Doppel Vorschau - ATP Team Race 2010

Seit drei Jahren liefern sich die Bryans und Nestor/Zimonjic mit grossen Abstand auf die nächstplatzierten einen Kampf um die Weltranglistenspitze. Sämtliche Teams, die bei der Anzahl Turniere (siehe Tabelle) zusammen die Grenze von 23 Turnieren knacken, treten das Jahr hindurch ausnahmslos gemeinsam an. Bei den anderen Spielern wechseln die Doppelpartner bei kleineren Turnieren hie und da.

Melzer/Petzschner haben sich aufgrund ihres Wimbledonsieges für die Finals qualifiziert. Als Grand Slam-Sieger müssen sie "nur" in den Top 20 klassiert sein, um es nach London zu schaffen. Das kam den Beiden gelegen, da Petzschner in den letzten Wochen ohnehin verletzungsbedingt ausgefallen war.

Jürgen Melzer steht in der Einzelweltrangliste auf Rang 11 und in der Doppelweltrangliste auf Platz 6. Damit kann ihm im Moment keiner auch nur annähernd das Wasser reichen.

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Doppel Gruppe A - Ungewöhnliche Finals-Bilanz

Bob Bryan/Mike Bryan - Lukas Dlouhy/Leander Paes
Dlouhy/Paes sind zusammen zwar zweifache Grand Slam-Gewinner, haben aber an den ATP World Tour Finals noch nie ein Spiel gewinnen können. In den letzten drei Jahren verloren sie jedesmal alle drei Gruppenspiele.
Die Bryans hingegen wurden bereits zum 6. Mal zum Jahresende als bestes Team der Weltrangliste ausgezeichnet. Das ist Weltrekord. Wobei bei den Zwillingen die Gefahr eines Teamwechsel ja nahezu auszuschliessen ist. Da punktet es sich in Sachen Allzeit-Teamstatistik natürlich leichter. Ausserdem erhielten sie den Pokal für die Fans' Favourite in der Kategorie Doppel.

Mariusz Fyrstenberg/Marcin Matkowski - Jürgen Melzer/Philipp Petzschner
Auf einem Karrierebest von Rang 11 im Einzel und mit dem Titel beim 250er-Turnier in seiner Heimat Wien in der Tasche trat Jürgen Melzer in Topform an. Philipp Petzschner hingegen trat aufgrund einer Schulterverletzung zum ersten Mal seit den US Open vor fast drei Monaten wieder an. Diese Kombination reichte nicht aus für eine Halbfinalqualifikation.
Fyrstenberg/Matkowski hatten die beiden höher klassierten Teams in der Gruppe bereits besiegt und lagen auch gegen Melzer/Petzschner in Front. Doch wenn es jeweils darum ging, den Satz zu beenden, bekamen sie es unverständlicherweise mit den Nerven zu tun. Schon im letzten Jahr hatten sie sich überraschend für das Halbfinale qualifiziert. Die Polen sind eher als Vielspieler bekannt, die ihre Punkte bei kleineren Turnieren sammeln. An Grand Slam-Turnieren haben sie erst einmal ein Halbfinale (Australian Open 2006) erreicht. In London aber lehrten sie den "Grossen" das fürchten.

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Doppel Gruppe B - Letztes gemeinsames Turnier

Daniel Nestor/Nenad Zimonjic - Lukasz Kubot/Oliver Marach
Nach drei Jahren trennen sich die Wege von Nestor/Zimonjic. Seit dem French Open-Sieg anfangs Juni lief es nicht mehr rund. Seitdem sie ihre Trennung vereinbart haben, lief mit dem Turniersieg in Wien und dem Finale in Basel plötzlich wieder alles entspannt. Bereits vor dem Match standen Nestor/Zimonjic als Gruppenerste und Kubot/Marach als Gruppenletzte fest. Eine schlechte Aufschlagleistung liess Nestor/Zimonjic im ersten Satz sehr alt aussehen. Kubot/Marach gelangen zudem super Passierbälle. Hier ist der gute Einzelspieler Kubot (Weltranglistenposition 70) natürlich im Vorteil. Kubot/Marach wechselten ihre Position beim eigenen Aufschlag auffällig oft. Dank diesem Sieg im bedeutungslosen Gruppenspiel geht das polnisch-österreichische Team mit immerhin 43'750$ aus London in die Winterferien.

Mahesh Bhupathi/Max Mirnyi - Wesley Moodie/Dick Norman
Hätten Bhupathi/Mirnyi früher Erfolge gefeiert als erst mit dem Turniersieg beim 1000er-Turnier in Paris, dem letzten Turnier vor London, dann würden sie im nächsten Jahr vielleicht noch zusammenspielen. So feierten sie immerhin ein starkes Ende der Saison. Moodie/Norman hatten sich eigentlich bereits vor dieser Saison getrennt. Wohl mangels Alternativen spielten die beiden dann aber seit April doch wieder zusammen.
Mirnyi schoss Norman einige Male ab. Da scheint die Chemie nicht zu stimmen. Bhupathi/Mirnyi unterlief nur ein unerzwungener Fehler. Moodie/Norman hatten deren sieben, wobei Norman etwa drei Smashs verhauen hatte sowie einen Volley. Interessant ist, dass Norman bei eigenem Aufschlag seine Position an der Grundlinie sehr stark variiert.

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Doppel Halbfinal & Final - Finalisten paaren sich neu

Daniel Nestor/Nenad Zimonjic - Bob Bryan/Mike Bryan
Diese zwei Teams hatten sich in den letzten drei Jahren fast permanent um die Weltranglistenspitze duelliert. Die Rivalität und die Wichtigkeit in ihrem nun letzten Match gegeneinander war offensichtlich. Für viele Doppelspieler sind ATP World Tour Finals in London das Lieblingsturnier, weil sie hier vor praktisch vollen Rängen in der 17'500 Zuschauer fassenden O2-Arena spielen können. Das erleben sie sonst nirgendwo. Ein einziges Mini-Break führte im Match-Tie-Break zur 12:10-Entscheidung zu Gunsten des Kanadiers und des Serben.

Mahesh Bhupathi/Max Mirnyi - Mariusz Fyrstenberg/Marcin Matkowski
Das Spiel verlief eindeutiger, als es das Resultat zeigt. Bhupathi/Mirnyi waren viel reaktionsschneller und standen irgendwie immer richtig. Selbst beim Return versuchten sie, ans Netz vorzurücken. Von den elf Breakbällen nutzten sie allerdings nur deren zwei. Fyrstenberg/Matkowski kamen erst im Verlauf des zweiten Satzes zu ihren insgesamt vier Breakbällen.

Daniel Nestor/Nenad Zimonjic - Mahesh Bhupathi/Max Mirnyi
Den ersten Satz verloren Bhupathi/Mirnyi unglücklich. Bei eigenem Aufschlag gaben sie im ersten Durchgang nur gerade vier Punkte ab. Zwei davon allerdings im Tie-Break, was bereits zu viel war. Zum Abschluss ihrer gemeinsamen Zeit gewannen Nestor/Zimonjic den Titel. Das war Nestor bereits vor drei Jahren beim letzten Auftritt mit Mark Knowles gelungen, nachdem die beiden zuvor eine Durststrecke durchlaufen hatten.
Es gibt trotz der bevorstehenden Teamwechsel kein böses Blut unter den Spielern. Nestor spasste bei der Siegerehrung, der Grund für die Trennung von Zimonjic sei ganz einfach: "we don't like each other". Vorjahresfinalist Mirnyi, der als Verlierer des Finals zuerst zum Mikrofon griff, meinte: "Congratulations to our friends Daniel und Nenad". Der Weissrusse wird im neuen Jahr mit Nestor antreten (Bild 9). Zimonjic wird mit Llodra ein Team bilden. Dann gibt es, wie es Zimonjic es schön bezeichnet hat, noch die "big reunion" zwischen Bhupathi und Paes. Bis 2002 spielten die beiden Inder sehr erfolgreich zusammen. Aber es gab persönliche Differenzen. Im Davis Cup und bei Olympischen Spielen traten sie aber weiterhin zusammen an. Mit der Neuordnung verschiedener Teams streben die beiden zum Saisonauftakt im Januar die Mission Titelgewinn bei den Australian Open an. Es ist der einzige Grand Slam-Titel, der beiden im Palmares noch fehlt. Danach werden sich ihre Wege wohl bereits wieder trennen.
Alle Finalisten bedankten sich in ihrer Ansprache ausserordentlich bei der ATP und den Veranstaltern der ATP World Tour Finals, dass sie ihre Matches unmittelbar vor einer Einzelpartie austragen dürfen und somit vor einer wunderbaren Kulisse spielen können. In Schanghai bis 2008 zum Beispiel waren die Doppel am Nachmittag und die Einzel am Abend ausgetragen worden. Qualitativ sind diese Doppelpartien ein Leckerbissen für das Publikum.

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