Fed Cup Europa/Afrika-Zone I 2010

zurück zur Übersicht         Last updated: 30.04.2022

alle Berichte aus der Rabble-Tennisdatenbank zu: Patty Schnyder, Amra Sadikovic, Sarah Moundir, Alexandra Dulgheru, Simona Halep, Ioana Raluca Olaru, Irina Begu, Petra Martic, Ajla Tomljanovic, Silvia Njiric, Michelle Larcher De Brito, Neuza Silva, Maria Joao Koehler
Vorrundengruppe B - Schweiz trotzt schlechten Vorzeichen, Portugals Heimpleite

 

Amra Sadikovic ist an diesem Turnier eine der Spielerinnen mit der stärksten Leistung verglichen mit ihrer Klassierung und ihrem Palmares. Vor allem dank ihr hatte die Schweiz nichts mit dem Abstieg zu tun und spielte sogar bis zuletzt um den Turniersieg mit. Das mit dem Schweizer Team 2010 vergleichbare Portugal hingegen enttäuschte durchwegs und lag jeweils in allen vier Partien bereits nach den Einzeln hoffnungslos mit 0:2 zurück.

Platzierungsspiele mit Beteiligung der Teams aus Vorrundengruppe B
Pl.  Begegnungen  Einzel #2-Spielerinnen  Einzel #1-Spielerinnen  Doppel
1
 .
 Schweiz (2) - Slowenien
 0:2
 Sadikovic - Srebotnik
 2:6 7:6 1:6
 Moundir - Hercog
 4:6 1:6
 not played
 
5
 .
 Ungarn - Rumänien
 0:2
 Susanyi - Begu
 6:7 1:6
 Jani - Halep
 4:6 2:6
 not played
 
9
 .
 Weissrussland (4) - Kroatien
 2:1
 Poutchek - Njiric
 6:2 6:2
 Dzehalevich - Tomljanovic
 6:7 4:6
 Poutchek/Dzehalevich - Tomljanovic/Njiric
 6:1 6:1
13
 .
 Portugal - Bulgarien
 0:2
 Silva - Evtimova
 1:6 1:6
 Larcher de Brito - Pironkova
 3:6 3:6
 not played
 

Slowenien ist für die Aufstiegsspiele in die Weltgruppe II qualifiziert. Portugal steigt in die Europa/Afrika-Zone II ab.
 

Vorrunde Gruppe B
 Begegnungen  Einzel #2-Spielerinnen  Einzel #1-Spielerinnen  Doppel
 Schweiz (2) - Rumänien
 2:1
 Sadikovic - Olaru
 7:6 5:7 6:4
 Schnyder - Dulgheru
 6:3 6:7 0:6
 Schnyder/Sadikovic - Olaru/Halep
 7:6 6:1
 Kroatien - Portugal
 2:1
 Tomljanovic - Silva
 7:6 6:4
 Martic - Larcher de Brito
 6:4 6:1
 Njiric/Kostanic Tosic - Silva/Larcher de Brito
 
5:7 4:6
 Schweiz (2) - Portugal
 3:0
 Sadikovic - Silva
 6:4 6:1
 Schnyder - Larcher de Brito
 6:2 6:4
 Sadikovic/Moundir - Piedade/Koehler
 7:5 5:7 6:4
 Kroatien - Rumänien
 1:2
 Tomljanovic - Halep
 7:6 1:6 6:7
 Martic - Dulgheru
 6:3 6:4
 Martic/Tomljanovic - Dulgheru/Halep
 
7:5 3:6 4:6
 Schweiz (2) - Kroatien
 3:0
 Sadikovic - Njiric
 7:6 6:1
 Schnyder - Martic
 6:2 4:6 7:6
 Schnyder/Moundir - Tomljanovic/Njiric
 2:1 ret.
 Rumänien - Portugal
 2:1
 Halep - Koehler
 6:4 6:1
 Dulgheru - Larcher de Brito
 6:0 5:7 6:2
 Olaru/Begu - Silva/Koehler
 5:7 5:7

Tabelle:   1. Schweiz 3/3,   2. Rumänien 2/3,   3. Kroatien 1/3,   4. Portugal 0/3.

Amra SadikovicPetra Martic
SUI-CRO   Amra Sadikovic - Silvia Njiric   (Bilder 1-3)
Gegen die auf Rang 896 geführte Njiric ging Sadikovic erstmals in dieser Woche als Favoritin in eine Partie. Zuvor hatte die Schweizerin mit Olaru und Silva die Nummern 71 und 201 der Weltrangliste besiegt. Die 20-jährige Aargauerin ihrerseits wird auf Rang 374 geführt. Sie überzeugte bei Aufschlag und Volley. In den Returnspielen hingegen bekundete sie zu Beginn der Partie Mühe. Der Schlüsselfaktor wird ihre Beweglichkeit sein, ob sie sich im Profizirkus wird durchsetzen können.
Nach dem schweizerischen Break zur 4:3-Führung, wackelte Sadikovic in beiden folgenden Aufschlagspielen. Das erste Mal konnte sie ein 0:40 noch abwehren. Beim zweiten Mal nicht mehr, was den 5:5-Ausgleich zur Folge hatte. Nach dem Gewinn des Tie-Breaks konnte sie dann aber durchmarschieren. Njiric hat eine schöne Technik bei ihren Grundschlägen, vor allem auf der Rückhand. Womit man sich alleine allerdings auch noch nichts kaufen kann.

SUI-CRO   Patty Schnyder - Petra Martic   (Bilder 4-6)
Der alles entscheidende Grundstein zum erfreulichen Abschneiden in Portugal hatten die Schweizerinnen am ersten Turniertag gegen die leicht favorisierten Rumäninnen gelegt. Das Sensationelle daran war, dass der Sieg trotz Teamleaderin Schnyders Einzelniederlage errungen werden konnte. Es war der erste wettkampfmässige Auftritt der Baslerin seit letztem Oktober gewesen. Die Australian Open hatte die 31-jährige aufgrund einer Fussverletzung verpasst.
Das Match gegen Martic wurde zur Zitterpartie. Den entscheidenden Tie-Break aber gewann Schnyder im Schnellverfahren. Sie hatte sich über weite Strecken des Matches oft weit hinter der Grundlinie in der Defensive wiederfinden müssen. Die im Janaur 19 Jahre alt gewordene Martic agierte mit druckvollen, schön durchgeschwungenen Schlägen und überzeugte auch mit ihren Volleys. Obwohl es in diesem Match um den Gruppensieg ging, war auch diese Begegnung nur auf Court 2 angesetzt worden.

SUI-CRO   Patty Schnyder/Sarah Moundir - Ajla Tomljanovic/Silvia Njiric   (Bilder 7-10)
Nach drei Games und einer etwa viertelstündigen Verletzungsunterbrechung gaben die Kroatinnen im unbedeutenden Doppel bereits auf. Tomljanovic wäre die nominelle Nummer 2 im kroatischen Team gewesen. Sie stand am darauffolgenden Tag wieder im Einsatz (Bild 10 oben). Gegen die Schweiz hatte bekanntlich Njiric das Einzel bestritten.


SLO-SUI   Katarina Srebotnik - Amra Sadikovic   (Bilder 1-3)
Wie Schnyder hat auch Srebotnik die Australian Open auslassen müssen. Da bietet der Fed Cup eine gute Aufbaumöglichkeit, da man einige Matches absolvieren kann und nicht gleich bei der ersten Niederlage wieder abreisen muss. Wobei Srebotnik in Cruz Quebrada keine einzige Niederlage einstecken musste. Sie war im letzten Jahr von Januar bis August aufgrund einer Schulterverletzung ausgefallen und belegt in der Weltrangliste im Moment nur den 427. Platz. Dadurch spielte sie ihre Einzel an der Nummer 2-Position, womit Slowenien diesen Punkt jeweils schon fast budgetieren konnte. Zusammen mit den Doppelfähigkeiten der ehemaligen Weltranglistendritten im Doppel und dem guten Niveau der Teamkolleginnen brachte das den Sloweninnen natürlich einen grossen Vorteil. Srebotnik trainiert seit kurzer Zeit übrigens in der SwissTennis Academy in Biel.
Problemlos lief allerdings nicht alles für Srebotnik. Wie schon im Gruppenspiel gegen die Niederländerin Ewijk musste die 28-jährige auch gegen Sadikovic über drei Sätze gehen. Im zweiten Satz hatte die Schweizerin bei ihren Aufschlagspielen dem Druck der Slowenin standhalten können.

SLO-SUI   Polona Hercog - Sarah Moundir   (Bilder 4-5)
Grippegeschwächt konnte Schnyder nicht zum Einzel antreten. Wobei mir da einige Dinge unlogisch sind. Wären Sadikovic und Moundir von Beginn weg für das Einzel nominiert gewesen, hätte Moundir die Nummer 2-Position spielen müssen. Sie trat aber als Nummer 1 an. Das heisst Schnyder musste irgendwie kurzfristig abgesagt haben, wobei ich mir gar nicht sicher bin, ob das reglementarisch überhaupt noch möglich ist. Jedenfalls war Schnyder auf dem Platz zugegen. Nachmittags noch im Trainingsanzug, am Abend mit dicker Jacke. Gegen Abend wurde es in der Halle jeweils wirklich eiskalt. Drei Tage später beim WTA-Turnier in Paris gewann sie bereits wieder ihre Erstrundenpartie gegen Razzano (WTA 24). Ich denke, man hatte abgewartet, was Sadikovic in ihrer Partie erreichen würde. Hätte sie gewonnen, wäre wohl auch Schnyder zu ihrem Einzel angetreten. Somit war Schnyders Einsatz am Freitag das letzte Fed Cup-Match ihrer Karriere, da sie wohl am Ende der Saison zurücktreten wird.
Die Schweizermeisterin Moundir stand als 993. der Weltrangliste gegen die Nummer 63 natürlich auf verlorenem Posten. Mangelenden Einsatz kann man der Debütantin wahrlich nicht vorwerfen. Doch Hercog liess nichts anbrennen. Nach der klaren Niederlage gegen Peer und der knappen Niederlage gegen Rus war es in dieser Woche der erste Sieg im Einzel für die slowenische Nummer 1 gewesen.
Nach dem Ende des Schweden-Spiels hatten wir es uns unten auf dem Court 1 gleich gemütlich gemacht und waren so doch noch in guter Zuschauerposition für dieses Aufstiegsmatch auf Court 2. Das wäre natürlich nicht erlaubt gewesen. Einmal kam ein Offizieller bei uns vorbei. Aber statt uns zurechtzuweisen, hat er uns gefragt, wie denn der Spielstand sei. ;-) Alle anderen Zuschauer waren ohnehin auf dem Court Central, wo Portugal sein Abstiegsmatch austrug.

Michelle Larcher De BritoMichelle Larcher De BritoAlexandra Dulgheru
BUL-POR   Tsvetana Pironkova - Michelle Larcher De Brito   (Bilder 1-2)
Da waren zum Ende der Partie, die den Abstieg des portugiesischen Teams besiegelte, dann doch viele "ahh"s, "ohh"s und "hmm"s zu hören, wenn Larcher De Brito neuerlich ein Fehler unterlief. Martic, Schnyder, Dulgheru und Pironkova waren nun natürlich nicht die leichtesten Gegnerinnen. Aber gleich alle vier Einzelpartien zu verlieren, hatte man sich beim Heimauftritt dann doch anders vorgestellt. Sämtliche Teams aus dem Topf 4 landeten auch auf Gruppenrang 4 und standen sich folglich im jeweiligen Abstiegsspiel gegenüber.

ROU-POR   Alexandra Dulgheru - Michelle Larcher De Brito  (Bilder 3-11)
Einen zu hohen Bekanntheitsgrad erreicht zu haben, bevor man Erfolge aufweisen kann, kann zum Problem werden. Dieser Gefahr sieht sich Larcher De Brito ausgesetzt. An der Beinarbeit muss die mittlerweile doch schon bald 17-jährige Portugiesin arbeiten. Kurz vor dem Schlag bleibt sie oft still stehen und macht dann während des Schlages einen Hüpfer. Wenn man sich vom lauten Schreien nicht ablenken lässt, sind die Bälle gar nicht so schnell, wie es sich anhört. Ich war überrascht, dass Dulgheru mit ihrer Rückhand härter schlug als Larcher De Brito. Die Rumänin ist eigentlich eine Sandplatzspezialistin mit defensiver Grundeinstellung. Aber wenn sie mal durchzieht, hat sie auch ordentlich Power dahinter. Bei Larcher De Brito gibt es eigentlich nur zwei Zustände: Entweder ballt sie die Faust oder sie lässt den Kopf hängen. Zu viele Emotionen und Geschreie kostet Kraft und Kühlheit, die im Spiel genutzt werden könnte.

Maria Joao KoehlerSimona HalepSimona Halep
ROU-POR   Simona Halep - Maria Joao Koehler
Wenn man nach Simona Halep googelt, werden einem erst mal Bilder mit riesigem Dekollté von den letztjährigen Australian Open angezeigt. Weit herum bekannt. Sogar schon per Email in alle Welt versendet worden. Dabei kennt diese Simona Halep eigentlich doch noch gar niemand. Das finde ich doch ziemlich fragwürdig, wenn man es unfreiwillig schon zu so vielen Millionen von Internetklicks bringt. Damit ich das Thema doch wieder auf die Tennisebene rücken kann: Simona Halep ist die Juniorinnen-Siegerin der French Open 2008. In Portugal habe ich sie erstmals live spielen sehen. Sie verfügt über technisch schöne Grundschläge. Um auf dem Platz ein Lächeln von ihr zu sehen, muss man allerdings sehr viel Geduld aufbringen.
Die Portugiesin Koehler ist ein Vulkan. Motiviert bis zum Anschlag sprudelt es aus ihr heraus. Trotz zwei Tagen mit schwacher Teamleistung war die Linkshänderin bei ihrem ersten Einzeleinsatz noch voll dabei und glaubte an den Sieg. Nur leider brachte alles nichts.

Maria Joao Koehler, Neuza SilvaIrina Begu, Ioana Raluca Olaru
POR-ROU   Neuza Silva/Maria Joao Koehler - Ioana Raluca Olaru/Irina Begu
Nach ihren Auftaktniederlagen gegen Sadikovic im Einzel sowie dem Entscheidungsdoppel gegen Schnyder/Sadikovic wurde Olaru im rumänischen Team gleich aussortiert. Halep durfte für sie die weiteren Einzelpartien bestreiten, obwohl Olaru als Nummer 71 eigentlich die am zweitbesten klassierte der angetretenen Rumäninnen war. Bei ihrem einzigen weiteren Einsatz setzte es gleich nochmals eine Niederlage gegen schlechter klassierte Gegnerinnen ab. Diesmal im unbedeutenden Doppel gegen Portugal an der Seite Begus.
Die Portugiesinnen hängten sich voll in die unbedeutende Partie hinein. Es resultierte schliesslich auch ein Erfolgserlebnis daraus. Allerdings stellt sich schon die Frage, ob man seine Kräfte in so einem Spiel verpuffen soll, oder sich nicht doch lieber auf das entscheidende Abstiegsspiel vom kommenden Tag konzentrieren sollte. Das ist der Segen und Fluch des Heimteams. Silva spielte aggressiv auf die Frau und schoss ihre Gegnerinnen am Netz wiederholt ab. Das liessen sich die Rumäninnen nicht bieten und vergalten gleiches mit gleichem.

Simona Halep
ROU-HUN   Simona Halep - Reka-Luca Jani
Halep blieb in allen drei Einzelpartien siegreich, wobei sie diese jeweils auch als leichte Favoritin in Angriff nahm. Nach der etwas überraschenden Auftaktniederlage gegen die Schweiz blieb dem rumänischen Team der fünfte Schlussrang. Mit Cirstea, die kurz vor dem Turnier ihre Teilnahme abgesagt hatte, wären die Rumäninnen heisse Aufstiegskandidatinnen gewesen.

 

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