ZüriOberland Open, Fällanden 2011 |
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13. März 2011 |
ZüriOberland Open
Ein 10'000$ ITF-Turnier zu organisieren, ist nun
wahrlich keine Goldgrube. Im letzten Jahr in Wetzikon ausgetragen, fand das
Turnier in diesmal in Fällanden statt. Es besteht sowohl aus einer 10'000$
Herren- als auch aus einer 10'000$ Damenkonkurrenz. Von den Namen und den
Klassierungen der Teilnehmer her ist ein Besuch selbst aus meiner Sicht nicht
zwingend. Da gibt es aber doch immer wieder den einen oder anderen interessanten
Spieler. Ich war froh, eine für mich interessante Begegnung gefunden zu haben,
damit ich auch mal mit gutem Grund beim Turnier vorbeischauen konnte.
Haupttableau Herren Einzel | |
1. Runde | 2. Runde |
Joachim
Johansson (2) - Mate Pavic (JE) 6:7 6:3 6:4 |
Mark-Alexander
Kepler - Joachim Johansson (2) w.o. |
Joachim Johansson - Mate Pavic
Joachim Johansson: Der ehemalige
Weltranglistenneunte erreichte seine Bestmarke nach der Viertrundenqualifikation
an den Australian Open
2005, wo er trotz einem damaligen Weltrekord von 51 Assen in einem Match in
vier Sätzen an Agassi scheiterte. Das war bislang auch das einzige Turnier
gewesen, an dem ich Johansson je live hatte spielen sehen. Nach einer
verletzungsreichen Karriere steht Pim Pim aktuell an Position 537 der
Weltrangliste. Erst auf diese Woche hin hatte er sich im ATP-Ranking um 212
Positionen verbessert, da er für Schweden im Davis Cup einen Sieg über den
Russen Gabashvili feiern konnte. Er trug damit massgeblich zum Sieg der Schweden
in der ersten Runde der Weltgruppe bei, bei denen hinter Söderling eine grosse
Lücke klafft. Mittlerweile 28 Jahre alt, schaut Johansson aber immer noch etwas
wie ein Schuljunge aus.
Mate Pavic: Der 17-jährige Kroate aus Split ist der aktuell fünftbeste Junior
der Welt. Jeder Spieler, der das Jahr unter den Top 10 der Juniorenweltrangliste
beendet, erhält für das Folgejahr drei Startberechtigungen bei ITF-Turnieren.
Pavic trat in Fällanden dank dieser Junior Exempt-Regelung an. Ansonsten hätte er
mit seiner Weltranglistenposition 1308 in die Qualifikation gemusst. Letzte
Woche war er bei den Zurich Open in der Saalsporthalle angetreten. Dort spielt
ja die ATP Champions Tour. Das heisst die "Oldie Tour". Bei den Zurich Open wird
zudem auch eine Juniorenkonkurrenz ausgetragen. Ausserdem treten die Oldies und
die Junioren gemeinsam im Doppel an. Ich bin immer wieder überrascht, wie gut
die Juniorenkonkurrenz bei den Zurich Open besetzt ist. Ich hatte Pavic nach dem
Spiel gefragt, ob die Zurich Open für die Junioren eine gute Sache seien und er
hat das klar bejaht.
Das Match riss mich nun nicht gerade vom Hocker, hatte aber doch einige
interessante Züge. Der junge Pavic überraschte vor allem in brenzligen
Situationen mit Serve and Volley-Spiel. Bereits im ersten Game lag er 0:40
hinten, konnte das Break aber noch verhindern. Pavic war überrumpelt von der
Forderung Johanssons, sämtliche Bälle in Spielfeldnähe wegzuräumen. So musste
er, falls sein erster Aufschlag im Netz hängen blieb, nach vorne gehen und den
Ball wegräumen. Pavic fragte erbost beim Schiedsrichter nach. Der aber befand
Johanssons Forderung als legitim. Bei diesem Turnier gab es keine Balljungen und
keine Linienrichter. Nur einen Stuhlschiedsrichter. Neue Bälle gab es erstmals
nach elf Games, danach wieder nach dreizehn Games.
Johanssons Breakchancenverwertung war mangelhaft. Sein eigener Aufschlag
hingegen war bombastisch. Beinahe wie eh und je. Er sieht ja etwas schlaksig aus,
aber seine Oberarme sind muskelbepackt. So auch der ganze Oberkörper, wie sich
beim T-Shirtwechsel nach dem Match zeigte. Von nichts kommt nichts. Mehr als
zwei Punkte gewann Pavic bei Aufschlag Johansson nie. Der Schwede servierte
viele Asse. Pavic kam oft überhaupt nicht an die Bälle heran. Pavic wollte den Ball
spielen, aber traf in nicht. Johansson servierte Pavic auf den Körper und der
Kroate konnte sich nur noch ducken. Alle Varianten gab es zu beobachten.
Den ersten Satz schnappte sich der Junior überraschend im Tie-Break. Doch als Johansson im
zweiten Satz das erste Break gelang, kippte die Partie zu Gunsten der Nummer 2
der Setzliste. Mit dem frühen Break im dritten Satz ebnete Pim Pim den Weg zum
letzten Sieg in seiner Karriere!
Karriereende!
Zur zweiten Runde trat Joachim Johansson nicht mehr an. Gegenüber der
schwedischen Tageszeitung "Svenska Dagbladet" liess der 28-jährige tags darauf verlauten:
"Ich habe erkannt, dass ich mit diesem Lebensabschnitt abgeschlossen habe".
Weiter gab er an, nicht mehr dieselbe Leidenschaft für den Sport aufzubringen
wie zuvor.
Das ist schon ein Zufallstreffer, dass ich das letzte Karrierematch von Joachim Johansson erlebt habe. Bei einem 10'000$-ITF in einer ersten Runde, die er erst noch gewann!?
Nachtrag Oktober 2013: Johansson beendet seine Karriere doch noch mit einer Niederlage. Als einmalige Aktion gab Pim Pim beim Heimturnier in Stockholm zweieinhalb Jahre nach seinem Rücktritt ein Comeback. Er setzte sich in der Qualifikation durch und gewann im Hauptfeld gegen Falla bevor er an Raonic scheiterte. Auch der Marketingverantwortliche der Stockholm Open gab als Einmalaktion ein Comeback: Als 41-jähriger trat Jonas Björkman an der Seite von Robert Lindstedt an. Knapp fünf Jahre nach seinem Rücktritt erreichte Björkman das Finale in Stockholm.