld - Luxemburg
In Fahrdistanz heisst in diesem Fall genau
viereinhalb Stunden von Frauenfeld nach Luxemburg via Basel. Von Luxemburg hatte
ich im Internet einige Bilder der Altstadt gesehen. Bei der Fahrt zum Bahnhof
wurde mir aber klar, dass es sich hier natürlich um eine Finanzmetropole handelt
und das Bild von der verschlafenen Altstadt wohl etwas zu eintönig wäre.
Luxemburg
Das Petruss-Tal ist wohl ein Grund, warum es der kleine Staat Luxemburg bis in
das dritte Jahrtausend geschafft hat. Noch heute stechen überall im Berg
Schiessscharten hervor (Bild 5). Geographisch verfügt Luxemburg über eine sehr
schwer einnehmbare Lage.
Ville Haute
Da sich der Kleinstaat erfolgreich behauptet hat, muss er auch
wirtschaftlich erfolgreich sein. Standortvorteile wie eine offensive Banken- und
Steuergesetzgebung oder ein niedriger Benzinpreis sind uns hierzulande ja nicht
gänzlich unbekannt. Die luxemburgische Sprache klingt sehr sympathisch dank
ihren für Schweizer Ohren lustigen Ausdrücken (Bilder 7 und 8).
Wobei ich mich beim Gang durch die Einkaufsstrasse der Ville Haute gefragt habe,
ob man auch zu viel Wohlstand haben kann. Da sind schon die Kinder in
Designerkleider gehüllt, was doch sehr an Überfluss erinnert. Die Europastadt
Luxemburg hat übrigens einen Ausländeranteil von 66%.
Ville Basse
Der Blick auf die Häuser im Petruss-Tal ist sehenswert.
Luxembourg Open - CK Sports Center Kockelscheuer
Da ich aufgrund der Platzwahl eine Wochenkarte kaufte (die
war nur fünf Euro teurer als die Einzeltickets für Samstag und Sonntag und erst
noch in Reihe 2 statt Reihe 17), reservierte ich das Hotel von Freitag bis
Sonntag und behielt mir vor auch schon die Spiele am Freitag anzusehen. Leider
konnte ich das arbeitstechnisch nicht einrichten. Alle vier Einzel und zwei
Doppel am Freitag gingen über die volle Distanz von drei Sätzen. Speziell die
Schlacht zwischen Vögele und
Stephens (Bild
2) stellte ich mir intensiv vor, da die
beiden erst vor drei Wochen in Tokio mit Siegerin Stephens und vor Wochenfrist
im Viertelfinal von Linz mit Siegerin Vögele aufeinander getroffen waren. Da
kennen sich beide und legen gleich ab dem ersten Ballwechsel voll los.
Die Nationalitäten der Halbfinalistinnen im Einzel mit Dänemark, zweimal
Deutschland und der Schweiz sowie den Finalistinnen im Doppel mit Belgien,
Liechtenstein, Deutschland und Frankreich kurbelten das Publikumsinteresse bei
dem mit 235'000$ Preisgeld zur niedrigsten Stufe der WTA gehörenden Turnier an.
Yanina Wickmayer/Stephanie
Vogt
(WTA Doppel 194/197)
-
Lisa Raymond/Polona Hercog
(WTA Doppel 25/204)
0:1 ret.
Die ausgiebigen Kämpfe vom Vortag
forderten am Samstag Ihre Opfer. Nach nur einem Game musste Hercog mit
Schulterproblemen aufgeben. Zuvor hatten die klaren Favoritinnen Raymond/Hercog
ein 40:0 bei Aufschlag Wickmayer noch gedreht. Am Freitag hatten sie mit 10:8 im
Match-Tie-Break gewonnen. Raymond ereilt in diesem Jahr Verletzungspech. Die
40-jährige hat einen vorbildlichen Fitnessstand, aber die Rückzüge der 19-jährigen
Robson
(Roland Garros Rücken und Toronto Hand) und der 22-jährigen Hercog (Osaka Rücken
und Luxemburg Schulter) bremsten sie aus. Seit ihrem ersten Titelgewinn 1993 hat
Raymond im Doppel immer mindestens einen Turniersieg pro Jahr feiern können.
Nach 20 Jahren geht diese Serie in 2013 nun zu Ende. Sie bleibt auf 79
Turniersiegen stehen und beendet das Jahr so tief klassiert wie ebenfalls seit
20 Jahren nicht mehr.
Nach nur sieben Minuten (inklusive langer Verletzungspause) war die Partie also
bereits vorbei. Liechtensteins Vogt konnte die Freude über ihr erstes WTA-Finale
bei ihrer erst zweiten Teilnahme in einem WTA-Hauptfeld im Doppel nicht
verbergen (Bild 7). Ihren ersten Auftritt hatte sie in der letzten Woche bei der
Erstrundenniederlage in Linz ebenfalls an der Seite von Wickmayer. Im Einzel
stand die 23-jährige tatsächlich noch nie in einem WTA-Hauptfeld! Doch ihre
Resultate auf der ITF Tour im Einzel waren in diesem Jahr mit Turniersiegen in
Sutton (10’000$), Bath (15’000$), Biarritz (100’000$) und Podgorica (25’000$)
recht vielversprechend.
Die Trainingseinheit anstelle des abgebrochenen Matches war sehr interessant
mit anzusehen. Stephis Trainer Nick Carr brachte spannende Übungen mit. Seine Ratschläge
zur Verbesserung des Griffs und der Ausführung des Rückhandslice bei Wickmayer
nahm diese zwar auf. Kurze Zeit später diskutierte sie mit Vogt darüber und
meinte zu ihr „For me the more options I have the worse I play“. Sie ist da
also ziemlich resistent gegen Einflüsse von aussen. Mit knapp 24 Jahren kann sie
sicherlich tun und lassen, was sie will. Beim finalen
Aufschlagtraining war sich Carr nicht zu schade von der Vorteilsposition den
Kickaufschlag nach aussen zu verlangen und sich dabei in Abschussposition zu
begeben. Nachdem Wickmayer sein Bein erwischt hatte (Bild 9) liess sich Vogt
nicht zweimal bitten und und servierte mit voller Wucht auf sein Hinterteil.
Neben der Tatsache, dass man sich hier abschoss, kam noch hinzu dass der Trainer
vor dem Match noch schnell eine rauchte (Bild 1). Dennoch machte er mir einen sehr guten Eindruck.
Annika Beck
(WTA 57) -
Stefanie Vögele (WTA
54)
7:5 1:0 ret.
Ein weiterer Effort stand beiden Spielerinnen
bevor und der Siegerin winkte der erstmalige Finaleinzug bei einem WTA-Turnier. Beck
hatte am Mittwoch und Freitag über drei Sätze gehen müssen. Vögele sogar in
allen drei Matches am Dienstag, Donnerstag und Freitag. Bereits letzte Woche in
Linz hatte die Schweizerin dreimal über drei Sätze gewonnen und scheiterte erst
im Halbfinal an Ivanovic. So ging die Partie denn auch gleich mit hoher
Intensität los. Ein Sprint um die Oberhand zu gewinnen, denn sonst geht es lange
ausgeglichen und kräftezehrend daher. Das mit dem Sprint liess sich aber nicht
so einfach umsetzten. In zwei Games, die jeweils zehn Minuten dauerten, legte
Beck auf 3:1 vor und musste das 3:2 zulassen. 1h 14min dauerte der
erste Satz, den die Bonnerin mit 7:5 für sich entscheiden konnte. Nach einer
Verletzungspause, einem Verband am linken Oberschenkel bzw. an der Leiste und
einem Punkt zur Wiederaufnahme des Matches gab Vögele anfangs des zweiten Satzes
auf. Sie sah wohl keine Möglichkeit mehr, um das Match in einer zweistündigen
aufreibenden Aufholjagd noch zu drehen. Mit Memphis gegen Erakovic, Charleston
gegen Jankovic und Linz und Luxemburg in den letzten beiden Wochen hat Vögele in
diesem Jahr vier Halbfinals erreicht, aber ihr erster Finaleinzug steht immer
noch aus. Dank den jüngsten Erfolgen rangiert sie in der Woche nach Luxemburg
neu auf Platz 44 der Weltrangliste und damit so gut wie nie zuvor.
Caroline Wozniacki
(WTA 9) -
Sabine Lisicki (WTA
15)
6:4 6:4
Wozniacki ist in dieser Saison bei Grand
Slam-Turnieren nie weiter gekommen als bis in die vierte Runde. Somit ist ihre
Bilanz nur gerade besser als in ihrem Grand Slam-Debütjahr 2007. Dennoch hat sie
es im Jahr 2013 in 22 Turnieren und mit der Finalteilnahme in Indian Wells bis
auf Rang 9 der Weltrangliste gebracht. Das 23. Turnier der Saison in Luxemburg
könnte Ihr nun noch zum obligaten WTA-Turniersieg verhelfen, von denen sie seit
2008 in jeder Saison mindestens einen feiern konnte. In den Jahren 2010 und 2011
waren es sogar jeweils Sechs an der Zahl gewesen.
Lisicki ist das pure Gegenteil von Wozniacki und ein Beispiel an Unkonstanz. Ein
Grand Slam-Final in Wimbledon reicht ihr nicht aus, um die Top 10 der
Weltrangliste zu knacken. Auch sie hat in diesem Jahr keinen Turniersieg
feiern können. Das Aufwärmen in Luxemburg war vielversprechend. Sie wirkte
Selbstbewusst und traf die Bälle mit einem guten Rhythmus. So legte sie denn
auch im Match los. Doch noch beeindruckender war, wie Wozniacki gegen den
Ansturm der Deutschen dagegenhalten konnte und die Bälle mit guter
Geschwindigkeit zurückbrachte. Natürlich haut die Dänin nicht so drauf wie die
Deutsche, aber sie hatte in diesem Spiel die Oberhand.
Luxemburg
Hier noch einige Bilder von meiner
morgendlichen Joggingtour durch Luxemburg. Das Petruss-Tal ist ein ideales
Naherholungsgebiet, da dieses dank seiner einschneidenden Lage autofrei ist. An
diesem Wochenende fanden in Luxemburg auch Wahlen statt. Nach 18 Jahren könnte
die Ära von Regierungschef Jean-Claude Juncker von der christlichen-sozialen
Volkspartei (CSV), die seit 1979 ununterbrochen an der Match ist, zu Ende sein.
Nach einer Geheimdienstaffäre hat die CSV einige Prozent eingebüsst, ist aber
die stärkste Partei geblieben. Dennoch könnte nun eine Dreierkoalition der
liberalen demokratischen Partei (DP), der Sozialdemokraten (LSAP) und der Grünen
die Regierungsgeschäfte übernehmen.
Yanina Wickmayer/Stephanie
Vogt
(WTA Doppel 194/197)
-
Kristina Barrois/Laura
Thorpe
(WTA Doppel 85/100)
7:6 6:4
Für alle vier Spielerinnen ging es um
den ersten WTA-Turniersieg im Doppel. Wobei Geburtstagskind Wickmayer in ihrer
Karriere bereits dreimal im Einzel zu Ehren kam und die klar renommierteste
Spielerin auf dem Platz war. Es ist ja nicht so, dass die unbekannteren
Spielerinnen es weniger verdienen würden. Sie alle rackern sich Tag ein Tag aus
ab. Dass es an der Athletik nicht fehlen würde, stach mir bei der 26-jährigen
Thorpe auf Bild 2 ins Auge. Barrois/Thorpe hatten sich den Finaleinzug mit den
Siegen über die gesetzten Paare Srebotnik/Petrova und Jurak/Voracova redlich
verdient.
Die grosse Story ist aber sicherlich Vogt, die in dieser Woche ihr erstes Match
in einem WTA-Hauptfeld gewinnen konnte und zum Ende der Woche die Trophäe in den
Händen hielt. Die musste sie sich auch redlich verdienen. Denn zum Beginn des
zweiten Satzes entschieden sich Wickmayer/Vogt dazu, dass Vogt (im Gegensatz zum
ersten Satz)
als Erste im Satz aufschlägt. Der Grund lag darin, dass als Erstes auf der Seite
aufgeschlagen werden musste, auf der Vogt bereits im ersten Satz aufgeschlagen hatte.
Bei 5:4 war es daher an ihr, den Turniersieg auszuservieren. Unter anderem durch
einen weit ins Aus geflatterten Doppelfehler lagen sie mit 0:40 zurück. Die
Nervosität war bei diesem Spielstand wieder dahin und mit einer gesteigerten
Leistung und etwas Glück gewannen sie vier Punkte in Folge und damit das Match!
Der Sieg katapultiert sie in der Doppelweltrangliste auf Rang 128, was sich bei
den Hauptfeld-Cuts und bei der Auswahl von Doppelpartnerinnen positiv auswirken
wird.
Caroline Wozniacki
(WTA 9) -
Annika Beck
(WTA 57)
6:2 6:2
Der Aufschlag war der Schwachpunkt bei der 170cm grossen
Beck. Einzig zu Beginn des zweiten Satzes konnte sie ihren Service einmal halten.
Mit zwei Breaks und einer 2:1 Führung war die 19-jährige gut in die Partie
gestartet. Doch danach wurde Wozniacki ihrer Favoritenrolle gerecht.
Die Dänin hatte sich wie bereits gestern
gegen eine von den vielen Deutschen im Publikum stark aber sehr fair
unterstützte Gegnerin durchgesetzt. Die guten Leistungen der deutschen
Spielerinnen führten zu einer guten Stimmung und einem verstärkten
Zuschaueraufmarsch im Grossherzogtum.
Luxemburg - Berg TG
Die Rückfahrt dauerte wieder genau
viereinhalb Stunden. Diesmal aber via dem Schwarzwald.
Einzel | ||||
1. Runde | 2. Runde | Viertelfinal | Halbfinal | Final |
Caroline Wozniacki (1) - Mandy Minella (W) 6:3 7:6 |
Caroline Wozniacki (1) - Monica Niculescu 6:3 6:2 |
Caroline Wozniacki (1) - Bojana Jovanovski (8) 6:3 3:6 6:3 |
Caroline Wozniacki (1) - Sabine Lisicki (3) 6:4 6:4 |
Caroline Wozniacki (1) - Annika Beck 6:2 6:2 |
Sabine Lisicki (3) - Donna Vekic 2:6 6:3 6:0 |
Sabine Lisicki (3) - Tereza Smitkova (Q) 6:4 6:0 |
Sabine Lisicki (3) - Karin Knapp 7:5 4:6 6:0 |
||
Annika Beck - Tsvetana Pironkova 6:2 6:2 |
Annika Beck - Lucie Safarova (5) 6:2 4:6 6:4 |
Annika Beck - Katarzyna Piter (Q) 6:3 6:7 7:6 |
Annika Beck - Stefanie Vögele 7:5 1:0 ret. |
|
Stefanie Vögele - Mona Barthel (6) 1:6 6:4 7:6 |
Stefanie Vögele - Karolina Pliskova 6:1 3:6 6:3 |
Stefanie Vögele - Sloane Stephens (2) 6:3 3:6 6:2 |
Doppel | |||
1. Runde | Viertelfinal | Halbfinal | Final |
Barrois/Thorpe - Jurak/Voracova (4) 6:7 6:4 10-7 |
Barrois/Thorpe - Bogdan/Torro-Flor 6:3 7:5 |
Barrois/Thorpe - Srebotnik/Petrova (1) 6:2 3:6 10-8 |
Wickmayer/Vogt - Barrois/Thorpe 7:6 6:4 |
Wickmayer/Vogt - Niculescu/Dominguez Lino (3) 6:3 4:6 12-10 |
Wickmayer/Vogt - Dekmeijere/McHale 7:6 4:6 10-3 |
Wickmayer/Vogt - Raymond/Hercog 0:1 ret. |
|
Raymond/Hercog - Hsieh/Hsieh 6:2 6:7 10-7 |
Raymond/Hercog - Mladenovic/Piter (2) 7:6 6:7 10-8 |